Drama in Polizeistation


Bei der Pressekonferenz am Samstagabend gab Polizeipräsident Gerhard Hauptmannl (2. von rechts) Details zu dem blutigen Beziehungsdrama bekannt. Links Polizei-Pressesprecherin Elke Schönwald, daneben Oberstaatsanwalt Reinhold Wenny, ganz rechts Polizeidirektor Ingo Wittassek.
Fotos: Erich Zwick
Nürnberg/Lauf. Die erste Bluttat im neuen Jahr im Bereich des Polizeipräsidiums Mittelfranken betrifft ausgerechnet zwei Polizeibeamte.

Eine 25jährige Polizistin beendete am Samstag um 14.30 Uhr auf tragische Weise in ihrer Dienststelle in Lauf Beziehungsprobleme zu einem 30 Jahre alten Kollegen. Sie schoss auf ihn, verletzte ihn lebensgefährlich und richtete anschließend die Waffe auf sich selbst. Trotz sofortiger notärztlicher Versorgung erlag sie im Klinikum Nürnberg-Süd ihren Kopfverletzungen (wir berichteten in einer Eil-Meldung).

In einer Pressekonferenz am Samstagabend im Nürnberger Polizeipräsidium schilderte Mittelfrankens Polizeipräsident Gerhard Hauptmannl den Tathergang. Mit dabei: Oberstaatsanwalt Reinhold Wenny und Polizeidirektor Ingo Wittassek, der die dramatischen Stunden vor der Bluttat hautnah miterlebte.

Die 25jährige Frau hatte in ihrer dienstfreien Zeit in den frühen Morgenstunden des Samstag ihren Lebenspartner, mit dem sie zusammenlebte, per SMS zu einer Aussprache gebeten, weil der Kollege sie offenbar verlassen wollte. Zunächst sollte das Treffen in Nürnberg stattfinden; dann hatte es sich die Anruferin anders überlegt. Ihr Lebensgefährte sollte lieber zur Dienststelle kommen, weil sie auch den dort diensthabenden Gruppenleiter als Vermittler ins Vertrauen ziehen wollte.

In einer weiteren SMS wurde der 30jährige Mann aufgefordert, aus einem Fenster der Dienststelle aus dem zweiten Stock auf die Straße zu blicken, dort könne er seine Partnerin kommen sehen. Zu seiner Überraschung musste der junge Beamte feststellen, dass sich die Anruferin schon vorher ins Haus geschlichen hatte und ihn im vereinbarten Zimmer zur Rede stellte.

Dies bekam der Dienstgruppenleiter mit, den die junge Frau inzwischen als Vermittler ablehnte, und beorderte Spezialdienstkräfte nach Lauf, weil bekannt wurde, dass die 25jährige Polizistin ihre Dienstwaffe mit sich führte. Daher wurde das betreffende Stockwerk abgesichert und vorsorglich Rettungskräfte alarmiert.

In stundenlangen Gesprächen versuchten psychologisch besonders geschulte Beamte die Frau zur Herausgabe der Dienstwaffe zu bewegen. Und zu keinem Zeitpunkt hatte jemand damit gerechnet, dass das Drama einen tödlichen Ausgang nehmen würde. Polizeipräsident Hauptmannl schilderte die junge Kollegin als ehrgeizig, korrekt und zielstrebig. "Sie war eine ausgesprochen stabile Frau", charakterisierte sie der Präsident. Ihre berufliche Leistungen hätten sie für den gehobenen Dienst qualifiziert.

Bis zu jenen verhängnisvollen zwei Schüssen betonte die Frau immer wieder, dass sie andere nicht verletzen wolle. Deshalb verzichtete die Einsatzleitung auf einen unmittelbaren Zugriff. Mit "andere" hatte sie aber offenbar andere als ihren Lebenspartner und sich selbst gemeint.

Mitten im Verhandlungsgespräch, das über das Haustelefon geführt wurde und bei dem die Frau aufgeschlossen wirkte, fielen plötzlich zwei Schüsse. Die Täterin hatte zunächst auf ihren Kollegen geschossen und ihn am Kopf getroffen, und dann auf sich selbst.

Der Schwerverletzte, den man in die Kopf-Klinik nach Erlangen brachte, wurde in ein künstliches Koma versetzt. Seine "äußerst schweren Verletzungen" – so die behandelnden Ärzte – lassen dennoch eine gewisse Hoffnung auf Überlebenschancen zu.
Erich Zwick
03.01.09
neumarktonline: Drama in Polizeistation
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