"Bessere Marktlage"
Die Pfleiderer-Firmenzentrale in Neumarkt.
Foto: Pfleiderer AG
NEUMARKT. Nach Hiobs-Botschaften bei der Betriebsversammlung (
wir berichteten) hört man von Pfleiderer bei der Vorstellung der Quartalszahlen leichten Optimismus.
Die Pfleiderer AG kann für das dritte Quartal 2009 eine Geschäftsbelebung
insbesondere in den Regionen Ost- und Westeuropa feststellen, hieß es am Dienstag. Das Unternehmen konnte zwar auch in diesem Zeitraum nicht aus den roten Zahlen gekommen, verspürt aber eine bessere Marktlage mit steigender Auslastung. Die Verluste lagen in diesem Quartal bei 21,8 Millionen Euro.
Im Vergleich
zum Vorquartal erhöhte sich der Umsatz im Zeitraum von Juli bis
September um 3,8 Prozent auf 347,3 Millionen Euro. Diese Erhöhung ist kräftiger
als saisonal üblich und deutet auf eine allgemeine Nachfragebelebung
hin, hieß es.
Die Pfleiderer AG geht zwar davon aus, dass sich die Erholungstendenzen
auch in 2010 fortsetzen. Inwieweit diese positive Entwicklung
nachhaltig und kräftig ist, wird sich aber erst mit Ende des ersten Quartals
des nächsten Jahres feststellen lassen und bleibt abzuwarten.
Im Berichtszeitraum für die ersten neun Monate des Geschäftsjahres 2009
sank der Konzernumsatz der Pfleiderer AG im Vorjahresvergleich um
23,2 Prozent auf 1.039,7 Millionen Euro. Wechselkurseffekte haben den Umsatz mit
43,9 Millionen Euro oder drei Prozentpunkten belastet.
Osteuropa verzeichnete
dabei mit -37,3 Prozent den stärksten Umsatzrückgang, wohingegen Nordamerika
ein Wachstum von 1,2 Prozent verbuchen konnte. Der Auslandsanteil am Umsatz
lag mit 72,1 Prozent auf dem Niveau der Vorjahresperiode. Dank niedrigerer Rohstoffpreise
– insbesondere bei Leim, dessen Vorprodukten sowie Additiven
– und durch Effizienzsteigerungsmaßnahmen sowie konsequente Kostensenkungen
konnte die Bruttomarge mit 25,2 Prozent nahezu auf dem Niveau der
Vorjahresperiode von 25,6 Prozent gehalten werden.
Die rückläufige Auftragslage
führte zu einer schlechteren Auslastung der Werke, die sich allerdings seit
September in West- und Osteuropa wieder deutlich besser darstellt. Gegenwärtig
ist lediglich der Standort Gschwend noch von Kurzarbeit betroffen, heißt es in der Mitteilung - genau genommen ist Gschwend vorübergehend stillgelegt.
Wegen des rückläufigen Absatzes in den ersten neun Monaten 2009 nahmen
die Vertriebskosten gegenüber dem Vorjahr um 14,2 Prozent auf 149,4 Millionen
Euro ab. Die Verwaltungskosten blieben mit 90,0 Millionen Euro nahezu unverändert
auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums von 90,6 Millionen Euro.
Das
EBITDA sank auf 105,5 Millionen Euro nach 179,7 Millionen Euro in der Vorjahresperiode.
Damit lag die EBITDA-Marge in den ersten neun Monaten 2009
bei 10,2 Prozent. Wechselkurseffekte haben das EBITDA im Berichtszeitraum mit
6,2 Millionen Euro belastet. Das EBIT nahm von 87,4 Millionen Euro im Vorjahr um
77,8 Prozent auf 19,4 Millionen Euro ab. Die Abschreibungen summierten sich
auf 86,2 Millionen Euro, worin Wertminderungen in Höhe von 5,7 Millionen Euro enthalten
sind.
Das Finanzergebnis von -37,1 Millionen Euro lag nur leicht über dem Vorjahreswert
von -36,2 Millionen Euro und setzt sich aus einem als Folge des allgemein
niedrigeren Marktzinsniveaus um 2,4 Millionen Euro geringeren Nettozinsaufwand
sowie einem sonstigen Finanzergebnis von -2,1 Millionen Euro zusammen.
Letzteres resultiert im Wesentlichen aus nicht operativen Belastungen
von -9,8 Millionen Euro aufgrund der stichtagsbezogenen Marktpreisbewertung
von Finanzpositionen in Fremdwährungen sowie aus Erträgen aus
Devisentermingeschäften von 6,4 Millionen Euro und Zinssicherungsgeschäften
in Höhe von 1,2 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte das sonstige Finanzergebnis
1,3 Millionen Euro betragen.
Als Ergebnis aus fortzuführenden Aktivitäten vor Ertragsteuern ergibt sich
somit ein Verlust von 17,8 Millionen Euro nach einem Gewinn von 51,0 Millionen
Euro im Vorjahreszeitraum. Das Periodenergebnis stellte sich auf -13,9
Millionen Euro nach 32,6 Millionen Euro in den ersten neun Monaten 2008. Nach
Ergebnisanteilen anderer Gesellschafter und der Hybridkapitalgeber entfällt
auf die Aktionäre der Pfleiderer AG ein Ergebnis von -24,6 Millionen Euro, verglichen
mit 16,5 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Das verwässerte und unverwässerte
Ergebnis je Aktie beläuft sich damit für den Berichtszeitraum
auf -49 Eurocent, nachdem für den Vorjahreszeitraum 32 Eurocent ausgewiesen
wurden.
"Auch unsere Neun-Monatszahlen sind noch deutlich von der Finanz- und
Wirtschaftskrise geprägt", sagte Vorstandsvorsitzender Hans
H. Overdiek bei derVorlage des
Neun-Monatsberichts. Man sähe für das Pfleiderer-Geschäft zwar seit Mitte des
dritten Quartals eine Belebung, die über die zu erwartende saisonale Entwicklung
hinaus gehe. "Aber wir können zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch
nicht mit Sicherheit sagen, wie nachhaltig diese positive Nachfrageentwicklung
ist".
Da in den vergangenen Monaten in Zentraleuropa Kapazitäten in
der Größenordnung von 1,2 Millionen Kubikmetern geschlossen wurden, sei die
Auslastung wieder auf einem besseren Niveau. Das eröffne neue Spielräume
für punktuelle Preisanpassungen nach oben, mit denen man die erwartete
Verteuerung der Rohstoffe kompensieren wolle, erklärte Overdiek.
Das Unternehmen geht davon aus, dass der Markt in Westeuropa nicht so
schnell auf das Niveau der Jahre 2007/08 zurückkehren wird, auch wenn in
dieser Region derzeit eine leichte Belebung des Geschäfts zu verzeichnen
ist.
Zur weiteren Unterstützung der schon erfolgreich umgesetzten Maßnahmen
"verschlankt" die Pfleiderer AG daher ihre Organisationsstruktur
weiter. Kosteneinsparungen werden darüber hinaus durch die Zusammenfassung
von Tätigkeiten speziell in der Steuerung des westeuropäischen
Geschäfts erwartet. Hiermit verbunden sein wird auch eine weitere Straffung
der administrativen Funktionen. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
nahm im Berichtszeitraum gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Prozent auf
5.636 ab.
Die Region Westeuropa verzeichnete in den ersten neun Monaten 2009
gegenüber der Vorjahresperiode einen Umsatzrückgang um 25,4 Prozent auf
558,8 Millionen Euro. Alle Absatzbranchen und Regionen waren davon betroffen,
die Exportmärkte allerdings stärker als die inländischen. Das EBIT
sank im Berichtszeitraum von 88,3 Millionen Euro um 84,0 Prozent auf 14,1 Millionen
Euro. Der Preisverfall bei Standardprodukten hielt über weite Teile der Berichtsperiode
an.
Positiv entwickelte sich Westeuropa zum Ende des dritten
Quartals, in dem ein deutlicher Anstieg bei Aufträgen und damit auch beim
Umsatz festzustellen war. Die Auslastung der Werke lag entsprechend auf
einem zufriedenstellenden Niveau, lediglich ein Werk in Deutschland wurde
in Kurzarbeit betrieben.
In Osteuropa verzeichnet die Pfleiderer AG gegenüber den ersten neun
Monaten des Vorjahrs einen Umsatzrückgang um 37,3 Prozent auf 199,8 Millionen
Euro. Bei diesem Rückgang entfielen allein 49,4 Millionen Euro bzw. 15,5 Prozentpunkte
auf Wechselkurseffekte. Das EBIT nahm im Berichtszeitraum
um 86,3 Prozent auf 2,5 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr ab.
Die Ursache
hierfür lag in der Möbelindustrie, der wichtigsten Abnehmerbranche in
Osteuropa, die als Folge der Finanzmarktkrise mit deutlichen Umsatzrückgängen
zu kämpfen hatte. Zusätzlich belastete der Preisverfall die Umsatzund
Ergebnisentwicklung. In Polen konnte durch deutliche Kostensenkungsmaßnahmen
die Marktposition weiter gestärkt werden, während sich
die Nachfragesituation in Russland im ersten Halbjahr als sehr schwierig
darstellte. Hier konnte allerdings im Verlauf des dritten Quartals durch
Marktanteilsgewinne die Auslastung wieder deutlich verbessert werden. Im
Vergleich zum Vorquartal konnte in Osteuropa im dritten Quartal wieder ein
deutliches Wachstum von 26,3 Prozent festgestellt werden.
Positiv entwickelte sich weiter die nordamerikanische Region. Hier konnte
die Pfleiderer AG im Berichtszeitraum einen um 1,2 Prozent auf 314,9 Millionen
Euro gestiegenen Umsatz erwirtschaften. Das EBIT erreichte 8,9 Millionen Euro,
nachdem in der Vorjahresperiode noch ein negativer Betrag in Höhe von
8,2 Millionen Euro ausgewiesen werden musste. Verantwortlich für die positive
Entwicklung war vor allem der Bereich Fußbodenbeläge, der seinen Marktanteil
in einem schrumpfenden Umfeld auf inzwischen über 30 Prozent
ausbauen konnte. Rückläufig entwickelte sich dagegen der Bereich Platten.
Hier verzeichnete der Markt einen Rückgang um 25 Prozent, der Absatz
der Pfleiderer AG nahm dagegen lediglich um 18 Prozent ab. In der Region
sind erste Anzeichen für eine langsame Erholung am Immobilienmarkt
sichtbar.
"Gedrosseltes Investitionsvolumen"
Die Investitionen inklusive geleisteter Anzahlungen sanken in den ersten
neun Monaten 2009 gegenüber der Vorjahresperiode um 37,5 Prozent auf 86,1
Millionen Euro. Davon entfielen 14,3 Millionen Euro auf die Region Westeuropa. In
Nordamerika wurden 52,7 Millionen Euro investiert, wovon der Großteil den
Aufbau des MDF-Werks in Moncure betraf. In Osteuropa waren die Investitionen
in Höhe von 18,4 Millionen Euro stark von den Ausgaben für den Aufbau
des MDF-Werks in Novgorod/Russland beeinflusst.
Im Berichtszeitraum flossen aus laufender Geschäftstätigkeit 26,3 Millionen Euro
ab, in der Vorjahresperiode flossen dem Unternehmen dagegen 142,9
Millionen Euro zu. Für diese Entwicklung waren unter anderem das um 68,1
Millionen Euro niedrigere EBIT sowie die Veränderung kurzfristiger Passiva (ohne
Finanzschulden) um 113,0 Millionen Euro verantwortlich. Letztere beinhalten
insbesondere einen Rückgang der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und
Leistungen um 50,9 Millionen Euro sowie den Rückgang von Inkassoverbindlichkeiten
aus Factoring um 34,5 Millionen Euro.
Das Eigenkapital nahm um
3,6 Prozent auf 685,0 Millionen Euro ab, die Eigenkapitalquote beläuft sich damit zum
30. September 2009 auf 34,7 Prozent. Gegenüber dem Jahresende 2008 erhöhte
sich die Nettoverschuldung des Konzerns von 635,5 Millionen Euro auf 821,5
Millionen Euro, wodurch sich das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital
(Gearing) auf 119,9 Prozent stellte.
Für das letzte, das vierte Quartal 2009, geht die Pfleiderer AG davon aus,
dass der Umsatz noch einmal leicht im Vergleich zum dritten Quartal gesteigert werden kann. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen einen
Umsatz von rund 1,4 Milliarden Euro.
Im Rahmen der Gespräche mit den kreditgebenden Banken zur Finanzierung
der Pfleiderer AG konnten die Verhandlungspartner über wesentliche
Eckpunkte eine Einigung erzielen, hieß es. Mit Ausnahme nur weniger Kreditinstitute,
mit denen noch Details und verbleibende Punkte geklärt werden müssen,
haben die Finanzierungspartner den Verhandlungsergebnissen zugestimmt.
Das Unternehmen geht davon aus, dass in den nächsten Tagen die
Verhandlungen auch der letzten offenen Punkte erfolgreich abgeschlossen
werden können. Anschließend werden die ausgehandelten Ergebnisse in
Vertragsergänzungen eingearbeitet.
24.11.09
Neumarkt: "Bessere Marktlage"