"Personalabbau in Neumarkt"
Pfleiderer will in Neumarkt Arbeitsplätze abbauen
Foto:Pfleiderer AG
NEUMARKT. Bei Pfleiderer rechnet man mit einem "schwierigen Jahr 2010". Ein "Personalabbau" auch am Standort Neumarkt sei "unumgänglich", hieß es bei einer Betriebsversammlung. Die ersten Schritte dazu seien bereits angelaufen.
Zur Größenordnung des geplanten Personalabbaus wollte ein Sprecher des Unternehmens am Montagabend gegenüber
neumarktonline keine Stellung nehmen. Zahlen seien auch bei der Betriebsversammlung nicht genannt worden. Er wies darauf hin, daß schon vor zwei Wochen das Thema Stellenabbau im Gespräch war, als im Rahmen einer geplanten "Verschlankung" des Unternehmens der Spitzenmanager Dr. Robert Hopperdietzel seinen Rückzug aus dem Vorstand bekanntgab (
wir berichteten).
Im "Business Center Westeuropa" der Pfleiderer
AG stellt man sich auf ein weiteres schwieriges Jahr ein. Was das für die
Mitarbeiter am Standort Neumarkt bedeutet, welche Herausforderungen zu
meistern und welche Veränderungen zu erwarten sind, erfuhren die rund 700
Angestellten im Rahmen der halbjährlichen Betriebsversammlung der
wodego
GmbH . Da ihnen das Management ausführlich
Rede und Antwort stand, war der große Saal im Gasthof Sammüller an diesem
Abend bis auf den letzten Platz besetzt.
"Bessere Marktlage"
NEUMARKT. Bei der Vorstellung der Quartalszahlen am Dienstag-Morgen hörte man von Pfleiderer leichten Optimismus.
In einer Pressemitteilung war von einer Geschäftsbelebung insbesondere in den Regionen Ost- und Westeuropa die Rede. (
Bericht hier)
Finanzvorstand Heiko Graeve erläuterte zunächst, wie die Finanzierung der
Pfleiderer AG sichergestellt wird: "Es ist keine Frage, ob wir eine Finanzierung
bekommen, sondern lediglich zu welchen Konditionen." Er zeigte sich zuversichtlich,
dass die Verhandlungen mit den Banken bald erfolgreich abgeschlossen
werden, die wesentlichen Eckpunkte seien bereits geklärt. Graeve ging
auch auf die Geschäftslage in Nordamerika sowie Osteuropa ein und wie man
dort dem Nachfrageeinbruch bei Rohspanprodukten begegne. Insbesondere
entwickle sich das Laminatfußbodengeschäft in den USA positiv.
Über die Situation auf dem deutschen und westeuropäischen Markt sprachen
Michael Wolff, der Vorsitzende der Geschäftsführung des "Business Centers
Westeuropa", sowie
wodego-Geschäftsführerin Ulrike Hilger.
In den Regionen,
die für die deutschen Pfleiderer-Töchter relevant sind, habe die Nachfrage seit
Jahresbeginn im Schnitt um 15 bis 20 Prozent nachgegeben. Weil die Branche
weit mehr Holzwerkstoffe produziert als nachgefragt werden, seien die
Preise insbesondere für Rohplatten "in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit"
in den Keller gegangen, so Wolff. Er berichtete von Wettbewerbern, die
bereits einzelne Werke schließen mussten. Auch bei Pfleiderer sei man gezwungen,
ein Werk – zumindest vorübergehend – stillzulegen: Am Standort
Gschwend arbeiten die Mitarbeiter bis auf Weiteres "zu 100 Prozent kurz".
"Wir in Neumarkt stehen noch relativ gut da. Wir haben keine Kurzarbeit", stellt
der Betriebsratsvorsitzende Manfred Schmidt fest und fügt hinzu: "Mitarbeiter,
die uns verlassen, gehen in Altersteilzeit oder scheiden freiwillig aus." Betriebsbedingten
Kündigungen werde der Betriebsrat nicht zustimmen.
Zwar sei das Unternehmen gut aufgestellt, räumt Wolff ein: "Die neue
wodego-
Kollektion kommt bei den Kunden gut an, wir haben hervorragende Lieferzeiten
und überzeugen durch Qualität." Trotzdem könne man den Markt nicht ändern,
so Wolff: "Alles deutet darauf hin, dass 2010 schwierig bleibt und alle Anlagen
im nächsten Jahr nicht ausgelastet sein werden."
Da die bisherigen Sparmaßnahmen
alleine nicht länger ausreichen würden, um im Markt zu bestehen, informierte
Wolff die Mitarbeiter, dass 2009 und 2010 im BC West und auch am
Standort Neumarkt ein Personalabbau unumgänglich sei und bereits laufe.
Mit einer Erholung des Marktes rechnet das Management ab 2011. Da die Läger
der Kunden mittlerweile leer seien und diese auf niedrigem Niveau nachbestellen,
sei das Neumarkter Werk jedoch in der Lage, bis Weihnachten und
zwischen den Jahren produzieren zu können – "allerdings bereitet uns die Holzversorgung
derzeit äußerste Schwierigkeiten", so Wolff. Es werde derzeit deutlich
weniger Holz eingeschlagen und gesägt.
Holz aus Rußland...
Durchaus als Spitze gegen die Pläne der Stadt Neumarkt, ein mit Holzschnitzel betriebenes Heizkraftwerk zu errichten, konnte man seine Anmerkung verstehen, daß bei Pfleiderer die zunehmende
thermische Verwertung von Holz erschwerend hinzukäme, die die Preise für Hackschnitzel
in die Höhe treibe. Um die Aufträge zwischen den Jahren dennoch annehmen
zu können, sei man derzeit bemüht, "Holz aus Russland zu akquirieren", hieß es.
Das Unternehmen hat in der Vergangenheit schon mehrmals "Unverständnis und tiefe Besorgnis" zu den Kraftwerks-Plänen der Stadt geäußert, weil sich mit der zunehmenden "energetischen Verwendung" von Holz in großem Maßstab der Wettbewerb um diesen Rohstoff drastisch verschärfe (
wir berichteten mehrmals).
23.11.09
Neumarkt: "Personalabbau in Neumarkt"