"Zachäus" weht am Kirchturm

Von Dekan Richard Distler

Schon in frühester Zeit des Christentums wurde der Weihetag einer Kirche sehr festlich begangen. So feierte man schon im Jahr 335 den Weihetag der Grabes- und Auferstehungskirche in Jerusalem. Ebenfalls schon im 4.Jahrhundert feierte man in Rom den Weihetag der Lateranbasilika, von St. Peter und St. Paul vor den Mauern sowie von Maria Mggiore,der großen Marienkriche.

Zum Fest gehörte schon damals ein Markttag, woraus bald schon das Wort "Messe" oder "Kirmes" gebildet wurde. Gegen aufgekommene Mißbräuche bei solchen "Kirmessen" zogen die Reformatoren und später dann die Aufklärer zu Felde. Seit etwa 1800 wird das Kirchweihfest aller Kirchen am 3.Sonntag im Oktober als "Allerweltskirchweih" gefeiert. Ausgenommen sind die Kathedralen der Diözesen und die vier römischen Hauptkirchen. Vieler- orts gehört zum Fest eine rote Fahne mit weißem Kreuz, die auch "Zachäus" genannt wird und auf dem Kirchturm weht.

Kirchweihe erinnert natürlich zuerst einmal an die Kirche als Gebäude und als heiliger Ort, wo die Gläubigen die Eucharistie feiern, die Taufe empfangen, gefirmt werden oder heiraten. So stellt die jeweilige Dorfkirche, Stadtkirche oder Pfarrkirche für viele ein Stück "geistlicher Heimat" dar, wo je- der gerne hingeht. Kirche erinnert natürlich auch an die Kirchenleitung wie Papst, Bischof, Priester, Pfarrer, Diakon. Manche denken bei Kirche vielleicht nur an "Kirchensteuer", die sie zu zahlen haben als einen persönlichen Solidaritätszuschlag, weil eben auch eine große Gemeinschaft gläubiger Menschen finanzielle Mittel braucht.

Die Liturgie der Kirchweihe denkt jedoch eher an die hohe Würde des einzelnen Gläubigen kraft Taufe und Firmung und an die Würde des ganzen "Volkes Gottes". Diese Kirche zeigt sich als betende Kirche, als geistliche Menschen, die ihr "Charsima", ihre Gnadengaben einbringen, als ehrenamtliche Helfer und Herferinnen, aber auch im Bekennermut, in der missionarischen Tätigkeit und in der Glaubenskraft, die auch heiligmäßige Menschen hervorbringen kann.

Zur Kirche gehören aber auch die Verstorbenen und die Heiligen. Diese treten fürbittend für die Gläubigen ein, damit auch sie den Weg zu Gott finden. In der ökumenische Bewegung wird intensiv dafür gearbeitet und gebetet, dass die in Konfessionen gespaltene und zerrissene Kirche wieder eins wird gemäß dem Gebet Christi:"Vater, lass sie eins sein, wir wir eins sind, du in mir und ich in dir, so sollen auch sie eins sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast". Gerade diese inständige Bitte Jesu mahnt uns alle, die Kirche nicht zu schwächen oder sie gar durch Austritt zu verlassen, sondern die Kirche zu stärken und sich für sie einzusetzen. Man kann auch keinen Keil treiben zwischen der Kirche und dem persönlichen Glauben an Gott. Schon der Kirchenlehrer Cyprian von Karthago sagt: "Niemand kann Gott zum Vater haben, wenn er nicht die Kirche zur Mutter hat".
15.10.08
Neumarkt: "Zachäus" weht am Kirchturm
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