"Holz stofflich verwerten"

Foto:Pfleiderer
NEUMARKT. Pfleiderer macht erneut Front gegen Biomassekraftwerke und die Verfeuerung von Holz - und erhält Hilfe vom Wirtschaftsministerium.

Der Neumarkter Konzern hatte schon im November 2006 im Zusammenhang mit den Planungen der Stadt Neumarkt zum Bau eines Biomassekraftwerkes "Unverständnis und tiefe Besorgnis" geäußert (wir berichteten), weil dadurch die Holzpreise nach oben getrieben würden.

Als die Stadt im Februar trotzdem "Grünes Licht" für ein Heizkraftwerk gab, schien der Streit aber wieder beigelegt (wir berichteten).

Während Pfleiderer im November 2006 Schützenhilfe vom Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments, Dr. Ingo Friedrich, erhielt, sprang jetzt in Neumarkt Dr. Joachim Reichert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) dem Konzern zur Seite.

"Der stofflichen Holzverwertung ist der Vorrang vor einer energetischen Nutzung einzuräumen", sagte Reichert. Er schließt sich damit einer zentralen Forderung der Holzwerkstoffindustrie an, die der marktführende Holzwerkstoffhersteller Pfleiderer engagiert vertritt. Stofflich verwertetes Holz sei während seiner gesamten Nutzungszeit "eine CO2-Senke" und lasse sich noch am Ende seiner Nutzung verbrennen und somit energetisch verwerten, erklärte Dr. Reichert weiter. Das Mitglied des Bundesministeriums äußerte sich im Rahmen einer Branchen- und Unternehmenspräsentation des Holzwerkstoffherstellers Pfleiderer in Neumarkt.

Zusammen mit Michael Wolff, Vorsitzender der Geschäftsführung Business Center Westeuropa der Pfleiderer AG, und Dr. Peter Sauerwein, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI), diskutierte Dr. Joachim Reichert die angespannte Situation im Bereich der Holzbeschaffung und -verwendung.

Zentrales Thema dieser Gesprächsrunde war der seit 2002 überproportional steigende Holzverbrauch in Deutschland. "Mit einem Plus von 35 Prozent (2002-2005) ist der in der Charta Holz ursprünglich bis 2012 geplante Verbrauchsanstieg bereits heute deutlich überschritten", erklärt hierzu Dr. Sauerwein.

Die Ressource Holz werde knapp - nicht zuletzt durch die zunehmende energetische Verwertung des Rohstoffs wie in Biomassekraftwerken oder privaten Haushalten, hier durch die Verbrennung von Scheitholz und Pellets.

Die hohe Nachfrage nach Holz sorge für steigende Beschaffungspreise in der Holzwerkstoffindustrie und bei deren Kunden. Seit einigen Jahren müßten immer höhere Preise für Holz bezahlt werden. So haben sich die Holzpreise in den letzten drei Jahren verdoppelt. Dieser drastische Preistrend würde durch eine weitere Förderung thermischer Verwertung von Holz nochmals forciert.

"Mit über 300.000 Arbeitsplätzen in der gesamten Wertschöpfungskette liegt die Beschäftigtenzahl in der Holzwerkstoffindustrie etwa 30fach höher als in der energetischen Verwertung und stellt damit einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor in Deutschland dar", erklärt in diesem Zusammenhang der VHI-Geschäftsführer Dr. Peter Sauerwein. Die Holzwerkstoffindustrie fordere daher politisches Handeln.

"Unser eindeutiger Appell an die Politik lautet deshalb, die staatliche Förderung der aktuellen Situation anzupassen und auch den Biomasse-Aktionsplan entsprechend zu überarbeiten" sagte Michael Wolff.

Mit Sorge würden der VHI und der Holzwerkstoffhersteller Pfleiderer den Aktionsplan Biomasse der Europäischen Kommission beobachten, der in den nächsten Jahren vorsieht, die energetische Biomassenutzung in Europa mehr als zu verdoppeln.

Vor diesem Hintergrund vertrete auch das Bundeswirtschaftsministerium die Auffassung, der stofflichen Holzverwendung vor der energetischen Nutzung Vorrang einzuräumen und auch verstärkt auf Importe zurückzugreifen. Dafür müsse die Politik die handelspolitischen Voraussetzungen schaffen, hieß es.
03.12.07
Neumarkt: "Holz stofflich verwerten"
Telefon Redaktion


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