Unterstützer feierten


Neumarkter Helfer und Mit-Initiatoren des Volksbegehrens feierten ihren großen Erfolg
Foto: Alfons Greiner
NEUMARKT. Knapp unter dem Bayern-Ergebnis aber deutlich besser als die Gesamt-Oberpfalz: Neumarkter Initiatoren feierten den Erfolg des Volksbegehrens.

Bei der Unterschriften-Sammlung zum Thema „Artenvielfalt – Rettet die Bienen“ wurde auch im Landkreis die Zehn-Prozent-Hürde locker übersprungen, hieß es bei einer Feier der Unterstützer in Neumarkt.

Im Landkreis Neumarkt war der Erfolg bemerkenswert, weil es gelungen war, rund 18 Prozent der wahlberechtigten Bürger in die Rathäuser zur Unterschrift zu bringen (wir berichteten). Damit liegt der Landkreis Neumarkt weit über dem Durchschnitt in der Oberpfalz. Weder die Initiatoren noch die vielen Helfer hätten sich „von einigen Bauernfunktionären beirren“ lassen und warben zwei Wochen lang für „eine nach wissenschaftlichen Erkenntnissen dringend gebotene Stärkung der Artenvielfalt“, hieß es.


Zwei Wochen lang machten „Rathauslotsen“ mit ihren orangefarbenen Westen und dem Aufdruck „Rettet die Bienen“ auf ihr Anliegen aufmerksam. Eine 17jährige Schülerin sagte bei der Feier: „Wenn ich schon noch nicht unterschreiben darf, möchte ich wenigstens möglichst viele Mitbürger zur Unterschrift bewegen“.

„Ich möchte allen Kindern und Enkelkindern eine intakte Umwelt hinterlassen“, sagte Neumarkts Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger. Bei den Naturschützern war sehr positiv vermerkt worden, daß die komplette Stadtspitze zu den Erstunterzeichnern gehörte - auch der CSU-Bürgermeister.

Für die Initiatoren und Unterstützer des Volksbegehrens ist klar, daß mit diesem ersten großen Erfolg noch nicht viel erreicht ist. Die Politik sei jetzt gefordert, diese klare Willensbekundung so umzusetzen, dass die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt und ihrer Lebensräume wieder deutlich gesteigert wird und dies im Einklang mit allen Zielgruppen geschieht.

Weit über 100 Bündnisse unterstützten das Volksbegehren Artenvielfalt. Im Raum Neumarkt waren ÖDP, Grüne, LBV, BN, Imker, SPD, Linke und FW Mühlhausen federführend tätig. Für alle aktiv Tätigen gab es jetzt in der Pizzeria des Holzheimer Sportheims eine „Erfolgsfeier“, bei der aber der Blick in erster Linie nach vorne gerichtet war. „Wir werden die angestrebten Ziele nicht aus den Augen verlieren“ sagte Wolfgang Pranner von der ÖDP

Die Initiatoren sind für eine Stärkung der bäuerlichen Landwirtschaft – „hier kämpft niemand gegen die Bauern“, hieß es. Es gelte, die Förderprogramme so zu gestalten, dass Natur und landwirtschaftliche Familienbetriebe davon profitierten. Es müßten aber auch zum Beispiel die Bebauungspläne den neuen Zielen angepasst und umgesetzt werden. Straßen- und Siedlungsbau könnten nicht ungebremst weiter der Natur zu Leibe rücken.

Wenn Fenstergrößen, Sprossenanzahl oder Dachwinkel im Bebauungsplan vorgegeben werden, warum dann nicht auch Eckpunkte für einen ökologisch orientierten Garten? Ein großer Hausbaum liefere auch in 50 Jahren den Bienen und Hummeln noch Nektar, ob aber die momentan modische Fensterform dann noch jemand sehen kann, sei sehr fraglich. Das Diktat der Freiwilligkeit habe eine gefährliche Entwicklung bewirkt, hieß es. „Wir brauchen Regeln, die uns eine gesicherte Zukunft ermöglichen“, sagte Gabi Bayer, Kreisvorsitzende der Grünen.

Das Volksbegehren zur Rettung der Artenvielfalt sei in den letzten Tagen durch die Debatte um den scheinbaren Konflikt zwischen Artenvielfalt und landwirtschaftlichen Existenzen bestimmt worden. Tatsächlich sei im derzeitigen System auch der Landwirt eine „bedrohte Spezies“. Bis 2030 werde eine weitere Halbierung der Zahl der Betriebe für Bayern vorhergesagt. Diese Entwicklung gehe einher mit besorgniserregenden Trends in unseren Agrarökosystemen. „Das Volksbegehren zur Rettung der Artenvielfalt will diese schlimmen Trends stoppen und umkehren. Bienen und Bauern können nur zusammen gerettet werden“, sagte BN-Vorstandsmitglied Alfons Greiner.

Die Initiatoren des Volksbegehrens hoffen darauf, dass Ministerpräsident Markus Söder beim Runden Tisch Ergebnisse erzielt, die die Artenvielfalt stärken, aber auch die Landwirte für ihre kulturellen und ökologischen Leistungen gebührend belohnen. Knapp 60 Milliarden Euro würden in der EU jährlich für Agrarsubventionen ausgegeben. Nur ein Bruchteil davon fließe in Maßnahmen für eine nachhaltige, naturverträgliche Landwirtschaft.

In Bayern würden jährlich 250 Millionen Euro aus Agrarumweltprogrammen an die Landwirte gezahlt. Und dennoch seien hier über 90 Prozent der Kiebitze, Rebhühner oder Braunkehlchen verschwunden. „Ziel muss also eine andere Landwirtschaft sein, wir brauchen landesweit pestizidfreie Kommunen, ein Umdenken in den Hausgärten und bei den öffentlichen Grünflächen und eine Weiterentwicklung beim Waldumbau bis hin zu deutlich mehr nutzungsfreien Wäldern“, sagte Dr. Bernd Söhnlein, der Kreisvorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz.
20.02.19
Neumarkt: Unterstützer feierten
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