Gedanken zum Erntedankfest

Von Dekan Monsignore Richard Distler

„Es reicht - wieviel Haben braucht das Sein!“ So lautet an diesem Sonntagnachmittag das Motto des Schöpfungstages unserer Diözese in Eichstätt aus Anlass des Erntedankfestes. Was reicht denn schon, was ist da schon genug? Reicht es schon, was wir an Nahrung und Lebensmitteln produzieren? Viele jedoch leiden weltweit immer noch an Unterernährung. Reicht es vielleicht, wie bei uns mit Nahrungsmitteln oder mit Wasser, dem kostbaren Nass, umgegangen wird? Man kann es kaum glauben: Fast soviel wie an Essen verbraucht wird, wird auch weggeworfen. Reicht es denn nicht schon, wie manchmal die wichtige Rohstoffe der Erde ausgeplündert werden? In Tansania zum Beispiel durchziehen riesige Minenfelder mit wertvollen Erzen das Land, aber die meisten beuten ausländische Firmen aus, doch der Lohn der heimischen Minenarbeiter ist gering.

„Es reicht!“ So heißt es beim Eichstätter Schöpfungstag. Doch dann wird die Frage gestellt: „Wieviel Haben braucht das Sein?“ Was heißt das? Vielleicht: Brauchen wir wirklich soviel an Essen, Trinken, Kleidung, Nahrung, Wohnraum, Autos, Geld und Besitz, damit wir „jemand“ sind? Gewiss braucht jede Familie ausreichend Mittel und Reserven, damit sie gut leben und überleben kann. Aber macht es den Menschen wirklich glücklich, wenn er nach dem Motto lebt: „Hast du was, dann bist du was?“ Oder gibt es denn nicht andere Werte, die uns zufrieden und glücklich machen wie gute Hobbys, freundschaftliche Beziehungen, Liebe, Partnerschaft, ein erfüllender Beruf, ein Ehrenamt oder auch der Glaube? Um jemand zu sein, braucht es also nicht immer das viele Haben. Oft reicht schon das Wenige, das uns erfreut, das wir genießen können und das uns sogar reich macht. Es sind eben eher die inneren Werte als die äußeren. So stellt im Evangelium vom Erntedankfest Gott dem reichen Kornbauern die Frage:“Du Narr, noch in dieser Nacht kann das Leben von dir zurückgefordert werden. Wem wird dann all das gehören, was du dir aufgehäuft hast?“


Das heißt jedoch absolut nicht, dass jegliches Sparen oder das Bilden von finanziellen Rücklagen etwas Verwerfliches wären. Jeder kleinere oder größere Unternehmer, der auf Investition und Innovation setzt, braucht Eigenkapital, auch um neue Arbeitsplätze für andere zu schaffen. Die Frage ist eher: Wie sinnvoll und wofür wird Geld investiert und wozu werden Rohstoffe verwendet? Warum hat man eigentlich jahrelang es versäumt, wider besseres Wissen daran zu denken, wie schwierig es ist, Atombrennstäbe zu entsorgen? Noch Generationen müssen mit den Belastungen leben. Das Erntedankfest ist also mehr als nur ein idyllischer Feiertag. Es macht uns nachdenklich. Denn das Wort Danken kommt vom Denken. Oder genauer: Wer denkt, der dankt.

Es ist die Dankbarkeit, die an die Vernünftigkeit und Nachhaltigkeit unseres Produzierens und Wirtschaftens denkt. Und wer als gläubiger Mensch Gott dafür dankbar ist, dass wir trotz einer zu hohen Trockenheit dennoch eine ausreichende Ernte hatten, der soll sich das Denken nicht abgewöhnen. Mittlerweile ist da gottseidank nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Landwirtschaft ein großes Umdenken erfolgt. Für jeden aber gilt das oberste Gebot, das uns das Erntedankfest aufträgt: Die Schöpfung bewahren, damit alle gut leben können Denn nicht das viele Haben macht glücklich, es sind eher die Werte des Inneren, die Werte des Herzens.
03.10.15
Neumarkt: Gedanken zum Erntedankfest
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