500 Kilometer ohne Motor


500 Kilometer im Flug ohne Motor: Philipp Weber vor der „Mosquito b“

NEUMARKT. Ein Student aus Hausheim flog mit einem Vereinsflugzeug der Ottenberger Segelflieger über 500 Kilometer weit durch Franken, die Oberpfalz und Teile Oberbayerns. Mit dieser Leistung ist ein erster Rekord für das Jahr 2015 gesetzt.

Die diesjährige Flugsaison hat bisher nicht unbedingt besonders gute Wetterlagen hervorgebracht. Umso größer wurde die Motivation der Piloten am Flugplatz bei Kadenzhofen, als der Segelflugwetterbericht für den nächsten Tag besonders gute Thermik vorhergesagt hatte. Diese Aufwinde ermöglichen den Höhengewinn mit einem Flugzeug, das keinen Motor besitzt. Zusätzlich sollte die Temperatur angenehm und der Wind mäßig werden. Dazu sollte das Steigen bis auf fast 1500 Meter über dem Boden möglich werden. Bedingungen wie fast aus dem Lehrbuch.


So machte sich gegen 9 Uhr in der Früh auch Philipp Weber (19) auf dem Weg zum Flugplatz. Er hatte sich intensiv auf den Flug vorbereitet. Mit Hilfe von speziellen Wetter- und Luftkarten wurde der bestmögliche Flugweg herausgearbeitet. Dabei muss auch auf bestimmte Lufträume, die man nicht durchfliegen darf, geachtet werden. Danach kontrollierte der Jungpilot ausführlich die „Mosquito b“, ein Flugzeug der Marke Glasflügel, mit dem er den Flug absolvierte, und verstaute diverse Karten, ein Navigationsgerät, genug zu Trinken und auch eine Brotzeit für zwischendurch darin.

Um 11.30 startete er dann zu seinem Flug mithilfe einer Seilwinde, die ihn innerhalb einer halben Minute auf 350 Meter Höhe brachte. Nach dem ersten Steigen auf rund 1100 Meter machte er sich auf den Weg in Richtung Greding. Von dort aus ging es weiter an Eichstätt vorbei bis etwas westlich von Ingolstadt. In dieser Gegend hatte der Wetterbericht in Richtung Südwesten die beste Thermik vorhergesagt.

Aber wie so oft war die Voraussage einmal wieder nicht ganz richtig. Also musste der Flug spontan umgeplant werden. Der Kurs wurde wieder in Richtung Norden, genauer nach Hilpoltstein gesetzt. Dort angekommen wurden die nächsten Ziele in Richtung Westen angesteuert. Zuerst ging es nach Ansbach und schließlich südwestlich von Rothenburg ob der Tauber erfolgte die Wende, die den Kurs dann nach Norden vorgab.

Inzwischen waren Flughöhen von bis zu 1500 Meter über Grund möglich. Die Route führte an Würzburg vorbei bis etwa 15 Kilometer westlich von Schweinfurt. Von hier aus musste der Flugweg so geplant werden, dass man nicht zu spät wieder nach Hause kommt, weil gegen Abend die Thermik nachlässt und es so passieren kann, dass man eine Außenlandung auf ein Feld durchführen muss - was allerdings ein völlig normales Manöver in diesem Sport darstellt.

Da der Luftraum über der Nürnberger Umgebung gesperrt ist, muss man zuerst ein ganzes Stück nach Osten fliegen. Auf diesem Weg lagen zuerst Bamberg und dann Bayreuth. Hinter Grafenwöhr setzte Weber den Kurs dann wieder in Richtung Heimat. Über Weiden und Amberg wurde dann wieder Neumarkt erreicht und Philipp Weber landete nach sieben Stunden Flugzeit um 18.30 wieder am Ottenberg.

Der gesamte Flug wurde mit einem GPS-Gerät aufgezeichnet und kann so nach der Landung ausgewertet werden. Insgesamt hat der Pilot eine Strecke von 510 Kilometern zurückgelegt. Durch geschicktes Steuern der Geschwindigkeiten zwischen 70 Stundenkilometern im Steigflug und 150 bis 180 Stundenkilometern im so genannten „Vorflug“ betrug die Durchschnittsgeschwindigkeit knapp Tempo 80. Das brachte selbst die „alten Hasen“ der Ottenberger Flieger zum Staunen.

Philipp Weber ist seit fünf Jahren Mitglied (wir berichteten von seinem ersten Alleinflug) des Vereins, der aus etwa 100 Mitgliedern besteht, wovon 40 aktiv fliegen. Das Flugzeug mit dem er diesen Flug absolviert hat, ist nur eines von acht Vereinsflugzeugen, von denen auch einige Schulflugzeuge schon Jugendlichen ab 14 Jahren das Erlernen des Fliegens ermöglichen. Neben dem jährlichen Ferienprogramm der Gemeinde Berg gibt es heuer auch wieder die Möglichkeit sich in einem vierwöchigen Schnupperkurs den Traum von Fliegen zu erfüllen.
08.07.15
Neumarkt: 500 Kilometer ohne Motor
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