Gefährdete Pflanzenarten


Landrat Willibald Gailler und Werner Thumann vom Landschaftspflegeverband stellten zusammen mit Landwirten und Naturschützern die neue Tafel vor

NEUMARKT. Gefährdete Pflanzenarten und seltene Tagfalter: die Landschaftspfleger setzen ihre Aktivitäten am Wolfstein fort. Damit auch Laien einen Einblick bekommen, erläutert seit Montag eine neu aufgestellte Infotafel den Spaziergängern die Maßnahmen.

Ganz aktuell sind am südwestexponierten Magerrasenhang des Wolfsteinbergs Landwirte dabei, wiederaufkommende Gehölze zurückzuschneiden, um die Flächen offen und beweidbar zu erhalten. Das tun sie, wie schon seit vielen Jahren, im Auftrag des Landschaftspflegeverbands, der die notwendigen Maßnahmen in Abstimmung mit dem Naturschutz beantragt und abwickelt. Eine am vielbesuchten Spazierweg hinauf zum Krähentisch neu aufgestellte Informationstafel erläutert nun den Spaziergängern die Entwicklung des Wolfsteiner Hutangers und die Landschaftspflegemaßnahmen.


Dass die Spaziergänger und Naturliebhaber diesen Hang als offene, sonnige und abwechslungsreiche Landschaft mit wiedergeschaffenen herrlichen Ausblicken auf die Stadt Neumarkt erleben können, ist das Ergebnis einer mittlerweile über zehn Jahre anhaltenden Zusammenarbeit des Landschaftspflegeverbands mit den Grundstückseigentümern, dem Schäfer und der Naturschutzverwaltung.

Wo vor zehn Jahren noch dichtes Gebüsch dominierte, weiden heute Schafe über den wieder entbuschten Magerrasenhang, und wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten, die charakteristisch für den Oberpfälzer Jura sind, fühlen sich hier wieder heimisch.

Seit 2003 kümmert sich der Landschaftspflegeverband intensiv um die schrittweise und kontinuierliche Entbuschung des ehemals offenen Hutangers, der fast komplett zugewachsen war. Dabei gilt es vor allem die sich rasch ausbreitende Schlehe zurückzudrängen. Markante Einzelgehölze, begrenzende Hecken und Obstbäume bleiben erhalten. So ist es gelungen, etwa sieben Hektar ehemals verbuschte Fläche wieder freizustellen.

Die durchgeführten Entbuschungsmaßnahmen ermöglichen wieder eine fast durchgehende Beweidung, die für eine nachhaltige Offenhaltung des Hangs sehr wichtig ist. Seit 2004 konnte hier nach über 40 Jahren wieder eine regelmäßige Beweidung eingeführt werden. Wo früher Rinder grasten, sind heute Schafe unterwegs, die den Hang offen halten.

Doch die Schlehe treibt hier wegen der starken Entbuschungsmaßnahmen in den letzten Jahren immer noch stark wieder aus, so dass in ausgewählten Teilabschnitten ein Rückschnitt der Wiederaustriebe erforderlich ist. Dies erledigen die Landwirte, die mit ihren Motorsensen an den steilen Hängen unterwegs sind und die Schlehenwiederaustriebe bodengleich nachschneiden.

Dass die Mühen keinesfalls vergeblich sind, belegt eine Untersuchung der Pflanzenarten und ausgewählter Tiergruppen am Magerrasenhang des Wolfsteinbergs. Die Aufnahmen wurden erstmals im Jahr 2003 noch vor den großflächigen Entbuschungs­maßnahmen erhoben. Im Jahr 2013 erfolgte eine Wiederholung dieser Aufnahmen, um die Entwicklung in der Tier- und Pflanzenwelt verfolgen zu können.

Wo sonst fast überall die Artenvielfalt, oft dramatisch, zurückgeht, nahm hier am Wolfsteinberg die Vielfalt deutlich zu. Die dargelegten Zahlen beziehen sich nur auf den etwa acht Hektar großen Magerrasenhang am Südwesthang des Wolfstein und nicht auf den ganzen Wolfsteinberg.

Die Vielfalt der Pflanzenarten nahm von 134 Pflanzenarten im Jahr 2003 auf 199 Pflanzenarten im Jahr 2013 stark zu. Dabei konnte eine deutliche Zunahme magerrasentypischer Kräuter wie Arznei-Thymian, Deutscher Ziest, Küchenschelle oder Färberhundskamille nachgewiesen werden. Auch Neunachweise bayernweit gefährdeter Pflanzenarten wie Traubengamander oder Kichertragant liegen vor.

Einzigartig sind die Tagfalter-Vorkommen hier am Wolfsteinberg. Bereits im Jahr 2003 konnten 45 Tagfalter-Arten nachgewiesen werden, oft allerdings in zu kleinen Populationsgrößen.

Im Jahr 2013 konnten nun 52 verschiedene Tagfalter-Arten nachgewiesen werden. Dabei ist eine deutliche Zunahme der Einzelindividuen feststellbar, so dass zum Beispiel beim Wegerich-Scheckenfalter oder Kleinen Magerrasenperlmuttfalter mittlerweile stabile Populationsgrößen dieser bayernweit gefährdeten Schmetterlingsarten vorkommen.

Besonders bemerkenswert ist hier, dass von den 52 Tagfalterarten, die am Wolfsteiner Hutanger vorkommen, 37 Arten zwingend auf den offenen, besonnten Lebensraum des Kalkmagerrasens angewiesen sind. Verbuscht der Wolfsteinberg, so geht hier 70 Prozent der Schmetterlingsvielfalt verloren.

Dafür mehr Bewußtsein zu schaffen, ist dem Landschaftspflegeverband und der Naturschutz­verwaltung ein großes Anliegen. Die neu aufgestellte Infotafel ist ein kleiner Beitrag dazu.

Daher wurde sie, genauso wie die Landschaftspflegemaßnahmen, im Rahmen des Biodiversitätsprojekts „Juradistl“ über Fördermittel des Umweltministeriums und der Europäischen Union gefördert; die Genehmigungen dafür werden von der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung der Oberpfalz und von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Neumarkt erteilt. Den darüber hinaus erforderlichen Eigenanteil trägt der Landschaftspflegeverband.
29.09.14
Neumarkt: Gefährdete Pflanzenarten
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