"Waldgebiet aussparen"

NEUMARKT. Wenige Stunden vor der Behandlung des Themas im Neumarkter Stadtrat mahnten Vogelschützer zur Zurückhaltung bei Windkraftanlagen im Naherholungsgebiet.

In einer Pressemitteilung am Dienstag-Nachmittag apellierte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) an den Neumarkter Stadtrat, bei der Ausweisung von Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen das Waldgebiet "Heiligenholz/Kräfft" weitestgehend auszusparen.

Windkraft ist nach Ansicht des LBV eine wichtige regenerative Energiequelle. Grundsätzlich unterstütze der LBV den Ausbau der Windkraft. Nicht hinnehmbar sei aber eine "planlose Verspargelung" der Landschaft. Die Verteilung der Windkraftanlagen müsse regional gesteuert werden. Nicht jede Kommune könne "Energieautarkie" mit Stromerzeugungsanlagen auf ihrem eigenen Gemeindegebiet erreichen. Deshalb begrüßt der LBV, dass auch die Stadt Neumarkt Konzentrationsflächen für die Windkraft ausweisen will.

Nach Auffassung des LBV sollten aber strukturreiche Mischwälder und größere unzerschnittene Waldgebiete nicht für Standorte von Windkraftanlagen ausgewählt werden. Windkraftanlagen sollten eher auf Freiflächen errichtet werden.

Unter diesem Blickwinkel hält der LBV das Waldgebiet Heiligenholz/Kräfft für nicht oder nur bedingt geeignet. Im Zentrum der beiden Waldgebiete liegt das Lengenbachtal, ein europarechtlich geschütztes Gebiet, das nicht nur für die Naherholung, sondern auch für die Erhaltung der Artenvielfalt im Landkreis eine herausragende Rolle spielt. Die Waldbereiche südlich und nördlich des Lengenbachtales sollten größtenteils frei von Windkraftanlagen bleiben, auch aus ästhetischen Gründen des Landschaftsschutzes.

Die Waldgebiete "Heiligenholz" und "Kräfft" seien auch deshalb von hoher ökologischer Bedeutung, weil dort mehrere Eulenarten brüten, nicht nur die weit verbreiteten Arten Waldkauz und Waldohreule, sondern auch der Uhu, der Sperlingskauz und der Rauhfußkauz. Zudem liege hier ein ehemaliges und potentielles Brutgebiet vom Ziegenmelker und der Waldschnepfe.
"Wir befürchten eine Störung der Lebensräume dieser Arten durch den Bau der Windkraftanlagen. Bisher ist kaum erforscht, inwieweit sich die beim Drehen der Rotoren entstehenden Geräusche auf die Lebensraumqualität der Eulen negativ auswirkt, da die Eulen ausschließlich mit dem Gehör auf Beutefang gehen", hieß es von den Vogelschützern.

Außerdem sei der Bereich des Lengenbachtales als potentielles Brutrevier des Schwarzstorches zu betrachten, "der sich derzeit erfreulicherweise wieder ausbreitet".

Wenn überhaupt Windkraftanlagen in diesem Bereich in Betracht gezogen werden, dann müsse ihre Anzahl sowohl im "Heiligenholz" als auch in der "Kräfft" auf wenige Anlagen beschränkt bleiben. Diese Anlagen müßten an den bestehenden, gut ausgebauten Forstwegen oder entlang von Durchgangsstraßen liegen, so dass keine zusätzliche Zerschneidung der Waldgebiete eintritt.

Sinnvoller wäre es, wenn die in der Kräfft geplanten Anlagen anstelle im Wald in den östlich des Waldgebietes liegenden Freiflächen bzw. in Bereichen in denen sich schon Windkraftanlagen befinden (zum Beispiel zwischen Pelchenhofen und Laaber) gebaut würden. Dadurch könnten Konflikte mit dem Artenschutz verringert werden, hieß es.
17.04.12
Neumarkt: "Waldgebiet aussparen"
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