Gedanken zum Advent

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Wir haben uns daran gewöhnt, den Advent weniger als stille und besinnliche Zeit zu sehen, sondern eher als die Zeit der Unruhe und der Hektik. Weihnachtsvorbereitungen sind zu machen und Geschenke sind zu besorgen.

Warum nicht? Schenken und Beschenktwerden ist ja auch was Schönes. Es bestärkt das gute und wertvolle Miteinander in der Familie, in Freundschaften oder Geschäftsbeziehungen. Schenken und Beschenktwerden ist etwas Urmenschliches. Und dennoch: Die 4 Wochen des Advents sind ein Geschenk ganz besonderer Art. Aber was kann uns da geschenkt werden?

Ich denke, es ist vor allem die "Entschleunigung", die uns allen gut tun würde. In einer Zeit des "Immer schneller, immer höher, immer profitabler und aufwändiger" brauchen wir die Pause, das Ausatmen, Aufatmen, die Unterbrechung und Entschleunigung. Aber wozu ist das gut? Es ist vor allem gut für unsere eigene Seelenhygiene, für das Gleichgewicht unseres inneren Haushalts und für das Auftanken in Sachen Menschlichkeit.

Da stellt uns der Advent die Frage: "Mensch, wer bist du, woher kommst du und wohin gehst du?" Dieses ganz persönliche Innehalten im Gerenne und Gehetze, der Dauerbeschleunigung unseres Lebens Einhalt zu gebieten und wieder frei zu werden für das Wesentliche und Wichtige in unserem Leben, das ist der Ruf des Advents an jeden von uns. Wie aber können wir diesen Ruf in unserer lauten Welt wieder hören? Vielleicht dann, wenn wir in die Stille gehen, wenn wir uns mal eine Auszeit nehmen, tiefer hinhören auf den Pulsschlag des eigenen Lebens, wieder mehr schweigen als reden und einer anderen Stimme zuhören, von der der Adventsrufer Johannes spricht: "Eine Stimme ruft, bereitet dem Herrn den Weg!"

Auf diese innere Stimme wieder zu hören, das mag uns zwar erschrecken. Vielleicht ist es ein heilsames Erschrecken und Erschüttertsein über unsere eigene Zerstreutheit, Ichverlorenheit und Gottvergessenheit.

Von diesem heilsamen Erschüttertwerden spricht auch der von den Nazis 1944 ermordete Jesuitenpater Alfred Delp, wenn er schreibt:"Der Advent ist die Zeit der Erschütterung, in der der Mensch wach werden soll!" Wach wofür? Wach für sein Inneres, wach für das, was der Nächste oder der Bedürftige braucht und vor allem wach für Gott. Dieses "Wachet auf, ruft uns die Stimme", wie ein bekanntes Adventslied heißt, wäre aber schon der Anfang eines neuen Weges, es ist der Adventsweg, der Weg uns alle jetzt schon innerlich hinführt auf die heilige Weihnacht.
25.11.11
Neumarkt: Gedanken zum Advent
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