Gedanken zum Erntedankfest

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Am vergangenen Sonntag wurde in allen katholischen Pfarreien in Deutschland für die Menschen in Ostafrika, in Somalia und Kenia gesammelt, die unter extremer Dürre zu leiden haben. Monatelang hatte es dort nicht mehr geregnet: Wasser für Menschen und Tiere ist kanpp geworden. Viele sind auf der Flucht in die Hauptstadt oder in fruchtbarere Gebiete. Diese Katastrophe war kurz aktuell, ist aber schon fast vergessen, obwohl sie uns aufschrecken sollte, denn man vermutet gar, dass sich hier der Klimawandel schon auswirke.

Unsere Zeit ist zu schnelllebig, als dass wir uns an die Not anderer erinnern. Nachrichten, wichtige und unwichtige, überschlagen sich und stumpfen unsere Anteilnahme ab. Doch das Erntedankfest, das an diesem Sonntag gefeiert wird, will uns wachrütteln. Denn allzu selbstverständlich ist es, dass wir satt werden. Allzu selbstverständlich ist es, dass bei uns Keller, Speicher, Kühlschränke und Gefriertruhen voll sind.

Allzu selbstverständlich ist, dass wir wieder eine gute Ernte haben. Wenn es auch im Frühjahr vor allem bei den Landwirten Ängste gab, weil die Monate März bis Mai zu trocken waren, so ist dennoch in den nächsten Monaten genügend nachgewachsen bis hin zu einer mehr als stattlichen Maisernte. Ein Weinstockbesitzer erzählte mir, sein Gewächs sei in der kalten Nacht vom 5.Mai total erfroren, trieb aber wieder nach und bescherte eine gute Ernte. Aber was bewahrt uns vor dem Abstumpfen und Vergessen gegenüber der Not anderer?

Da ist es für mich immer neu das Wort Gottes, das uns am Erntedankfest mit den Worten aus dem Deuteronomium wachrüttelt: "Wenn der Herr, dein Gott, dich in ein prächtiges Land führt, ein Land, in dem du nicht armselig dein Brot essen musst, wenn du dort satt wirst und prächtige Häuser gebaut hast, dann nimm dich in acht und vergiss nicht, dem den Herrn, deinem Gott zu danken. Er war es, der dir die Kraft gab, diesen Reichtum zu erwerben". Ob uns das überhaupt noch bewußt ist? Können wir noch dankbar sein, vor allem Gott gegenüber oder meinen wir, wir könnten alles selber machen?

Bei der Einweihung der neuen Neumarkter "Ohm-Hochschule" meinte einer der Professoren, es sei Aufgabe der Kirchen, an die Dankbarkeit zu erinnern. Auch dazu gibt es das Erntedankfest in unserer Wegwerfgesellschaft. Es gibt ja mittlerweile Schätzungen, dass in unserer Welt fast genauso viele Lebensmittel weggeworfen werden oder einfach nur verkommen als produziert werden.

So stellt uns das Erntedankfest die Frage: Wie gehe ich um mit Nahrungsmitteln? Wie wird eingekauft? Wie wird eingeteilt? Was ist nötig, was überflüssig? Muss es z.B. bei Buffets so eine riesige Auswahl geben? Was wird mit den restlichen oft sehr kostbaren Lebensmitteln gemacht?

"Und wenn du satt geworden bist, dann vergiss nicht zu danken, vergiss den Herrn, deinen Gott nicht", meint die heilige Schrift. Die echte Dankbarkeit bewahrt uns vor der Gottvergessenheit. Sie schenkt uns ein frohes Herz, das essen und genießen kann, aber auch gerne teilt mit den Menschen in Ostafrika und anderswo.
30.09.11
Neumarkt: Gedanken zum Erntedankfest
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