Die "20.Gemeinde"

NEUMARKT. Wie die "20. Gemeinde" zum Landkreis kam: Die Regina zieht positive Bilanz nach einem Jahr Kooperation mit dem Truppenübungsplatz.

"Es ist noch viel zu tun, aber wir sind auf einem sehr guten Weg". Davon ist Landrat Albert Löhner überzeugt, wenn es um das Kooperationsprojekt zwischen dem Landkreis Neumarkt und der US-Garnison auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels geht.

Am 29. September letzten Jahres unterzeichneten der Landrat und die vier Bürgermeister der Nachbarorte Hohenfels, Lupburg, Parsberg und Velburg auf deutscher Seite sowie Brigadegeneral Salazar und die Garnisonskommandeure Colonel John M. Spiszer und Lieutenant Colonel Kevin J. Quarles dazu ein Abkommen.

Das Abkommen ist einzigartig in Deutschland. Eigentlich ist eine Zusammenarbeit zwischen einem Landkreis und der US-Army formell nämlich nicht vorgesehen. So mussten anfänglich erst Zuständigkeiten geklärt und geeignete Ansprechpartner gefunden werden.

Das Abkommen ist ein Meilenstein im Kooperationsprojekt der Region mit dem Truppenübungsplatz, das vom Regionalmanagement der Regina GmbH Anfang 2010 eingefädelt wurde. Es wird durch die Cluster-Initiative des Bayerischen Wirtschaftsministeriums gefördert. Fachlich betreut wird es von den Regionalentwicklern Dr. Wolfgang Fruhmann und Gero Wieschollek.

Auch Garnisonschef Lieutenant Colonel Kevin Quarles sieht eine positive Entwicklung: In einigen Bereichen habe man gute Fortschritte gemacht und die Regina GmbH und ihre Partner hätten dabei eine entscheidende Rolle gespielt. Das zeige sich beispielsweise bei der Entwicklung von Projekten für erneuerbare Energien. Der deutsch-amerikanischer Freundschaftsclub wurde vor kurzem erst in Heidelberg ausgezeichnet und die High-School habe bereits Partnerschaften mit sieben benachbarten Schulen.

Auf dem Truppenübungsplatz leben und arbeiten etwa 3000 Menschen, davon rund 600 Deutsche in der Verwaltung. Bei militärischen Übungen sind bis zu 5000 Menschen auf dem Gelände. Der Truppenübungsplatz sei also wie eine eigene Gemeinde mit eigener Ver- und Entsorgung, Schule und Läden zu betrachten, hieß es.

Da war schnell der Gedanke einer "20. Gemeinde des Landkreises" geboren. Dabei spiele auch eine Rolle, dass sich die Army derzeit wieder mehr nach außen hin öffnet, wie das in früheren Zeiten bereits der Fall war. In den letzten Jahren war vieles aus Sicherheitsgründen schwierig geworden oder nicht mehr möglich.

In einigen Bereichen, wie zum Beispiel dem Umweltschutz, sei eine enge Zusammenarbeit nicht neu. Dort werde schon seit vielen Jahren gut kooperiert. In anderen, wie zum Beispiel Naherholung, regionale Kaufkraftbindung oder beim Thema erneuerbare Energien, sei das Neuland.

Profitieren sollen beide Seiten vor allem in den Bereichen erneuerbare Energien und Umweltschutz, Wohnen und Lebensqualität, Bildung, Infrastruktur und wirtschaftliche Entwicklung. Nach einer gründlichen Analyse im Jahr 2010 mit Vorschlägen zur konkreten Umsetzung der Zusammenarbeit ist einiges geschehen, auch wenn noch nicht alle Ideen und Projekte umgesetzt werden konnten.

So gab es bisher zwei große Treffen der Abteilungsleiter beider Verwaltungen, verbunden mit einer Rundfahrt über das Übungsgelände. Zu den Themen Wohnraum und wirtschaftliche Entwicklung wurden gemeinsame Workshops durchgeführt. Und insbesondere beim Thema erneuerbare Energien besteht großes Potenzial: Die Jurenergie entwickele gerade zusammen mit der US-Garnison Projekte zur Installation von Photovoltaik-Anlagen auf dem Übungsgelände. Dazu fand 2010 eine Fachexkursion mit Vertretern der US-Garnisonen Hohenfels und Grafenwöhr zu aktuellen Energieprojekten im Landkreis statt.

Doch nicht in allen Bereichen geht es so schnell voran. Bei den Themen Schulkooperation, regionale Wirtschaftsentwicklung oder Wohnraum sei noch vieles zu bearbeiten.

Allerdings sind die Rahmenbedingungen insbesondere für die US-Garnison Hohenfels schwieriger geworden, zumal auf Veranlassung Washingtons umfangreiche Sparmaßnahmen umgesetzt werden müssen. Deshalb werden die einzelnen Projekte mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten umgesetzt werden müssen, je nach Personal- und Finanzausstattung.

Doch insgesamt betrachtet konstatiert Albert Löhner nach einem Jahr eine erfolgreiche Arbeit: "Diese einzigartige Zusammenarbeit wird auf jeden Fall fortgesetzt und vertieft".
29.09.11
Neumarkt: Die "20.Gemeinde"
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