"Anderen dienen"


Die Grundsteinlegung des St. Annaheimes mit Pfarrer Breindl (rechts)


Pfarrer Breindl (rechts) mit Bischof Alois Brems im Deininger
Friedhof auf dem Weg in die Kirche
NEUMARKT. Der frühere Neumarkter Krankenhaus-Geistliche und spätere Deininger Pfarrer Matthias Breindl wäre im September 100 Jahre alt geworden.

Die Kinder nannten ihn liebevoll "Bonbonpfarrer". Für so viele Menschen in Neumarkt und der Gemeinde Deining war er ein "wahrhafter Volkspriester" - ein Seelsorger, der sich um seine ihm anvertrauten Seelen zutiefst sorgte. "Er hat sich mit uns gefreut und uns getröstet in Schmerz und Trauer", so klar und deutlich drückte es Michael Meier aus Mittersthal bei seiner Verabschiedung 1976 aus. Am 10. September diesen Jahres wäre Pfarrer Matthias Breindl 100 Jahre alt geworden.

"Wiederaufbaupfarrer, Vergelt's-Gott-Pfarrer, St.-Anna-Pfarrer, Baumann Gottes, väterlicher Freund und Helfer, Ehrenbürger von Deining und Oberbuchfeld, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande" – mit all diesen Würdigungen wurde Pfarrer Matthias Breindl von vielen dankbaren Menschen bedacht. Und doch ist es unmöglich, das immense Lebenswerk von Pfarrer Breindl in kurzen Worten zu beschreiben.

Er selbst stellte sein Leben unter das Motto: "Anderen dienen". Doch dieser Dienst ging bei ihm weit über das seelsorgerische Wirken hinaus. Als er während des Dritten Reiches Schulverbot erhielt, erteilte er außerhalb der Schulen Religionsunterricht.

Mit 29 Jahren wurde er Krankenhauspfarrer in Neumarkt. In der schweren Kriegszeit, als Neumarkt in Schutt und Asche lag, eilte er durch die brennende Stadt, um den Verwundeten und Sterbenden zu helfen. Mit einem Handwägelchen fuhr er die Toten zum Friedhof, damit sie in geweihter Erde ihre letzte Ruhe finden konnten.

Nach Kriegsende arbeitete er Tag und Nacht, um die Johanneskirche, den Pfarrhof, das Kolpinghaus und den Kindergarten in der Bräugasse wieder aufzubauen. "Die Stadt Neumarkt verdankt ihm viel" so Dekan Kaspar Hirschbeck in seiner Würdigung 1978. Bei vielen Neumarktern hat der Priester einen Platz in ihrem Herzen.

Seine ganze Schaffenskraft brachte Pfarrer Breindl 1949 auch nach Deining mit, "eine Pfarrei, die viel Kraft für die Seelsorge brauche". Die Kinder, die alten Menschen und die Kirchen lagen dem neuen Pfarrer sehr am Herzen. Aber auch die vielen Kriegsheimkehrer, die arbeitslos waren, machten ihm Sorgen.

Er nahm den Neubau des St. Annaheimes und den Umbau des Pfarrstadels mit den Stallungen in Angriff. So kamen nach dem Krieg wieder viele Deininger Männer in Arbeit und Lohn. Aus dem ehemaligen Pfarrstadel wurde ein Jugendheim und ein Pfarrsaal geschaffen, wichtige Einrichtungen für die ganze Pfarrei. Die Jugend war stolz auf ihre eigene Bühne zum Theaterspielen. Auf seine Initiative hin wurde das St. Josefsheim umgebaut, die Pfarrkirche renoviert und ein neuer Hochaltar angeschafft.

Mit viel Mut renovierte er sämtliche Filialkirchen innen und außen und auch das Wallfahrtskirchlein in Lengenbach. Der Neubau der Oberbuchfelder Kirche und des Friedhofes sind ebenfalls sein Werk. Ein großes Anliegen war ihm auch der Neubau des Kindergartens, der unter sehr schweren Bedingungen zustande kam. Ebenso geht der Kreuzweg zum Mittersthaler Berg auf seine Initiative hin zurück. An all diesen Zeugnissen seines 27jährigen Wirkens in Deining können sich die Menschen auch heute noch erfreuen.

"Die Tür zum Pfarrhaus stand für jeden immer offen", sagen noch immer viele Deininger, die Pfarrer Breindl und seine Schwester, die "Tante Kathl" erlebt hatten. Bei den "Seelsorgestunden" im Pfarrheim wurden die Kinder mit den selbst gebackenen Plätzchen von der Pfarrhaushälterin verwöhnt.

"Er konnte auch sehr streng mit uns sein", erzählt Maria Schwindt, eine der fünf Nichten, die Pfarrer Breindl bei sich aufgenommen hatte, nachdem die in München lebende Familie ausgebombt war. Maria Schwindt kommt noch immer gerne nach Deining und kümmert sich hier um das Grab ihres Onkels.

Pfarrer Matthias Breindl ist am 1. September 1992 im Alter von 81 Jahren verstorben und fand im Friedhof in Deining seine letzte Ruhestätte.
30.09.10
Neumarkt: "Anderen dienen"
Telefon Redaktion


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