Hilfe in Pest-Zeiten

Von Monsignore Dekan Richard Distler

Jedes Jahr bewegt sich in den Morgenstunden des 20. Januar von St. Johannes aus eine Prozession zu Ehren des hl. Sebastians in die Hofkirche. Dort wird ein besonderer Gottesdienst zu Ehren des Heiligen gefeiert. Woher kommt eigentlich die Sebastiansverehrung in Neumarkt?

Gerade im Jubiläumsjahr 850 Jahre Neumarkt ist es wichtig, sich auch an lang gepflegte religiöse Traditionen in der Stadt zu erinnern. Einen genaueren Hinweis auf die Sebastiansverehrung in Neumarkt liefert uns die Gründung der Sebastiansbruderschaft durch die Neumarkter Armbrustschützen am 8. Januar 1486. Die Schützen wollten ihre Gemeinschaft unter das Patronat des Soldaten- und Pestheiligen Sebastian stellen.

Die neue Bruderschaft fand sofort das Wohlwollen des damaligen Pfalzgraphen Otto II. und wurde kirchlich approbiert durch Fürstbischof Wilhelm von Reichenau in Eichstätt. Die Neumarkter Schützenbrüder gestalteten den 20. Januar zu einem großen Festtag in der Stadt, der innerhalb und außerhalb der Kirche gebührend gefeiert wurde.

In diese Zeit zurück, etwa in das Jahr 1490, ist auch eine sehr schöne spätgotische Sebastiansfigur zu datieren, die im Seitenschiff der Hofkirche zu bewundern ist und die den schlimmen Bildersturm der Kalvinisten in den Jahren nach 1560 heil überstand. Als in Neumarkt 1537 die Reformation eingeführt wurde, mußten sich die Schützen wieder ihrer frommen Bruderschaft entkleiden. Das Vermögen wurde von der Stadt eingezogen.

Nach 1621 jedoch, als die Oberpfalz wieder katholisch wurde, konnten die Schützen wieder ihren heiligen Sebastian am 20. Januar ehren und die Bruderschaftsmessen feiern. Von dieser Bruderschaft kommt auch die Bezeichnung:"Schützenbrüder und Schützenschwestern".

Als im Jahr 1713 in Regensburg die Pest wütete und Tausende sterben mußten, drohte die Seuche auch auf Neumarkt überzugreifen. Man wandte sich an den Pestpatron Sebastian und führte die Sebastiansandachten ein, die heute noch in den Tagen vor dem Fest der Hofkirche gefeiert werden: Man betet in aktuellen Anliegen für Menschen in Not, um die Erneuerung der Kirche und um die Bewahrung der Schöpfung.

Sebastian lebte um das Jahr 304 in Rom. Er war Christ und Offizier der kaiserlichen Garde. Als unter Diokletian eine Verfolgung ausbrach, machten ihn die Soldaten zur lebendigen Zielscheibe. Sebastian wurde halbtot in eine Kloake geworfen. Von Mitchristen wieder gesund gepflegt, soll man ihn mit einer Keule erschlagen haben.

In den tödlichen Pfeilen der Soldaten sah man Jahrdunderte später die heimtückischen Attacken der Pestkrankheit, die man sich nicht erklären konnte. So wurde Sebastian zum großen Fürsprecher in Pestzeiten. Noch heute lebt seine Verehrung fort in vielen Städten und Kleinstädten auch im Bistum Eichstätt.
19.01.10
Neumarkt: Hilfe in Pest-Zeiten
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