Gedanken zu Fronleichnam

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Fronleichnam, dieses katholischte aller Feste, hat mit dem Essen zu tun, aber auch mit Wertschätzung, Weggemeinschaft, Freundschaft, Dank und Lobpreis.

"Ich lad Dich zum Essen ein!" Diese Aufforderung hören wir gerne. Eingeladen zu sein, das ehrt uns. Das gemeinsame Essen verbindet, stärkt die Freundschaft, die Gastfreundschaft, die Beziehung und die Liebe unter den Menschen. Gemeinsames Essen hatte schon immer mit Atmosphäre mit gutem Stil, mit Tischsitten und mit Kultur zu tun.

Ganz viel hat das gemeinsame Essen auch mit Glaube und Religion zu tun. Im religiösen oder kultischen Mahl versucht der Mensch, sich der Gottheit zu nähern und umgekehrt. Auch Jesus wählt den Weg des gemeinsamen Essens und der Tischgemeinschaft. Es muss aber seine Gegner erzürnt haben, dass er sich nicht nur von den etablierten Herrschaften, sondern auch von Zöllnern und Sündern zum Essen einladen ließ. Gerade hier setzt Jesus starke Zeichen der Wertschätzung und der Freundschaft. Bei seinen Gastmählern knüpft Jesus auch an die Mahlgemeinschaften an, bei denen sich das Volk Israel besonders mit seinem Gott Jahwe verbunden wusste und Gott mit seinem Volk. Mit Manna-Brot speist Gott das hungernde Volk in der Wüste und im Pascha, im österlichen Mahl, feiert Israel seine Befreiung aus der Sklaverei durch seinen Gott. Jesus lenkt bei seinen Mählern aber auch den Blick in die Zukunft. Das Ende der Zeiten, den Himmel, die Auferstehung und das ewige Leben vergleicht er mit einem riesigen Hochzeitsmahl, zu dem Gott den Menschen einlädt.

In der Feier des letzten Abendmahls jedoch verdichtet sich die Tischgemeinschaft Jesu mit den Menschen in besonderer Weise. Da verbindet er das gemeinsame Mahl mit seiner Hingabe und mit seinem Lebensopfer am Kreuz, das er am nächsten Tag vollziehen wird. Wenn Jesus das Brot mit den zwölf Jüngern teilt und den Wein reicht, dann geht es nicht mehr nur um die Sättigung, sondern dann möchte Jesus in Brot und Wein sich selbst mit Leib und Seele zurücklassen, sein eigenes Fleisch und Blut. Jesus geht zwar zum Vater, bleibt aber dennoch im Leib und Blut Christi in der Mitte der Seinen, in der Mitte der Welt.

Genau hier setzt das Fronleichnamsfest an: Die Kirche feiert an diesem Tag die bleibende Gegenwart Christi mitten in unserer Welt, in unseren Städten und Dörfern und mitten im Volk Gottes. Um diese Gegenwart des Christus unter uns bewusst zu machen und sie in großer Freude und Dankbarkeit zu feiern, verlassen die Katholiken sogar an diesem Tag ihre Kirchengebäude. Mehr noch: Sie scheuen sich nicht, mit diesem Herrn in der Monstranz unter dem "Fronleichnamshimmel" zu allen Bewohnern einer Stadt oder eines Dorfes zu gehen.

Vielleicht überrascht das viele an Fronleichnam, dass das "Allerheiligste" dieser Welt jedem Mensch so nah ist. Diese Nähe ist fast erschreckend. Sie ist dann besonders deutlich zu spüren, wenn der Priester an jedem der vier Altäre mit dem Leib Christi in alle Himmelsrichtungen den Segen erteilt.

Fronleichnam grenzt also niemanden aus, das Fest lädt ein und schließt jeden mit ein. Die Fronleichnamsprozession ist dann keine Demonstration gegen irgend jemand oder etwas, sondern nichts anderes als eine Weggemeinschaft mit Christus, der alle und jeden Menschen segnet. Für den Gläubigen ist dann dieses Fest auch Dank und Lobpreis an den Herrn, der sich nicht scheut, mitten unter den Menschen zu wohnen, um ihnen seine Nähe, Wertschätzung und Liebe zu zeigen.

Dieses Fest wurde, angeregt durch die Fronleichnamsvision der Nonne Juliana von Lüttich, 1246 zum ersten Mal gefeiert. Im Jahre 1264 wurde es durch Papst Urban IV. für die ganze Kirche eingeführt. Der große Theologe Thomas von Aquin schrieb dazu wunderbare Hymnen und Lieder, die heute noch im katholischen Gottesdienst gesungen werden.
10.06.09
Neumarkt: Gedanken zu Fronleichnam
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