"Kaum direkte Zahlungen"

NEUMARKT. "Reden über Europa – Familienpolitik im Vergleich" – so lautete das Thema einer Veranstaltung, das die Christlich-Soziale-Arbeitnehmerschaft (CSA) mit ihrer Vorsitzenden Heidi Rackl in Neumarkt durchführte.

Als Gäste konnte sie MdEP Albert Deß und Irmi Dillenbourg begrüßen, die über die umfassende Kinderbetreuung und Familienpolitik in Frankreich berichtete.

Die Menschen in Europa werden immer älter, gleichzeitig sinken die Geburtenraten. Und während Deutschland ergraut, wird Frankreich immer "jünger". Was sind die Ursachen für diese unterschiedliche Entwicklung? Dillenbourg informierte darüber, dass in Frankreich keine Familie vor der Entscheidung steht "Beruf oder Familie".

Durch die umfassenden Angebote bei der Kinderbetreuung von der Kinderkrippe bis zur Ganztagsschule gibt es in Frankreich optimale Rahmenbedingungen, um frei entscheiden zu können, ob und wie junge Menschen Beruf und Familie verbinden wollen. Die Einrichtungen sind kostenlos, dafür gibt es in Frankreich kaum direkte Zahlungen an Familien. Weil fast alle Kinder in den Kindergarten gehen, gibt es bei den Einschulungen auch kaum Sprachprobleme. Zudem ist die Ausbildung der Erzieherinnen und der Grundschullehrer gleich. Bei jüngsten Umfragen in Frankreich, ob Familien mehr direkte Leistungen oder eine Verbesserung der familienergänzenden Einrichtungen wünschen, sprachen sich über zwei Drittel der Franzosen für das zweite aus.

"Geldleistungen alleine reichen nicht aus, das zeigt die Entwicklung in Deutschland", so Heidi Rackl. Kein anderes europäisches Land steckt soviel Geld in die Familienpolitik wie Deutschland, trotzdem hat Deutschland mit 1,34 Kindern pro Frau nach wie vor eine der niedrigsten Geburtenraten in Europa.

MdEP Albert Deß verwies in diesem Zusammenhang auch auf das zweite wichtige familienpolitische Standbein Frankreichs, nämlich das Familiensplitting. Dieses System reduziert die Steuerbelastung je Kind, das in der Familie aufwächst und ist umso höher, je mehr Kinder da sind. Langfristig ist auch in Deutschland ein Umdenken bei der steuerlichen Behandlung von Kindern notwendig.

Bürgermeister Horst Kratzer informierte über die speziellen familienpolitischen Leistungen in seiner Gemeinde Postbauer-Heng. Für eine wirkliche Erhöhung der Geburtenzahlen reicht es aber nicht aus, wenn einzelne Gemeinden untereinander in Konkurrenz treten und um die immer weniger werdenden Menschen "werben". Klar war aber auch allen Teilnehmern, dass Maßnahmen zur Erhöhung der Geburtenrate in Deutschland langfristig angelegt werden müssen.

Das Thema der nächsten Gesprächsrunde "Reden über Europa" wird der Bereich Bildung sein, so Heidi Rackl. Auf der Tagesordnung steht der "Europäische Qualifizierungsrahmen" und seine möglichen Auswirkungen auf unser Berufs- und Ausbildungssystem.
08.03.09
Neumarkt: "Kaum direkte Zahlungen"
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