Parallelen zu heute


Mit einem Nelkengebinde gedachten die Neumarkter Genossen eines ihrer herausleuchtenden Vorbilder.
Fotos: Erich Zwick

Am Friedrich-Ebert-Denkmal im Wasag-Gelände hat nicht nur
der "Zahn der Zeit", sondern der Vandalismus genagt.
NEUMARKT. Während landauf landab am Sonntag der Reichspogromnacht vor 70 Jahren oder des Falls der Mauer vor 19 Jahren gedacht wurde, lenkte die Neumarkter SPD das Interesse auf einen weiteren Gedenktag in der deutschen Geschichte, auf den 90. Jahrestag der November-Revolution.

Eine Schlüsselfigur des unblutigen Aufstandes war der erste deutsche Reichspräsident Friedrich Ebert, an dessen Denkmal auf dem Wasag-Gelände die Spitzen der Neumarkter SPD einen ihrer geistigen Väter ehrten.

Gertrud Hesslinger zeichnete den Lebensweg des Geschichte schreibenden Genossen nach, dem SPD-Kreisvorsitzende und Kreisrätin Carolin Braun und Bezirksrat Helmut Himmler ebenfalls ehrende Worte widmeten.

Neumarkts neuer SPD-Ortsvorsitzender, Johannes Foitzik, zog kluge Parallelen von der Ära Friedrich Ebert bis in unser Jahrhundert. Friedrich Ebert nur als "historische Figur" zu sehen, sei für die Sozialdemokraten von heute "deutlich zu wenig". Seine Geschichte zeige, dass die Sozialdemokraten schon immer – auch in sehr schwierigen politischen Lagen – Verantwortung übernommen hätten.

Genau wie heute die Sozialdemokratie hätte zu seiner Zeit Friedrich Ebert bei den Genossen einer Vielzahl von Forderungen und Vorstellungen gegenüber gestanden, meinte Johannes Foitzik – den einen sei er zu "bürgerlich" gewesen, den anderen hätte er zu weit "links" gestanden. "Ist es nicht auch in unserer heutigen politischen Landschaft so, dass sich die SPD mit Positionsbestimmung, Flügelkämpfen und Richtungsstreitigkeiten herumschlagen muss?", fragte der Redner ins Rund.

Als Reizworte nannte er die Friedenseinsätze der Bundeswehr, die Reformen am Arbeitsmarkt, die gesellschafts- und weltpolitische Lage, die immer wieder dazu führen würden, dass es für die SPD immer schwerer wird, die verbindende Klammer über alle Sozialdemokraten zu legen.

"Friedrich Ebert hat uns gezeigt, dass der sozialdemokratische Weg nicht der populistische ist, sondern der in Dialog, Ausgleich und Demokratie einmündet. War sein Handeln manchmal umstritten, so suchte er doch immer den Ausgleich und die Veränderung von innen, während seine Widersacher nach Revolution riefen", gab der Redner zu bedenken.

"Heute wissen wir, dass eine nachhaltige soziale Veränderung unserer Gesellschaft mehr braucht als einen Aufstand. Sie muss getragen werden und Strukturen bekommen; sie muss von der Übernahme von Verantwortung geprägt sein", appellierte Johannes Foitzik. So stehe die SPD in der Verantwortung Eberts, "Politik für und mit den Menschen" und nicht "Politik über die Menschen" zu machen.

So sei die Feier als Botschaft Friedrich Eberts zu verstehen und aus dem Denkmal ein "denk mal" werden zu lassen.

Nur schade, dass der Einladung zum "denk mal" nur wenige Getreue gefolgt waren.
Erich Zwick
09.11.08
Neumarkt: Parallelen zu heute
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