"Jura-Sau" wegrationalisiert


Eine gute Tradition: heute wie vor 25 Jahren eröffnet die Werkvolkkapelle den musikalischen Reigen beim Volksfestzug.
Fotos: Erich Zwick

Die Mädchen und Buben der Grundschulen - inzwischen
"g'standene Mannsbilder" und graziöse Weiblichkeiten.


Eine Frohnatur: der frühere Bezirkstagspräsident und ehemalige
Landrat des Landkreises Parsberg, Alfred Spitzner, Onkel des
Landtagsabgeordneten Hans Spitzner.


Der Wander- und Volkssportverein, der 10. Jubiläum hatte - ergo
ist er jetzt 35 Jahre alt.


Für einen Volksfestzug zur damaligen Zeit ganz schön mutig -
die Mädels im Badedress.


Ein "Hingucker": die Angler des Fischereivereins.
NEUMARKT. Es soll Leute geben, die ihren Kalender am Juravolkfest ausrichten. Nicht etwa nur Schausteller und der Festwirt, sondern ganz "normale" Bürger, die das ganze Jahr den elf Tagen im August entgegenfiebern.

Für sie ist heute wieder einmal so etwas wie "Neujahr" - und für alle anderen der Auftakt zum gemütlichsten Volksfest Bayerns (weder das Münchner Oktoberfest noch das Gäubodenfest in Straubing - vom Nürnberger Herbstvolksfest erst gar nicht zu reden - können sich dieses Attribut ans Revers heften).

"Damals", werden jetzt vor allem die Älteren einwerfen, "aber damals war alles noch viel gemütlicher". Wenn sie mit "damals" die Zeit von vor 25 Jahren meinen, dann sind sie einer Sinnestäuschung unterlegen, weil man eben - glücklicherweise - überwiegend nur das Schöne in Erinnerung behält und Unzulänglichkeiten verdrängt.

Vor exakt 25 Jahren - und daran will unser kleiner Bilderbogen vom Volkfestzug des Jahres 1983 erinnern - gab die große Jurahalle ihren "Einstand". Nach einem Vierteljahrhundert wurde sie heuer zu ihrem Fest gehörig "geliftet", was bei einer Dame in diesem Alter normalerweise noch nicht vonnöten wäre (wenn überhaupt). "Die Jurahalle" ist zwar weiblich, aber bleibt trotzdem "Sache", und daher war die "Schönheitsoperation" kein Luxus.

Der Festzug von damals - es war das "Pfalzgraf-Johann-Jahr" - stand unter dem Motto "Neumarkt zu Zeiten des Pfalzgrafen Johann und heute" und hatte immerhin 102 Festwägen, Fußgruppen und zehn Musikkapellen und Spielmannszüge. Schon seinerzeit war es Tradition, dass die Werkvolkkapelle (unter ihrem "Kapellmeister" Scheuerlein) den musikalischen Reigen eröffnete und danach die Festkutschen mit Oberbürgermeister Kurt Romstöck, Landrat Josef Werner Bauer, Bezirkstagspräsident Alfred Spitzner, Volksfestreferent Hans Mösl und der Festausschuss folgten.

Damals wie heute nahmen die Schulen - trotz Ferien - und die Vereine einen breiten Rahmen ein. Ehrensache, sich bei so einer jährlich einmaligen Gelegenheit einer nach Tausenden zählenden Öffentlichkeit zu präsentieren und sich von seiner besten Seite zu zeigen. Die munteren Buben und Mädchen der Grundschulen auf unserem Foto sind inzwischen "g'standene Mannsbilder" und "fesche Frauenzimmer" im besten Alter so zwischen Dreißig und Vierzig.

Weil seinerzeit die Marktstraße als Doppel-Bundesstraße 8 und 299 die Hauptverkehrsschlagader der Stadt war, mussten für den Volksfestzug umfangreiche Umleitungen eingerichtet werden, die es heutzutage in diesem Ausmaß nicht mehr bedarf. Der Korso löste sich in der Ringstraße/Freystädter Straße auf, während er sich in jüngster Zeit erst hinter der Heubrücke "zerstreut". Das hat den Vorteil, dass die Schausteller von den dem Zug folgenden Zuschauermassen profitieren.

Zurück zu den Festkutschen von damals: in einer saß Maria Gruber, 19 Jahre jung. Den Älteren fällt bei diesem Namen sofort ein Stichwort ein: Bierkönigin. Sie war eine der letzten "Majestäten", die diesen vom "Volksfestreferenten der ersten Stunde", Fritz Schmid, ins Leben gerufenen Titel trug. Ihr Job wurde in einer Art "Verwaltungsvereinfachung" wegrationalisiert - so wie es auch der "Jura-Sau" erging, um die früher gelost wurde.

"Damals", werden jetzt jene seufzen, die in Nostalgie schwelgen, "damals war doch alles anders."
Erich Zwick
08.08.08
Neumarkt: "Jura-Sau" wegrationalisiert
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