"Noch unbefriedigend"

NEUMARKT. Die Milchpreise seien "nach wie vor unbefriedigend", hieß es bei einer Versammlung des Neumarkter Bauernverbandes.

Einen vollen Saal konnte Kreisobmann Martin Schmid in Hollerstetten begrüßen. Der Kreisverband des Bayerischen Bauernverbandes hatte zu einer Mitgliederversammlung zum Thema "Milchpreise" eingeladen. In der Veranstaltung holten sich die Mitglieder, dabei auch viele Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, Informationen aus erster Hand. Kreisobmann Martin Schmid machte deutlich, dass die angelieferte Milchmenge entscheidend sein werde für den Milchpreis. Der Bauernverband setze sich deswegen für eine Quotendisziplin ein. "Gemeinsam muss das Mengenproblem in den Griff bekommen werden" so Schmid.

Er berichtete vom Deutschen Bauerntag in Berlin, wo Kanzlerin Merkel deutliche Worte pro Landwirtschaft fand. Die Delegierten forderten von der Kanzlerin, so Schmid, eine Harmonisierung der Energiekosten für die Bauern: "Es kann nicht sein, dass Bauern im europäischen Ausland eine weit niedrigere Steuer auf Agrardiesel bezahlen. Das ist wettbewerbsverzerrend."

Gerhard Meier, Geschäftsführer von Bayernland und Domspitzmilch, zeigte gesicherte Zahlen zur Milchproduktion in Europa. "Es gibt keinen deutschen Milchmarkt, sondern einen europäischen Milchmarkt" so Meier. Die Erzeugung in Europa liege bei 146 Millionen Tonnen, in Deutschland bei 29 Millionen Tonnen, davon in Bayern 7,5 Millionen Tonnen. Zehn Prozent der europäischen Milchmenge müsse ins europäische Ausland exportiert werden. Hauptproblem sei die gesteigerte Milchproduktion im Jahr 2008, denn im ersten Quartal 2008 wurden in der gesamten Europäischen Union gut eine Million Tonnen mehr Milch von den Verarbeitungsunternehmen erfasst als in der entsprechenden Periode des Vorjahres. Die Nachfrage nach Milchprodukten sei jedoch um etwa 15 Prozent zurückgegangen.

Meier kam zu dem Fazit, dass durch die erhöhte Produktion zuviel Milch auf dem Markt ist und im Gegenzug zu wenig verbraucht wird. Er forderte von der EU-Politik eine Stützung für die Butterfettproduktion, die Möglichkeit, Exporterstattungen wieder zu nutzen und Quotenerhöhungen auszusetzen. Aus Sicht der Milcherzeuger forderte er eine Abschaffung der Molkereisaldierung und der nationalen Saldierung. Nach Auslaufen der Milchquote sei eine europaweite Mengensteuerung notwendig. Ob dies in Bauernhand möglich sei, bezweifelte Meier.

Als zweiter Referent trat der Milchbauer Günther Felßner aus dem Nürnberger Land auf, Mitglied im Verband bayerischer Milcherzeuger. Er zeigte die Gemeinsamkeiten auf, die Bauernverband und BDM im Kampf um bessere Milchpreise haben. Im EU-Außenschutz seien die Forderungen der Verbände gleich. Wie der BDM fordere der Bauernverband eine Mengensteuerung. Hierzu sollte es jedoch eine gesetzliche Regelung geben. "Mengensteuerung auf freiwilliger Basis ohne Sanktionen wird nicht funktionieren" so Felßner. Er befürwortete einen breiten Kampf mit verschiedenen Mitteln wie zum Beispiel die BayernMEG (Zusammenschluss der bayerischen Milcherzeugergemeinschaften), die die Milch direkt am Marktgeschehen bündelt und auch das Milchboard, das die Forderung nach einem Basismilchpreis von 43 Cent pro Kilo aufgestellt hat.

Als Konsequenz schloss er, dass am Milchmarkt sowohl Bauernverband wie auch BDM parallel tätig sein können. Das Gerücht, dass der Bauernverband eine Molkereiquote wolle, sei aus der Luft gegriffen. Bei den Discountern werde derzeit eine höherpreisige "Bayerische Bauernmilch" angeboten. Dies sei zwar keine Lösung für einen Basismilchpreis, eine Marke setze das Angebot allemal.

Felßner forderte die Berufskollegen in der ganzen EU auf, ihre Milchquoten einzuhalten. Die Politik müsse die Saldierungsmöglichkeiten abschaffen und ein Konzept für eine funktionierende Milchmengensteuerung müsse auf den Weg gebracht werden. Ablehnend stand er Kürzungen von Ausgleichszahlungen gegenüber.

Sowohl Felßner wie auch Meier kritisierten das schwache Kartellrecht, das Fusionen im Einzelhandel zulässt und die Produktion aber behindert. Einen Appell richtete Felßner an die Anwesenden: "Schreiten wir gemeinsam voran und behindern wir uns nicht gegenseitig". Er bat, auch nicht außer acht zu lassen, dass der Bauernverband eine umfassende Interessensvertretung bietet, die nicht nur die Milchmarkpolitik beinhaltet. Vielmehr kämpfe der Bauernverband auch auf anderen Gebieten wie zum Beispiel der Erbschaftssteuer, Überprüfung der Agrarreform, Sozialrecht oder Bürokratieabbau. Alles dies nütze auch den Milchbauern.
10.07.08
Neumarkt: "Noch unbefriedigend"
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