Bauchlandung verhindern

Die Referenten des Existenzgründertages zusammen mit Michael Endres (3. v. rechts) vom Referat Wirtsschaftsförderung des Landratsamtes.
Fotos: Erich Zwick

Mit umfangreichem Hintergrundmaterial konnten sich die 60
Teilnehmer des Info-Tages eindecken.
NEUMARKT. Wenn ein großer Konzern der Metropolregion den Rücken kehren will, weil er woanders noch größere Gewinne scheffeln kann und daher seine Abwanderungsgedanken in die Welt hinausposaunt, dann kann ihn der smarteste Oberbürgermeister nicht davon abhalten. Als abschreckendes Beispiel aus jüngster Vergangenheit mag hier die AEG in Nürnberg stehen. Da konnte der SPD-Oberbürgermeister Ulrich Maly noch so sehr rudern - die Bosse in Schweden ließen sich durch nichts umstimmen. Das bayerische Wirtschaftsministerium unternahm schon gleich gar nicht den Versuch, dem Standort Nürnberg den Rücken zu stärken.
Einer, der weiß, was er von den Konzernen im Ernstfall zu erwarten hat und wie ohnmächtig die Politik den skrupellosen Managern gegenüber steht, ist Landrat Albert Löhner. Er ist zwar ein wohlgesonnener Begleiter der Großindustrie, deren Arbeitsplätze er keineswegs missen möchte, doch baut er zunehmend auf die "Kleinen", die den Sprung in eine Existenzgründung wagen. Haben sie erst einmal Fuß gefasst und sich etabliert, werden sie wohl kaum damit drohen, nach Tschechien, in die Ukraine oder gar nach China abzuwandern.
Sechzig dieser Hoffnungsträger, die das Risiko der Selbständigkeit nicht scheuen wollen, haben sich am Samstag zum Informationstag für Existenzgründer im Landratsamt eingefunden, um sich aus erster Hand über eine richtige Vorbereitung ihres kühnen Schrittes zu informieren, damit sie eine teuere unternehmerische Bauchlandung vermeiden.
Michael Endres von der Wirtschaftsförderung des Landkreises zeigte sich hocherfreut über das überwältigende Interesse an dem Forum, das in diesem Jahr bereits zum zehnten Mal stattfindet und noch immer diese starke Anziehungskraft ausübt.
Das hochkarätig besetzte Referenten-Gremium aus Praktikern der Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer Regensburg, vom Hans-Lindner-Institut, vom RKW-Beraterhaus Bayern, von der Agentur für Arbeit, von den Kreditinstituten und vom Verein "Alt hilft Jung" konnte Grundkenntnisse und Basisinformationen für eine erfolgreiche Existenzgründung aus erster Hand vermitteln.
Damit bei den Teilnehmern keine falschen Hoffnungen geweckt wurden, holte Professor Dr. Christian Lendner, der Vorstand des Hans Lindner Instituts, die erwartungsfroh gestimmten Zuhörer auf den harten Teppich der Tatsachen herunter: "Keine Chance ohne Risiko" lautete der warnende Untertitel seines Vortrags über die "Zukunftsperspektive Existenzgründung".
Die nächste harte Nuss servierte Dr. Martin Kammerer von der Industrie- und Handelskammer Regensburg, der die Fußangeln aufzeigte, in die man aber nicht zu tappen braucht, wenn man ein Basis-Seminar der Kammer belegt.
Aber dann folgte der Motivations-Schub: "Existenzgründung - mit Power durchstarten!", rief Martin Scheinert vom RKW-Beraterhaus den vielleicht schon etwas ernüchterten Gründern von morgen zu. Da tat auch die anschließende Kaffeepause gut.
"Unternehmenskonzept als Kernpunkt der Grüdung" hatte sich Horst Zaglauer von der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz vorgenommen und zusammen mit Gründungsberater Walter Thomas stellte er eine Planungsrechnung auf; denn schließlich wollen ja die Unternehmer von morgen schon heute wissen, was ihnen mal bei optimaler Geschäftsführung unterm Strich bleibt. Für den Anfang schießt die Agentur für Arbeit ein bisschen was zu, womit H. Schneider von der Arbeitsverwaltung ein kleines "Lockvogelangebot" machen konnte.
Erich Zwick
11.11.06
Neumarkt: Bauchlandung verhindern