"Nur Aktionäre im Blick"

NEUMARKT. "Mit Bestürzung" nahmen die Stadtratsfraktion und der Ortsverein der Neumarkter SPD den möglichen Stellenabbau bei der Firma Pfleiderer zur Kenntnis, hieß es am Donnerstagabend in einer Pressemitteilung der Partei.

Die "halbherzigen" Pfleiderer-Dementis ließen allen möglichen Spekulationen freien Lauf. Fakt scheine: "Einer der größten Arbeitgeber unserer Stadt kümmert sich nicht um das Wohl seiner Beschäftigten, sondern hat nur die Interessen der Aktionäre im Blickfeld". Der vielgeschmähte Standort Deutschland und die deutschen Arbeitnehmer seien offensichtlich gut genug, "die Firma so viel Geld verdienen zu lassen, daß sie mit diesem Geld dann die Arbeitsplätze, zum Dank quasi, nach Osteuropa verlagern kann".

Noch eines ärgert die Neumarkter Sozialdemokraten: Vor Jahren wurde von der Firma Pfleiderer hier am Standort eine Energiezentrale errichtet, die dank des Energieeinspeisegesetzes (EEG) gute Gewinne einbrachte und immer noch einbringt, heißt es in der Pressemitteilung. Die Bürger zahlten dafür einen höheren Strompreis . Darum müsse mehr soziale Verantwortung der Gesellschaft gegenüber von der Firmenleitung gezeigt werden als bisher.

Es sei immer deutlicher erkennbar: Die Umwandlung von Familienbetrieben in anonyme AG`s öffne "den Machenschaften von skrupellosen, geldgierigen Managertypen Tür und Tor". Ihnen fehle "jegliche soziale Bindung und Verantwortung zu den ihnen anvertrauten Firmen und Menschen". Das sei noch anders gewesen, als die Schickedanz' oder Grundigs ihre Firmen selbst leiteten.

Besonders schlimm, so die SPD weiter, sei die Tatsache, dass sich "die brutalen Ankündigungen hinter den Formeln: derzeit nicht, keine konkreten Planungen usw. verstecken". Im nächsten Satz würden diese aber wieder überholt mit der Ankündigung: Mittelfristig sind Verlagerungen nach Osteuropa nicht auszuschließen.

Diese Frist sei ja vertraglich sozusagen vorgegeben, denn es existiere einen Haustarifvertrag, der den Pfleidererbeschäftigten bis 2008 Beschäftigungsgarantie gäbe. "Diese wurde jedoch teuer erkauft: Bis 2007 keine Lohnerhöhungen und zusätzlich wöchentlich drei Stunden Mehrarbeit ohne Lohnausgleich! Welch ein Skandal! Hier riecht es förmlich nach Schwindel und geplanter Unterwanderung von Verträgen. BenQ und Siemens lassen grüßen!", hieß es von der SPD.

Die Neumarkter SPD erklärte sich solidarisch mit den Arbeitnehmern der Firma Pfleiderer und forderte die Verantwortliche der Firma auf, "der sozialen Bindung des Eigentums, im übrigen im Grundgesetz verankert, endlich wieder Rechnung zu tragen". Es ist "nicht fair, unser System zu nutzen und dann, wenn irgendwo anders mehr Gewinn möglich erscheint, es wegzuwerfen und vielen Menschen ihre Lebensgrundlage zu rauben".
02.11.06
Neumarkt: "Nur Aktionäre im Blick"
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