Absurde Realität

NEUMARKT. In der Reihe "Filmauslese" zeigt das Ber-Li in Berching am Donnerstag, 27. April, um 20 Uhr den norwegischen Film "Elling".

Mitveranstalter sind der Sozialpsychiatrische Dienst Neumarkt und das Evangelische Bildungswerk Neumarkt. Zu Beginn wird Otmar Reichenbach, Psychiater, Psychotherapeut von der Frankenalbklinik in Engelthal, eine Einführung in den Film halten.

Grübler Elling (Per Christian Ellefsen), der Kleine mit dem ängstlich-skeptischen Gesichtsausdruck, und der stämmige große Kjell (Sven Nordin) mit dem verbiestert-entschlossenen Blick beziehen nach zwei Jahren Psychiatrie eine Sozialwohnung in Oslo. Von nun an müssen sie sich im realen Leben zurechtfinden - einkaufen, telefonieren, Essen kochen. Ihre individuellen Ängste, Phobien und so manche andere Verhaltens-Bizarrerien machen ihnen und besonders auch ihrem zuständigen Sozialarbeiter heftig zu schaffen.

Die alltäglichsten Situationen werden für die beiden Freunde Elling und Kjell, fabelhaft vor der unaufdringlichen Kamera von Svein Krovel durchlebt von Per Christian Ellefsen und Sven Nordin, die bereits auf dem Theater diese beiden Rollen gespielt haben, zu schier unüberwindlichen Hürden und plötzlichen Anlässen zu aufbrausenden, dramatischen Streitereien.

Dabei schafft Petter Naess, der bereits die Bühnenaufführung inszeniert hatte, mit traumwandlerischer Sicherheit den richtigen real-absurden Ton für den frischen Blick auf die Wirklichkeit, die wir eigentlich kennen, aber nun anders sehen. Wir lachen nicht aus Schadenfreude, sondern aus mitfühlendem Vergnügen mit den beiden Lebenskünstlern, mit denen wir uns wunderbar identifizieren können. Wenn Elling sagt: "Es gibt Menschen, die sich mit Skiern auf den Weg zum Südpol machen, und ich habe schon Probleme, ein Restaurant zu durchqueren, um pinkeln zu gehen", ist das eine lapidar klare Feststellung als Ergebnis selbsterkennender Reflektion.

Elling ist der Denker in dieser Zweier-Freundschaft und betätigt sich sogar als Dichter, wobei er seine Poesien anonym im Sauerkraut-Regal einreiht. Damit gewinnt er die Sympathien eines bekannten Schriftstellers und stellt sich die Frage, ob er jetzt ganz ohne die Hilfe des Stadtrats von Oslo einen Freund gefunden hat.

Um Freundschaft geht es hauptsächlich in diesem wunderbar zwischen Humor und Ernsthaftigkeit real existierenden Film, der gute Laune macht und Lust darauf, auch die Schräglagen der Dinge des Lebens mit individueller Entschlusskraft anzugehen. Und mit jedem neuen Film aus dem hohen Norden Europas scheint sich herauszukristallisieren, dass derzeit die skandinavischen Filmemacher mit ihren Stories am festesten auf dem Boden realistischer Tatsachen stehen.

Der Eintritt kostet 5 Euro.
12.04.06
Neumarkt: Absurde Realität
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