Spektakuläres Dach


Das gewaltige Stadiondach wurde von der Firmengruppe Max Bögl errichtet.


Die neue "Bay-Arena"


Jetzt kann Einweihung gefeiert werden
NEUMARKT. Rund 20 Monate nach Baubeginn kann die Neumarkter Firmengruppe Max Bögl die Einweihung der BayArena Leverkusen feiern.

Das neue Vorzeigeobjekt der Neumarkter Baufirma wurde rechtzeitig zum ersten Heimspiel fertig. Somit finden die aufwendigen Umbaumaßnahmen an der BayArena einen würdigen Abschluss. Drei Wochen nach der offiziellen Einweihung wird dann die deutsche Nationalmannschaft im neuen Fußball-Schmuckkästchen in Leverkusen ihr Freundschaftsspiel gegen WM-Gastgeber Südafrika bestreiten – und aller Welt eine beeindruckende Sportarena mit modernster Infrastruktur präsentieren.

Gesamtverantwortlich für die Umsetzung des 70-Millionen-Euro-Projektes nach Plänen des Düsseldorfer Architekturbüros HPP Hentrich-Petschnigg & Partner war die Firmengruppe Max Bögl in Arbeitsgemeinschaft mit Köster AG. Beauftragt wurde die Arge von der Bayer 04 Immobilien GmbH: das Osnabrücker Bauunternehmen Köster AG für die Tribünenerweiterungen und den Neubau des Westgebäudes, die Firmengruppe für die Erstellung der spektakulären Dachkonstruktion.

Kernpunkt der Ende 2007 begonnenen Ausbauarbeiten (wir berichteten) war die Erweiterung der Zuschauerkapazität von 22.500 auf 30.000 Plätze. Dazu wurden die bisherigen Tribünenbereiche an der Nord-, West- und Ostseite des Stadions auf 47 Reihen inklusive zusätzlichem Oberrang aufgestockt. Zwischen Ober- und Unterrang entstanden auf diese Weise neue VIP- und Businesslogen, ebenso wie sogenannte "Skyboxen" auf der Ostseite der Arena.

Ein neues Gesicht erhielt auch der Hospitality-Bereich mit zahlreichen Restaurants und Logen für 2000 Plätze. Der Neubau des viergeschossigen Westgebäudes mit 17.500 Quadratmetern Bruttogeschossfläche rundet das ehrgeizige Ausbauprogramm ab.

Im Untergeschoss des großzügig verglasten Baukörpers innerhalb der Westtribüne entstand ein 2600 Quadratmeter umfassender Team- und Physiobereich mit Umkleiden, Behandlungs- und Massageräumen. In den weiteren Etagen befinden sich VIP-Bereiche, ein Rehazentrum und ein "Open Space"-Bereich, von dem sich Spielfeld und Trainingsgelände per Rundum-Blick quasi aus der Vogelperspektive betrachten lassen. Untergebracht sind dort auch 228 Arbeitsplätze für Medienvertreter, nahezu doppelt so viel wie zuvor.

Realisiert wurde die Tribünenaufstockung in nur vier Monaten Bauzeit durch den Einsatz präzise im Werk gefertigter Stahlbetonfertigteile. Abgefangen wird das Konstrukt aus Zahnbalken und Stufenelementen mit Hilfe zweier gewaltiger Fachwerkträger, die bei einem Einzelgewicht von 73 Tonnen jeweils über 160 Meter über die gesamte Stadionlänge spannen.

Diese Stahlträger lagern auf den außen liegenden Erschließungstreppenhäusern auf und wurden mit dem weltweit größten, luftbereiften Kran eingehoben – einem 103 Meter hohen und mehr als 700 Tonnen schweren Koloss aus den Niederlanden mit bis zu 1200 Tonnen Tragkraft. Zum Lastabtrag der Aufstockung waren umfangreiche Einbauten und Verstärkungsmaßnahmen erforderlich. Das Tragwerk des Westgebäudes selbst entstand in Stahl-Verbundbauweise. Ebenfalls neu gebaut wurden die Rampe für die Piazza im Eingangsbereich sowie die beidseitigen Zufahrten zur Tiefgarage im Untergeschoss.

Die für Zuschauer auffälligste Veränderung der neuen alten Heimatstätte des Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen ergibt sich jedoch mit dem Bau des kreisrunden Stadiondaches durch die Firmengruppe Max Bögl. Mit einem Durchmesser von 215 Metern ragt es weit über den ausgebauten Tribünenbereich hinaus und bietet den Besuchern auch vor dem Stadion Schutz vor Regen.

Die Tragkonstruktion des Daches mit einer Haut aus Makrolon-Glas beruht auf dem Prinzip des Speichenrades und ist dem Dach der Commerzbank-Arena in Frankfurt ähnlich. 72 obere und 36 untere Radialseile bilden, gleich einem überdimensionalem Spinnennetz, zusammen mit den Ringseilknoten den inneren Zugring.

Das Pendant zum Zugring, der Druckring, schließt sich in imposanter Höhe rund um das Stadion und setzt weithin sichtbar Maßstäbe. Er besteht aus acht einzelnen Ringsegmenten mit jeweils 180 Tonnen Gesamtgewicht. In vier sogenannten Big Lifts wurden je zwei Druckringteile von Raupenkränen hochgehoben, zusammengebaut und anschließend in den Dachring eingesetzt. Der Ring selbst ruht auf acht V-förmigen, jeweils 40 Tonnen schweren Stahlpylonen, eingegossen in gewaltigen Betonfundamenten.

Insgesamt lieferte der Stahl- und Anlagenbau der Firmengruppe Max Bögl über 2.800 Tonnen Stahlkonstruktion und 12.800 Meter Stahlseile mit einer Dicke von bis zu 70 Millimetern. Der letzte Big Lift, das Anheben des Zugringes, erfolgte Mitte Juni 2009 in vier Phasen – per Litzenheber mit rund 30 Zentimeter Hubhöhe pro Minute.

Um Höhe zu gewinnen, wurde in Phase I an allen Stahlseilen zugleich gezogen. Lediglich vereinzelte Korrekturzüge waren nötig, um das tonnenschwere, aber letztlich feingliedrige Konstrukt in der Balance zu halten. In Phase II wurde nur noch gruppenweise an den Seilen gezogen, bevor man in Phase III dazu überging, Seil für Seil einzeln abzuarbeiten, da hier bereits sehr starke Kräfte auf die gesamte Seilkonstruktion einwirkten.

Mit dem Einbolzen der Radialseile in den äußeren Druckring war die vierte und letzte Phase abgeschlossen. Als Dacheindeckung kommt ein von Bayer eigens für Großdächer entwickeltes Dreistegplatten-System der Marke Makrolon zum Einsatz. Das annähernd 28.000 Quadratmeter große Stadiondach wird weltweit das erste mit diesem neu entwickelten Dachsystem sein.

Mit dem Teilabriss der alten Westtribüne begannen die Ausbauarbeiten Mitte Dezember 2007; rechtzeitig abgeschlossen wurde der Um- und Ausbau der BayArena Mitte August 2009 zum Bundesligastart der Saison 2009/2010.

Wegen der umfangreichen Dacharbeiten fanden während der Rückrunde 2008/2009 keine Fußballspiele in Leverkusen statt. Ausweichort für den Bundesligisten war bei den Heimspielen die LTU-Arena in Düsseldorf.

Mit dem Um- und Ausbau der BayArena zum modernen Fußballtempel realisierte Max Bögl, Deutschlands größtes Bauunternehmen in Privatbesitz mit weltweit über 5700 Mitarbeitern, neben Frankfurt, Köln und München bereits das vierte Stadionprojekt in Deutschland.

Zusammen mit dem Bau zweier Sportarenen in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) und dem Bau des Lia Manoliu-Stadions in Bukarest (Rumänien) soll dies ein schlagkräftiger Beweis für die hohe Innovationskraft der Firmengruppe im Sportstättenbau sein, heißt es in einer Pressemitteilung.
14.08.09
Neumarkt: Spektakuläres Dach
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
Zur Titelseite neumarktonline
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
18. Jahrgang