NEUMARKT. Pfiffe gegen Verleger: die Gewerkschaft Verdi protestiert lautstark gegen überraschende Kündigungen bei der Mittelbayerischen Zeitung.
Der Mittelbayerische Verlag, der in Neumarkt das "Neumarkter Tagblatt" herausgibt, hatte nach Angaben der Gewerkschaft völlig überraschend alle elf Beschäftigten der Tochter-Firma Druckservice Regensburg auf die Straße gesetzt (wir berichteten).
Jetzt machten sich die rausgeschmissenen Mitarbeiter zusammen mit etlichen Kollegen und Gewerkschaftern lautstark bei einer Tagung des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger bemerksbar, zu dem die Mittelbayerische Zeitung eingeladen hatte. Während die Verleger das Druckzentrum der Mittelbayerischen Zeitung in Regensburg besichtigten, um - so Verdi - "vor Ort zu begutachten, wie man sich teurer Mitarbeiter billig entledigt", gaben draußen Demonstranten ihrem Unmut freien Lauf. Als die Verleger im Druckzentrum eintrafen, empfingen sie über 50 Unterstützer mit einem halbstündigen Pfeifkonzert.
Die Proteste setzten sich am Montagabend fort, als die Verleger am Fuße der Walhalla auf einem Schiff der Kristallflotte unterwegs waren. Der Gewerkschaftssekretär Pascal Attenkofer prangerte das "unsoziale Verhalten" der Verleger an: „Die Rechte der Arbeitnehmer werden einfach umgangen, nur um die Rendite zu steigern". Ganze Produktionsabläufe würden in den Druckereien nur noch über Leiharbeit und Werksverträge abgewickelt. „Freie“ Redakteure müßten "für ein Butterbrot" sämtlich Rechte an Recherchen sowie Bildmaterial den Verlagen zur grenzenlosen Weiterverbreitung überlassen.
Dabei stellten die Verleger sich selbst als die großen sozialen Wohltäter dar, hieß es. Einige von ihnen hätten sogar Verdienstorden für ihr soziales Engagement bekommen – "ein Hohn für die gekündigten Beschäftigten, deren Existenz ohne Skrupel aufs Spiel gesetzt wird", so der Gewerkschafter.
Diese Billigmacherei räche sich in der Qualität vieler Tageszeitungen und das bewirke letztendlich sinkende Abozahlen.
Es werde lieber in sündteure Berater investiert als in die eigene Belegschaft und damit in die Qualität der eigenen Zeitung.