Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Thumann,
vielen Dank, dass Sie uns und alle interessierten Leser der öffentlichen Medien an Ihren Gedanken zum geplanten Ausbau der B299 im Stadtgebiet teilhaben lassen. Wir hoffen, die offensichtlichen Missverständnisse hiermit ausräumen zu können:
Unsere weiterführende Lösung steht weder der Entschärfung der mit 8 Unfällen in 6 ½ Jahren „höchst unfallträchtigen Kreuzung auf Höhe Rittershof“ noch Ihrer Zielsetzung der Entlastung der Stadt vom Durchgangsverkehr entgegen. Ob das gelingen kann, dürfte aber maßgeblich davon abhängen, wie viele der von Ihnen genannten über 25.000 Fahrzeugbewegungen pro Tag an der “Lammsbräu-Kreuzung“ tatsächlich überregional sind und warum diese die B299 als Umgehung bislang nicht nutzen. An der nicht vorhandenen dritten Spur dürfte es wohl nicht liegen.
Allerdings wirkt die von Ihnen gewünschte „Beschleunigung des Rings“ hin zu einem autobahnähnlichen Zustand parallel zur Diskussion über allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkungen wie aus der Zeit gefallen und wird naturgemäß zu steigender Lärmbelästigung führen. Wie wir alle der Tagespresse entnehmen konnten, plant das zuständige Amt nicht mal einen adäquaten Lärmschutz in Form einer hochabsorbierenden Lärmschutzwand.
Alle Bundes- und Kommunalpolitiker, die sich trotz der hohen Zeitbelastung des Wahlkampfs erstmals die Situation vor Ort angesehen haben, waren überrascht vom hohen überregionalen Durchgangsverkehr durch Stauf. Der aktuelle Planungsstand würde diese Situation keinesfalls entschärfen.
Die von Ihnen im Januar angekündigte Bürgerversammlung hätte problemlos im Februar folgen können, Corona war damals bei uns noch kein Thema. Sie aber haben auch ohne Besichtigung vor Ort „das Gesamte für die Stadt im Blick“. Vergessen Sie dabei aber bitte nicht, dass Stauf und Woffenbach auch zur Stadt gehören. Ob der von Ihnen erwähnte 5-astige Kreisel bei Pölling nun als Paradebeispiel einer gelungenen Verkehrsplanung dienen kann, sollte jeder Bürger, der diesen in Corona-freien Stoßzeiten regelmäßig nutzen darf, selbst beurteilen.
Warum glauben wir, für den gesamten Ort Stauf sprechen zu können? Sie haben absolut recht damit, dass es in Bezug auf die Verkehrsregelung innerorts verschiedene Interessensgruppen gibt. Alle eint aber eine Gewissheit: Der beste Verkehr ist der, der gar nicht durch Stauf fließt. Die B299 könnte auch als Ortsumfahrung für Stauf dienen. Der überregionale Verkehrsfluss aus dem Stadtgebiet wird aber aktuell und gemäß Planung auch künftig durch den Ort geleitet.
Selbstverständlich unterstützt nicht jeder Bürger in Stauf unser Anliegen aktiv. Einige betrachten es gar als verschenkte Lebenszeit – schließlich kann man „gegen die da oben“ ohnehin nichts ausrichten. Die vielen positiven Rückmeldungen von Neumarkter Kommunalpolitikern aller Fraktionen bestärken uns im festen Glauben, dass man mit sachlicher Information, guten Argumenten und überzeugenden Alternativen viel erreichen kann. Etliche Stadträte der vergangenen Legislaturperiode haben uns gesagt, sie würden heute – nachdem sie sich „das Thema mal vor Ort angesehen haben“ – nicht mehr für den Ausbau stimmen.
Es obliegt daher Ihnen, dem neu gewählten Stadtrat die Möglichkeit zu einer erneuten, namentlichen Einzelabstimmung zu geben. Wenn die zugesagte Unterstützung mehr war als Lippenbekenntnisse im Wahlkampf, würde es keine Mehrheit für den Vorschlag des Staatlichen Bauamts Regensburg geben. Das würde Vielen den Glauben an „die da oben“ zurückgeben.
Die in einer Wahlkampfveranstaltung von Ihren Parteifreunden unbedacht geäußerte Idee, die Straße zwischen Stauf und Berngau einseitig zu sperren, trägt leider nicht zur Versachlichung der Thematik bei. Es geht hier nicht nur um Stauf. Vom aktuellen Planungsabschnitt ist Woffenbach direkt betroffen, auf dem Weg zur A3 folgen Holzheim und der Altenhof unmittelbar im darauffolgenden Bauabschnitt. Daher dürfen wir Neumarkter alle gespannt sein auf die weitere Entwicklung.
Bis dahin verbleiben wir mit den besten Grüßen – bleiben Sie gesund!
Ihre engagierten Staufer