Buß- und Bet-Tag als Denkmal

Von Pfarrer Martin Hermann

Es gibt Dinge, über die spricht man nicht so gerne. Dazu gehört alles, was mit Schuld und Sünde zu tun hat. Höchstens, wenn wir sagen: "Der andere ist schuld" oder "Die Umstände sind schuld" oder dergleichen mehr. Aber wenn es um unser eigenes Versagen geht - da machen wir meist um die Thematik einen großen Bogen.

Schuld ist, wie die Liebe, das Persönlichste, was ein Mensch haben kann. Es gibt nie irgendeine Schuld, es gibt immer nur persönliche Schuld: Mein Fehler, mein Vergehen, meine Sünde – und auch: Meine Verantwortung dafür. Ich halte es für schlimm, wenn niemand mehr schuldig sein will und es abwälzt auf andere oder auf irgendwelche Umstände. Und ich halte es für geradezu katastrophal, wenn dies Repräsentanten von Kirche, Politik, Wirtschaft oder aus anderen Bereichen der Gesellschaft tun. Konkrete Beispiele möchte ich mir an dieser Stelle ersparen. Es gäbe derer nicht wenige zu benennen. Was geht da für ein negatives Beispiel auf andere Menschen aus, vor allem auf unsere Kinder und Jugendliche!

Ich befürchte, dass alle, die nicht zu ihrer Schuld stehen wollen oder können, ihre Persönlichkeit verlieren. Man kann nicht einerseits immer alles nur zu gerne persönlich richtig gemacht haben und andererseits immer nur persönlich unschuldig sein.

Zur eigenen Identität gehört immer auch die Möglichkeit zu Fehlern und zu Schuld. Wer seine Schuld verleugnet, verleugnet auch sich selbst. Man mag dann vielleicht in den eigenen Augen vielleicht besser dastehen, in den Augen anderer und auch in den Augen Gottes aber steht man unehrlich da.

Zu einer Persönlichkeit gehört neben dem persönlichen Lieben auch die persönliche Schuld. Gott weiß das. Aber während wir mit der Liebe weniger Probleme haben, scheuen wir uns meist, begangene Schuld zu thematisieren und zu ihr zu stehen. Die Bibel erzählt davon auf ihren ersten Seiten: Bereits Adam und Eva versuchen durch Hin- und Herschieben der Schuld sich selber unschuldig zu reden. Das hat sich bis heute kaum verändert.

Gott aber hat keine Karikaturen geschaffen, sondern Persönlichkeiten. Die nicht nur fähig sind zu lieben, sondern auch fähig sein sollten, zu ihrer Schuld zu stehen.

Gott will Menschen, die den Mumm haben, begangene Schuld in der Stille oder auch im Gespräch mit anderen offen auszusprechen. Und er will vergeben, wenn die Bitte um Vergebung ehrlich gemeint ist. Sich darüber Gedanken zu machen und diese Vergebung auch persönlich zu erfahren, dazu lädt der Buß- und Bet-Tag ein.

Für mich ist dieser kirchliche Feiertag wie ein Denkmal, das einlädt: "Denk-mal" nach über Dein Leben, offen und ehrlich, sprich es aus vor Gott und Du wirst etwas von Freiheit der Vergebung erleben. Und hoffentlich mit Konsequenzen auch für Deinen Umgang mit anderen Menschen.
15.11.11
Neumarkt: Buß- und Bet-Tag als Denkmal
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