Selbstlos und unbequem

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Im Festjahr des 850jährigen Jubiläums unserer Stadt Neumarkt ist es durchaus angebracht, an den Patron dieser Stadt, den hl. Johannes den Täufer, zu erinnern. Am 24.Juni feiert die Kirche sechs Monate vor Weihnachten seinen Geburtstag.

Warum Johannes der Patron der eindrucksvollen Pfarrkirche St. Johannes geworden ist und damit auch Stadtpatron, lässt sich wohl nicht mehr genau nachweisen. Die Historiker gehen davon aus, dass eine erste Neumarkter Kirche, die unter Bischof Otto von Eichstätt im Jahr 1185 geweiht wurde, eine Filiale der Berngauer Mutterkirche war und dass man dann auch bei diesem "neuen Markt" eine Taufkirche benötigte, die man dem Täufer Johannes widmete. Auch der eindrucksvolle romanische Taufstein in St. Johannes lässt dies vermuten.

Jesus selbst hatte anscheinend eine große Hochachtung vor Johannes. Er schätzte seine strenge Lebensweise, seine Demut und Selbstlosigkeit, seine kraftvolle Verkündigung des Geheimnisses Gottes und seine Botschaft vom Kommen des göttlichen Gerichts. Dennoch ist es aus Sicht der neueren Forschung eher ein "Zerrbild", wenn man Johannes unterstellt, er hätte nur einen "Gott der Rache" angekündigt, während Jesus nur vom "Gott der Liebe" rede. Wenn auch Johannes in etwas härterer Tonart, so rufen doch beide zur Umkehr auf im Blick auf den "Tag des Herrn", der kommen wird wie der Dieb in der Nacht.

Die Geschichte des unbequemen Johannes ist wie die aller Propheten keine "Erfolgsgeschichte" im modernen Sinn. Nach dem Massenzulauf zu ihm am Jordan wendet sich das Blatt. Im Widerstand gegen den König Herodes, der durch die Ehe mit der Frau seines Bruders die Grundsätze des Gesetzes Gottes verachtete, wird Johannes verhaftet und schließlich ermordet. Das Fest seiner Enthauptung begeht die Kirche am 29. August. So ist Johannes ein Märtyrer des Glaubens, ein geradliniger Mann, der sich nicht verbiegen ließ.

Die Eigenheit seines Festes besteht in seinem Charakter als Geburtsfest. Denn meist feiert die Kirche nur den Sterbetag eines Heiligen, ein Geburtsfest gibt es nur bei Jesus, Maria und Johannes dem Täufer. Denn Johannes hat ähnlich wie Jesus und Maria eine besondere Bedeutung für die Heilsgeschichte. Er ist dazu ausersehen, "viele Israeliten zum Herrn ihrem Gottes zu bekehren, er wird vorausgehen, um das Volk für den Herrn (für Jesus) bereitzumachen", wie es schon bei der Ankündigung seiner Geburt heißt. Es ehrt Johannes, dass er diese "Vorläuferrolle" glaubwürdig erfüllte, dass er sich selbst zurücknahm, um der große Wegbereiter für den Messias zu werden.

Das Geburtsfest Johannes des Täufers am 24. Juni ist schon im 4.Jahrundert bei Augustinus bezeugt. Das Fest seiner Enthauptung geht zurück auf den Weihetag einer sehr frühen Johanneskirche in Sebaste in Samarien, wo die Jünger des Johannes seinen Leib bestattet haben sollen. Der 29. August gilt seit dem Märtyrerverzeichnis des heiligen Hieronymus (gest. 420) als Todestag des Täufers.
22.06.10
Neumarkt: Selbstlos und unbequem
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