Krise vorerst überwunden ?


Der IHK-Konjunkturklimaindikator Oberpfalz/Kelheim (Zur Vergrößerung auf die Grafik klicken)

NEUMARKT. Nach zögerlichem Jahresbeginn bessert sich die Geschäftsentwicklung im IHK-Bezirk, heißt es nach einer Umfrage unter knapp 400 Unternehmen.

"Die Konjunktur nimmt Fahrt auf" - diese optimistische Einschätzung zieht die oberpfälzer IHK aus dem Ergebnis der "Frühjahrsumfrage". Das Vertrauen in eine weitere Stabilisierung der wirtschaftlichen Entwicklung festige sich, hieß es. Die Auslandsnachfrage belebe sich wieder und sorgt für eine bessere Auftragslage in der Industrie. Die Bauwirtschaft sei nach längerer Winterpause wieder gut beschäftigt.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt sei im April "nach wie vor robust" gewesen und habe sich gegenüber dem Vorjahresmonat noch einmal deutlich verbessert. Die Unternehmen wollen ihre Belegschaftsstärken halten, hieß es optimistisch.


Konjunkturentwicklung im IHK-Bezirk; Saldo aus "besser"- und "schlechter"-Meldungen
(Zur Vergrößerung auf die Grafik klicken)

Erstmals seit Herbst 2008 beurteilen die befragten Unternehmen im Bezirk der IHK Regensburg die Geschäftslage wieder positiv. Ein Drittel der Unternehmen berichtet über eine insgesamt gute Geschäftsentwicklung in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres. Auch das Vertrauen in eine Stabilisierung der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung nimmt zu.

Nur noch jedes zehnte Unternehmen befürchte Verschlechterungen. Der Konjunkturklimaindikator zeige weiter nach oben. Die Arbeitsmarktzahlen verbesserten sich gegenüber dem Vorjahr noch einmal deutlich. Die Beschäftigungspläne der Unternehmen bleibe stabil. Kurzarbeit werde abgebaut.

"Damit scheint die Krise vorerst überwunden", heißt es von der IHK. Allerdings seien Vorgänge um Marktbereinigungen als Folge der Finanzkrise in Umfang und Wirkung noch nicht überschaubar.

Überkapazitäten sorgen für einen starken Wettbewerbsdruck auf allen Märkten. Von den teilnehmenden Unternehmen an der aktuellen Konjunkturumfrage meldet nur jedes fünfte Unternehmen eine gute Kapazitätsauslastung. Vor allem auf den Auslandsmärkten schaffen Überkapazitäten einen hohen Wettbewerbsdruck und sorgen für schlechte Preise.

Es gibt deshalb Befürchtungen, Exporte könnten zunehmend unter protektionistischen Maßnahmen leiden. Die Abwertung des Euro als Folge der aktuellen Währungskrise gäbe zusätzliche Impulse für das Exportgeschäft. Andererseits seien dadurch verstärkt Preiserhöhungen für Energie und Rohstoffe zu erwarten, die schon jetzt die Ertragserwartungen der Unternehmen dämpften. Die Hälfte der befragten Unternehmen rechnet mit steigenden Kosten.

Der Arbeitsmarkt zeigte sich durch die Krise sehr robust. Mit dem Instrument Kurzarbeit gelang es den Unternehmen, ihre Belegschaften zu halten. Gegenüber dem Vorjahresmonat sank die Zahl der Arbeitslosen im April im IHK-Bezirk noch einmal um fast elf Prozent auf 30.400 Personen. Die Arbeitslosenquote betrug 4,7 Prozent und liegt damit deutlich unter dem entsprechenden Bundeswert von 8,1 Prozent. Im Landkreis Neumarkt sind sogar nur drei Prozent arbeitslos. Stark zurückgegangen ist nach Auskunft der Arbeitsagenturen die Zahl der Kurzarbeiter.

Von den befragten Unternehmen an der Frühjahrsumfrage planen 74 Prozent keine Veränderungen ihrer Beschäftigtenzahlen; 14 Prozent wollen ihren Mitarbeiterstamm vergrößern.

Die Investitionspläne der Unternehmen für das Inland haben stark zugenommen. Jedes dritte Unternehmen plant entsprechende Maßnahmen.

Ersatzbeschaffungen stehen für die investitionsbereiten Unternehmen an erster Stelle. Schon an zweiter Stelle folgen Ausgaben für Produktinnovationen; gefolgt von Ausgaben für Rationalisierungsmaßnahmen.

Auszüge aus der "Frühjahrsumfrage":

Industrie


(Zur Vergrößerung auf die Grafik klicken)

Die Stimmung in der Industrie hat sich nach zögerlichem Jahresbeginn deutlich verbessert. Die Inlandsnachfrage und die Exportaufträge nehmen wieder zu. Vor allem aus Asien und zum Teil wieder aus Nordamerika verzeichnen die Industrieunternehmen eine rege Nachfrage. Dagegen läuft noch wenig in den osteuropäischen Ländern, soweit sie nicht zur Europäischen Union gehören.

Insgesamt allerdings lasten die Auftragsbestände die bestehenden Kapazitäten bei weitem noch nicht aus. Über 60 Prozent der befragten Unternehmen berichten über nicht ausgelastete, allenfalls zufrieden stellende Kapazitätsauslastung. Knapp die Hälfte der Unternehmen erwartet eine weitere Erholung der wirtschaftlichen Entwicklung. Die konjunkturelle Belebung im Binnenmarkt wie in den wichtigsten Exportländern wird die Auftragssituation weiter verbessern.

Allerdings befürchten die Unternehmen auch Preissteigerungen bei Rohstoffen, Material und Energie. Noch nicht klar erkennbar sind die längerfristigen Auswirkungen der Finanzkrise auf die Entwicklung in den Exportmärkten.

Bau


(Zur Vergrößerung auf die Grafik klicken)

Die lange Winterpause führte in der Bauwirtschaft teils zu beträchtlichen Produktionsausfällen. Die Beurteilung der Geschäftsentwicklung fällt ausgeglichen aus. Die Geschäftserwartungen haben sich gebessert. Dabei setzen die Bauunternehmen vor allem auf den Wirtschaftsbau.

Mehr Zuversicht zeigt die Bauwirtschaft im Hinblick auf öffentliche Investitionen in Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen bei Gebäuden, Strassen und Infrastruktureinrichtungen. Wenige Impulse gehen nach Einschätzung der Bauwirtschaft von Investitionen im privaten Wohnungsbau aus.

Steigende Kosten für die Materialbeschaffung belasten die Ertragslage, da die Wettbewerbssituation im Bau Preiserhöhungen kaum zulässt. Große Sorgen bereitet in diesem Zusammenhang insbesondere die Entwicklung auf dem Stahlmarkt.

Handel


(Zur Vergrößerung auf die Grafik klicken)

Im Groß- und Einzelhandel hat sich die Geschäftsentwicklung weiter gefestigt. Ein Viertel der befragten Unternehmen berichtet über eine gute Geschäftsentwicklung.

Die Erholung der Wirtschaft, stabile Arbeitsmarktverhältnisse, der Rückgang der Kurzarbeit sowie tariflich bedingte Einkommenserhöhungen sorgen für ein günstiges Konsumklima. Allerdings können sich die Preiserhöhungen vor allem dämpfend auf die Kaufneigung der Verbraucher auswirken. Insgesamt geht der Einzelhandel dennoch von einer weiteren Stabilisierung der Nachfrageentwicklung in den nächsten Monaten aus.

Der produktionsorientierte Großhandel rechnet vor dem Hintergrund steigender Investitionsbereitschaft in der Industrie mit zunehmenden Umsätzen. Die Beschäftigungspläne bleiben unverändert.

Dienstleistungen


(Zur Vergrößerung auf die Grafik klicken)

Im Dienstleistungsbereich hat sich die Beurteilung der Geschäftslage weiter verbessert. Die Branche sieht mit gleich bleibend positiven Erwartungen den nächsten Monaten entgegen.

Sie erwartet vor allem aus der konjunkturellen Erholung im Inland zusätzliche Aufträge aus der Wirtschaft sowie eine steigende Nachfrage aus dem privaten Bereich. Deswegen hoffen die Dienstleistungsbetriebe auf eine bessere Auslastung ihrer Kapazitäten. Die Beschäftigungszahlen bleiben stabil. In Einzelfällen sind sogar wieder Neueinstellungen geplant.
14.05.10
Neumarkt: Krise vorerst überwunden ?
Telefon Redaktion


Telefon Redaktion


neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
Zur Titelseite neumarktonline
ISSN 1614-2853
21. Jahrgang
neumarktonline - die Internet-Tageszeitung. Aktuelle Berichte, Meldungen und News aus Neumarkt in der Oberpfalz im Internet
ISSN 1614-2853
18. Jahrgang