70 Millionen Verlust


Bei der Bilanzpressekonferenz mußte Pfleiderer rote
Zahlen präsentieren.
Foto:Pfleiderer AG
NEUMARKT. Pfleiderer hat im letzten Jahr tiefrote Zahlen geschrieben - und erwartet auch für 2010 einen Nachsteuerverlust.

Wie neumarktonline bereits am Morgen meldete (Bericht hier), beendete das Neumarkter Unternehmen das letzt Geschäftsjahr mit einem Verlust von fast 70 Millionen Euro - ein Jahr zuvor hatte man noch 5,8 Millionen Gewinn erzielt.

Bei der Bilanz-Pressekonferenz in München waren auch die Aussichten nicht rosig: Man könne frühestens ab der zweiten Jahreshälfte 2010 mit besseren Ergebnissen rechnen, hieß es. Trotzdem rechne man für das Gesamtjahr einen Nachsteuerverlust.

Der Umsatz der Gesellschaft nahm im Geschäftsjahr 2009 von 1,74 Milliarden Euro um 20,4 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro ab. Von dem Umsatzrückgang entfallen rund zehn Prozent auf rückläufige Volumina, sieben Prozent auf den Preisverfall und drei Prozent auf Wechselkurseffekte, hieß es. Trotz erfolgreicher Strukturanpassungen und Kosteneinsparungen in Höhe von rund 100 Millionen Euro, die die geplanten 80 Millionen Euro deutlich übertrafen, konnten diese Abschreibungen (EBITDA) reduziert sich daher von 223,7 Millionen Euro im Vorjahr um 55,1 Prozent auf 100,4 Millionen Euro.

Ohne die in diesem Geschäftsjahr gebuchten Restrukturierungsaufwendungen hätte die Pfleiderer AG ein EBITDA in Höhe von 117,9 Millionen Euro ausgewiesen. Die um Restrukturierungsaufwendungen bereinigte EBITDA-Marge lag bei 8,5 Prozent (7,3 Prozent inklusive Restrukturierungsaufwendungen) nach 12,9 Prozent im Vorjahr. Das EBIT stellte sich auf -16,1 Millionen Euro, nachdem 2008 noch 97,6 Millionen Euro ausgewiesen werden konnten. Neben den Aufwendungen für Restrukturierungsmaßnahmen wirkten hierin außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 6,7 Millionen Euro. Ohne Restrukturierungsaufwendungen und außerplanmäßige Abschreibungen lag das EBIT bei 8,2 Millionen Euro.

Mit -48,8 Millionen Euro konnte 2009 ein deutlich besseres Finanzergebnis als im Vorjahr (-80,0 Millionen Euro) erwirtschaftet werden, hieß es. Dies resultierte aus günstigen Kreditkonditionen, einem allgemein niedrigeren Marktzinsniveau und positiven Währungskurseffekten von 2,7 Millionen Euro, die zu einem geringeren Nettozinsaufwand führten, sowie einem ausgeglichenen sonstigen Finanzergebnis. Im Vorjahr war noch ein sonstiges Finanzergebnis von -28,4 Millionen Euro verbucht worden.

Als Ergebnis aus fortzuführenden Aktivitäten vor Ertragsteuern ergab sich für das Berichtsjahr ein Verlust von 64,9 Millionen Euro nach einem Gewinn von 17,6 Millionen Euro im Vorjahr. Die Summe von Steuerzahlungen und Erträgen als Folge der Aktivierung von latenten Steuern auf Verlustvorträge bei der Pfleiderer-Tochtergesellschaft Pergo ergab einen Steuerertrag von 8,2 Millionen Euro. Das Periodenergebnis (inklusiv nicht fortzuführender Aktivitäten) belief sich auf -56,7 Millionen Euro, nach einem positiven Ergebnis von 28,8 Millionen Euro im Vorjahr.

Nach Ergebnisanteilen anderer Gesellschafter und der Hybridkapitalgeber entfällt auf die Aktionäre der Pfleiderer AG für das Geschäftsjahr 2009 ein Ergebnis von -69,8 Millionen Euro, verglichen mit einem Ergebnis von 5,8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Für die Zinszahlung auf die Hybridanleihe wird in der Gewinn- und Verlustrechnung weiterhin ein Ergebnisanteil für Hybridkapitalgeber ausgewiesen, da diese unter den im Prospekt genannten Bedingungen einen Nachzahlungsanspruch auf die ausgefallenen Zinsen haben. Dafür werden in der Bilanz entsprechende Verbindlichkeiten ausgewiesen. Das verwässerte und unverwässerte Ergebnis je Aktie aus fortzuführenden Aktivitäten belief sich im Berichtsjahr auf -1,42 Euro nach 0,24 Euro vor einem Jahr.

"Das zurückliegende Geschäftsjahr war insbesondere im zweiten Quartal mit Umsatzeinbrüchen von 30 Prozent in einigen Bereichen sehr anspruchsvoll. Die Zahlen, die wir heute vorlegen, machen uns alles andere als stolz", sagte Hans H. Overdiek, Vorstandsvorsitzender der Pfleiderer AG, anlässlich der Vorlage der Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2009. "Wir haben zwar frühzeitig damit begonnen, das Unternehmen auf die heraufziehende Krise einzustellen, aber mit Einbrüchen in der erlebten Tragweite war nicht zu rechnen". Positiver Effekt aus den Entwicklungen sei die Tatsache, dass man bei den weltweit installierten Kapazitäten für Span- und Faserplatten von Platz 3 auf Platz 2 vorgerückt sei. "Hiervon werden wir durch Marktanteilsgewinne profitieren, wenn die Krise abebbt", sagte Overdiek.

Die Region Westeuropa verzeichnete im Geschäftsjahr 2009 einen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr um 21,6 Prozent auf 741,9 Millionen Euro. Rund neun Prozentpunkte des Umsatzrückgangs sind auf fallende Preise und 13 Prozentpunkte auf rückläufige Mengen zurückzuführen.

Auch die Fußbodenbeläge verzeichneten in Europa rückläufige Mengen, wobei die Unterauslastung der Kapazitäten die Preise im unteren und mittleren Marktsegment unter Druck setzte. Pergo konnte sich mit seinen im oberen Marktsegment angesiedelten Produkten diesem Preisdruck weitestgehend entziehen. Das EBIT in der Region nahm von 112,5 Millionen Euro auf 1,3 Millionen Euro ab. Darin sind Restrukturierungsaufwendungen und außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 13,7 Millionen Euro enthalten. Die EBIT-Marge sank im Berichtzeitraum von 11,9 Prozent auf 0,2 Prozent. Der angespannten Marktlage begegnete die Pfleiderer AG mit Kapazitätsreduktionen durch Kurzarbeit, Einsparungen von 30 Millionen Euro zum Beispiel durch Produktivitätsverbesserungen, sozialverträglichen Abbau von rund 160 Stellen sowie durch neue, innovative Produkte.

Wechselkurseffekte bestimmen Umsatz in Osteuropa

In Osteuropa musste die Pfleiderer AG gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzrückgang um 32,2 Prozent auf 285,0 Millionen Euro hinnehmen. Davon entfielen auf Wechselkurseffekte 60,4 Millionen Euro bzw. 14,4 Prozentpunkte, der Rest resultierte größtenteils aus dem Preisverfall, der bei Rohspan-platten in Polen bei rund 12 Prozent und für beschichtete Platten bei rund 10 Prozent lag.

Durch deutliche Kostensenkungsmaßnahmen, zu denen auch der Abbau der Beschäftigtenzahl gehörte, konnten die Wettbewerbsfähigkeit und Marktposition in Polen weiter gestärkt werden. In Russland stellte sich die Nachfragesituation im ersten Halbjahr als sehr schwierig dar, die abgesetzten Mengen fielen um rund 30 Prozent, die Preise für Spanplatten lagen hier um rund 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Insbesondere das niedrige Preisniveau in Osteuropa brachte das Ergebnis unter Druck. So nahm das EBIT von 28,9 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2009 auf 2,6 Millionen Euro ab, die EBIT-Marge sank von 6,9 Prozent auf 0,9 Prozent.

Der Bau des MDF-Werks in Novgorod ruht momentan und wird erst bei deutlich besserer Marktlage fortgesetzt.

Stabiles Geschäft in Nordamerika mit Marktanteilsgewinnen

In Nordamerika konnte die Pfleiderer AG den Umsatz mit 401,8 Millionen Euro nahezu auf dem Vorjahresniveau (404,9 Millionen Euro) halten, obwohl der Fußbodenmarkt und der Plattenmarkt deutlich schrumpften. Wechselkurse halfen dem Umsatz dabei mit 8,9 Millionen Euro. Das Absatzvolumen wurde im Bereich des Laminatfußbodens gegen den Markttrend um rund 5 Prozent gesteigert, sodass der Marktanteil in einem schrumpfenden Markt auf über 30 Prozent weiter ausgebaut wurde.

Im Berichtsjahr nahm der Absatz von Rohspanplatten hingegen um 11 Prozent ab, was sich allerdings deutlich besser darstellte als der allgemeine Marktrückgang, der bei 24 Prozent lag. Bei beschichteten Platten konnte der Absatz um rund ein Prozent und bei MDF/HDF um neun Prozent gesteigert werden.

Die Pfleiderer-Tochter Uniboard ist 2009 eine Kooperation mit Kustom Material Laminators eingegangen. Die Zusammenarbeit ermöglicht nun den Vertrieb für direkt beschichtete Platten von Uniboard auch im Westen der USA. Das EBIT im nordamerikanischen Markt erreichte in der Berichtsperiode 4,3 Millionen Euro, nach einem Verlust von 20,2 Millionen Euro im Vorjahr. Die EBIT-Marge stellte sich damit auf 1,1 Prozent nach -5,0 Prozent im Vorjahr.

Cashflow mit negativem Vorzeichen Auf Konzernebene flossen aus laufender Geschäftstätigkeit 13,7 Millionen Euro ab, verglichen mit einem Zufluss von 228,4 Millionen Euro in der Vorjahresperiode. Dafür waren unter anderem das um 113,7 Millionen Euro niedrigere EBIT sowie die Veränderung kurzfristiger Passiva (ohne Finanzschulden) um 77,8 Millionen Euro verantwortlich. Letztere beinhalten insbesondere einen Rückgang der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen um 54,9 Millionen Euro.

Die Investitionen blieben 2009 mit 157,7 Millionen Euro nahezu auf Vorjahresniveau und lagen damit immer noch deutlich über den Abschreibungen. Davon entfielen 16,6 Millionen Euro auf die Region Westeuropa. In Nordamerika wurden 101,1 Millionen Euro investiert, wovon der Großteil den Aufbau des MDF-Werks in Moncure/North Carolina, USA, betraf. In Osteuropa waren die Investitionen in Höhe von 37,7 Millionen Euro stark von den Ausgaben für den Aufbau des MDF-Werks in Novgorod/Russland beeinflusst.

Das Eigenkapital der Gesellschaft sank um 11,1 Prozent auf 631,7 Millionen Euro hauptsächlich infolge des negativen Konzernergebnisses. Damit belief sich die Eigenkapitalquote jedoch immer noch auf 32,0 Prozent. Die Nettoverschuldung des Konzerns stieg gegenüber dem Jahresende 2008 von 635,5 Millionen Euro auf 854,2 Millionen Euro, wodurch das Verhältnis von Netto-verschuldung zu Eigenkapital (Gearing) auf 135,2 Prozent anzog.

Reduktion der Verschuldung im Fokus

Die Pfleiderer AG plant für die nächsten Jahre eine deutliche Absenkung der Verschuldung, hieß es am Freitag. Die Zuführung von Eigenkapital aus dem Verkauf der eigenen Anteile und der Kapitalerhöhung im ersten Quartal 2010 haben diesem Ziel gedient. Die Ertragslage soll durch weitere Kosteneinsparungen und Strukturmaßnahmen verbessert werden. Die Rückführung der Finanzverbindlichkeiten soll in den nächsten Jahren aber vor allem ande-ren durch den erwarteten starken freien Cashflow ermöglicht werden.

Für auskömmliche Margen werden im laufenden Geschäftsjahr "weitere Anpassungen" der Kapazitäten innerhalb der Holzwerkstoff-Branche notwendig sein, die über die im Jahr 2009 erfolgten Anlagenstilllegungen hinausgehen. Die seit dem Jahreswechsel festzustellenden Kostensteigerungen bei den Rohstoffen machen dabei Preiserhöhungen unumgänglich, hieß es. Während für Westeuropa beim Umsatz weitestgehend mit Stagnation gerechnet wird, geht der Holzwerkstoff-Hersteller für Osteuropa und Nordamerika von leichten Umsatzsteigerungen aus.

Eine Erholung des Marktes wird frühestens in der zweiten Jahreshälfte gesehen. Bei der Pfleiderer AG wird sich die Investitionstätigkeit 2010 auf Instandhaltungs- und Rationalisierungsmaßnahmen beschränken können, da für Wachstum genügend moderne Werkskapazitäten zur Verfügung stehen. Trotz der inzwischen wieder leicht besseren Perspektiven mit hohen Kapazitätsauslastungen geht die Pfleiderer AG wegen der notwendigen Strukturanpassungen auch für das laufende Geschäftsjahr von einem Verlust auf Ebene des Nachsteuer-Ergebnisses aus.
19.03.10
Neumarkt: 70 Millionen Verlust
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