Es begann vor 25 Jahren


Ein Teil der Mitarbeiterinnen beim Rückblick am Donnerstag - darunter auch Vorsitzende und Bürgermeisterin Ruth Dorner (links).

NEUMARKT. Mit einem schwarzen alten Schrank, Obstkisten aus Holz, einem ausrangierten Schreibtisch und einem Stuhl eröffneten vor 25 Jahren etwa zehn Mitarbeiter den Dritte Welt Laden am Hofplan 4. Am Donnerstag wagten die Mitarbeiter einen kleinen Rückblick.

"Oft waren die Verkäufer die besten und einzigen Kunden" erinnert sich Ruth Dorner. "Das Schlimmste aber war, dass wir in diesem Raum keine Heizung hatten und lediglich ein kleiner Strahler für Wärme an den Füße sorgte", so Gabi Kellner, die mit ihrem Mann ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern gehörte und noch heute aktives Ladenmitglied ist.

Der damalige Stadtpfarrer Johann Limbacher unterstütze diese Idee "eines Raumes für Produkte aus der sogenannten Dritten Welt". Problem war nicht einen geeigneten Raum zu finden, sondern den Raum leer zu räumen. Die verschieden alten Sachen, die eigentlich keiner mehr brauchte, wurden verteilt, der damalige Kaplan Edi Wolfsteiner half beim Streichen und übrig blieb nur der alte schwarze Schrank.

"So funktionierten wir ihn zu einem Regal um, da wir auch kein Geld für irgendwelche Investitionen hatten. Viele Kleinigkeiten gingen da einfach über die privaten Kassen der Mitarbeiter," schildert Ruth Dorner. Und so konnten man dann in der Karwoche 1983 die Eröffnung feiern.

Nach wiederholten Umzügen und Neueröffnungen innerhalb des Kaplanshaus hat der Eine Welt Laden nach der Renovierung 2003 seine jetzige Bleibe gefunden. Die Pfarrei "Zu Unserer Lieben Frau" hat von Anfang an die Idee des Fairen Handel durch die kostenlose Überlassung der Räume unterstützt.

"Für die weltweite Gerechtigkeit leisten wir als Pfarrei gerne unseren Beitrag", so Dekan Richard Distler. Bis zum November 2003 war der Laden auch Teil der Kirchenstiftung. Durch den immer größer werdenden Umsatz wurde die Organisationsform eines gemeinnützigen Vereins notwendig. Die Vorstandschaft mit Ruth Dorner als 1. Vorsitzende, Birgitt Rupp als 2. Vorsitzende, Schriftführerin Ulli Hofmann, Kassier Alois Dorner und Beisitzerin Irmgard Blank wird unterstützt von 80 Mitgliedern, davon 35 aktive Ladenmitarbeiterinnen. Die Arbeit wird ehrenamtlich geleistet. "Das funktioniert auch deshalb, weil wir uns als Team verstehen und wissen wofür wir das tun", so Birgitt Rupp.

Neben dem Verkauf war uns aber von Anfang an die Bewusstseinsbildung wichtig. "Deshalb weihten wir im Februar den Lernzirkel – Bildung für eine nachhaltige Entwicklung ein, wo professionelles Arbeiten möglich wurde und seither 900 Besucher gezählt wurden," erklärt die 2. Vorsitzende Rupp.

Der Eine Welt Laden ist bekannt als Netzwerkarbeiter: mit vielen Organisationen wurde in den letzten 25 Jahren zusammengearbeitet, ob KAB, Bund Naturschutz, Stadt Neumarkt, Landratsamt, Pfarreien im Landkreis Neumarkt, den Schulen, Katholischem Frauenbund, Evangelischer Kirche oder auch bayernweit im Eine Welt-Netzwerk Bayern. "Wir hatten keine Berührungsängste, es stand immer die Sache im Mittelpunkt, auch wenn es manchmal umstrittene Themen waren ", so Dorner.

Bei einem spontanen Rückblick der 25 Jahre fielen am Donnerstag den Mitarbeitern einige Highlights ein: 1988 das Theater "Oscar Romero" , 1996 "Kein Asyl" oder 1998 die Beteiligung an der Landesgartenschau oder 2006 die deutschlandweite Ausstellung "Wir haben den Hunger satt". Aber auch in jüngerer Vergangenheit waren erfreuliche Ereignisse: 2006 wurde der Laden als UN Dekade-Projekt ausgezeichnet und 2007 als best practice Projekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Besonders gerne erinnern sich die Mitarbeiter an die Musicals der letzen Jahre: 2004 Samba Esperanza mit brasilianischen Jugendlichen und Pater Leeb, 2006 die Young Zulu Warriors aus Südafrika, die drei Tage in Neumarkt verköstigt wurden und 2007 das philippinische Musical "Once we had a dream". Diese Musicals seien nicht nur im kulturellen Kontext zu sehen, sondern auch auf der Ebene der Völkerverständigung, hieß es.

Wie sich der Eine Welt Laden entwickelt habe, so sei auch der Faire Handel inzwischen etabliert. Mittlerweile würden viele Supermärkte fair gehandelte Produkte anbieten, weil sie dies als Imagegewinn sehen. Die Verbraucher würden immer mehr zu diesen Qualitätsprodukten greifen. Jährliche Unsatzsteigerungen von 20 Prozent gehörten die letzten Jahre genauso dazu wie die zunehmende Professionalisierung und Ausweitung.

Am Samstag werden die Mitarbeiter mit ihren Familien und Unterstützern die 25 Jahre feiern. Einmal nicht einen aktiven Part zu spielen, sondern einfach bei einem gemütlichen Beisammensein mit der Musikband scharzweiss auf 25 Jahre erfolgreiche Arbeit zurückblicken, das war die Wunsch der Mitarbeiter.
16.10.08
Neumarkt: Es begann vor 25 Jahren
Telefon Redaktion


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