Bahn-"Marathon"...


Erinnerung an eine "lange Reise in die Nacht": eine "Beschei-
nigung" über einen "Zugausfall".
NEUMARKT. Der spanische Leichtathlet Antón Abel bewältigte die 42,195 Kilometer lange Marathonstrecke in zwei Stunden, sieben Minuten und 57 Sekunden und bekam dafür "Gold". Die Bahnreisenden von Neumarkt nach Nürnberg brauchten am Montag für die etwas kürzere Distanz geschlagene drei Stunden, acht Minuten und vielleicht noch ein paar Sekunden und bekamen dafür (auf Drängen am Service-Point) einen Wisch, der ihnen einen "Zugausfall" attestierte.

Wär’s ja nur allein der "Zugausfall" gewesen - der hätte sich mit einem "Schienenersatzverkehr" leicht abfedern lassen. Aber das wäre zu simpel gewesen. Daher der Reihe nach:

Die Regionalbahn, Abfahrt in Neumarkt um 17.35 Uhr, wird in Postbauer-Heng wegen eines Bahndammbrandes in Richtung Burgthann gestoppt – Ersatzbusse zur Weiterfahrt werden in Aussicht gestellt. Auf dem mittleren Gleis "parkt" ein ICE mit dem Ziel Nürnberg, der sich nach ca. zehn Minuten in Bewegung setzt. Aufatmen bei den Fahrgästen, die zurück zu ihrem verlassenen Regionalzug eilen, in der Hoffnung, dass sich dieser als nächster weiter auf den Weg gen Nürnberg macht. Die Hoffnung trügt: Der Zug fährt zurück nach Neumarkt; dafür holpert ein Güterzug Richtung Nürnberg vorbei und wenig später der Regionalexpress von München über Neumarkt nach Nürnberg, ohne aber die Reisenden in Postbauer-Heng mit aufzunehmen!

Der Halt steht nicht im Fahrplan, ergo wird stur durchgefahren. Dass der ICE niemand hat aufnehmen können, leuchtete noch ein, da beim mittleren Gleis in Postbauer am Bahnsteig gespart wurde und das Einsteigen da zu gefährlich gewesen wäre. Aber warum lässt man den ICE und den Regionalexpress überhaupt durch das Feuer-"Inferno" (?) donnern und die Reisenden der Regionalbahn setzt man dieser Gefahr (?) nicht aus?

Darüber brüten die inzwischen im Ersatzbus untergekommenen "ausgesetzten" Reisenden auf der Fahrt nach Ochenbruck, wo es auf der Schiene weiter gehen soll. Und warum Ochenbruck und nicht Feucht, wo doch eine viel zuverlässigere Weiterfahrt per S-Bahn möglich gewesen wäre?

Die Frage erwies sich als berechtigt; denn vier Minuten vor Ankunft des Busses verließ eine Regionalbahn Ochenbruck in Richtung Feucht-Nürnberg. Nächste planmäßige Weiterfahrt-Möglichkeit nach einer knappen Stunde Wartezeit. Es sollte aber noch schlimmer kommen.

Nachdem ein paar Güterzüge aus Richtung Neumarkt kommend vorbeigerauscht waren, ein ICE mit seinen Rücklichtern respektlos "servus" zu sagen schien und ein Leerzug betont langsam die Parade der Wartenden abnahm, tauchte in einer Zugpause auf dem "falschen" Gleis eine Regionalbahn aus Nürnberg zur Weiterfahrt nach Neumarkt auf.

Nach einer Weile der Irritation entschied der Zugbegleiter auf Weisung seiner "Transportleitung" (diesen entsetzlichen Namen trägt die Dienststelle tatsächlich), zurück nach Nürnberg zu fahren. Also: alle Neumarkt-Pendler raus aus dem Zug – alle Nürnberg-Wartenden rein.

Nachdem erneut 20 Minuten in "Lauerstellung", aber auf einem trockenen Sitzplatz (inzwischen hatte es zu nieseln begonnen) vergangen waren: "Kommando zurück", alle wieder raus aus dem Zug – Neumarkter alle wieder rein. "Der planmäßige Zug kommt gleich", waren die letzten trostreichen Worte des entschwindenden Zugbegleiters.

Wieder durchfahrende Güterzüge – wieder ein Leerzug und dann eine superschlaue Stimme aus dem Lautsprecher – sinngemäß: die verspätete Regionalbahn nach Nürnberg fährt nicht auf Gleis 3, sondern auf Gleis 2 am gleichen Bahnsteig gegenüber ein. Dieser Hinweis war besonders "hilfreich": denn das erwähnte Gleis war nämlich gar keins, sondern nur Schotterbett – so kennt man halt in München oder sonst wo seine Betriebsanlagen.

Schließlich wurden schon Wetten abgeschlossen, ob der nächste Zug wohl wieder ein durchfahrender Regionalexpress, ein sich dahinquälender Güterzug oder eine leere Regionalbahn sein wird. Kurz vor 20.30 Uhr der "Volltreffer": eine haltende Bahn für entnervte DB-"Kunden"(?), die schließlich um 20.43 Uhr doch noch den Nürnberger Hauptbahnhof am hintersten Gleis erreichten.

Ein Bahn-"Marathon" über 200 Minuten (auch die Reisenden ab Neumarkt um 17.10 Uhr waren ab Postbauer-Heng "Schicksalsgenossen") war für den vermeintlichen "Dienstleister" DB alles andere als ein Ruhmesblatt. Lehren daraus wird man wohl keine ziehen – so lange "Manager" nur Dilettanten sind.
Erich Zwick
14.10.08
Neumarkt: Bahn-"Marathon"...
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