Eigenen Bruder attackiert


Der Angeklagte, zusammen mit seinem Verteidiger, beim
Betreten des Gerichts (Gesichtspartie verfremdet).
Foto: Erich Zwick
NEUMARKT. Der Fall ist tragisch und kurios zugleich: Da geht der 44 Jahre alte Hans H. aus Berg mit der 13 Zentimeter langen Klinge eines Messer auf seinen eigenen Bruder los und fügt ihm erhebliche Stichverletzungen an der Hand, am Unterarm und an der Wade bei (wir berichteten).

Deswegen ist er wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt, doch bestrafen will ihn schließlich niemand. Nicht einmal mehr der Staatsanwalt, geschweige denn der Richter noch sein attackierter Bruder, der sich durch Rechtsanwalt Dr. Alois Kölbl vertreten lässt. Der Sachverständige attestierte ihm, dass er die Tat "im Zustand der Schuldunfähigkeit" begangen hat.

Da selbst sein Bruder trotz der - gelinde ausgedrückten - "Entgleisung" nicht darauf pocht, dass sein Schutzbefohlener durch die ihm von Amts wegen aufgetragene Betreuung in einem psychiatrischen Krankenhaus landet, fällte Vorsitzender Richter Dr. Bernhard Wankel eine salomonische Entscheidung: Er bleibt unter strengen Bewährungsauflagen auf freiem Fuß. Dazu gehört, dass er sich regelmäßig medizinisch untersuchen lassen muss, einmal monatlich einen Nervenarzt konsultiert und Langzeit-Medikamente einnimmt.

Nicht nur dem Angeklagten fiel bei dem Richterspruch der berühmte Stein vom Herzen: "Das soll eine einmalige Geschichte bleiben", beteuerte er bereits während der Verhandlung. Und seiner als Zeugin geladene 73 Jahre alten Mutter, die auf dem Sessel neben Dr. Kölbl die weitere Verhandlung verfolgen durfte, merkte man an, dass sie an diesem Tag der glücklichste Mensch im Saal 126 des Schwurgerichts war. Denn: Sie darf weiter für ihren kranken Sohn sorgen und ihn täglich bekochen…
Erich Zwick
30.04.08
Neumarkt: Eigenen Bruder attackiert
Telefon Redaktion


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