Gedanken zum Osterfest

von Dekan Richard Distler

Liebe Schwestern und Brüder !

Als ich vor kurzem unsere Kommunionkinder fragte: Was ist denn Ostern für ein Fest ? Da gab ein Mädchen die Antwort:
"Ostern ist etwas Fröhliches, da singt man Halleluia".

Irgendwie ahnte dieses Kind im Grund seines Herzens das wohl Entscheidenste an Ostern:
Es ist die Osterfreude, es ist die Freude, die in dem alten Ostergruß ihren Grund hat:"Christus ist wahrhaft auferstanden, halleluia".

Noch heute begrüßen sich mit diesem Bekenntnis die Gläubigen in Rußland und in Griechenland am Ostermorgen und fallen sich dabei in die Arme.

Heute feiert zwar die ganze Christenheit Ostern, aber gerade bei uns im Westen scheint sich eher der graue Schleier des Zweifels und der Freudlosigkeit über Ostern gebreitet zu haben.

"Kann man denn d a s alles glauben?" So wird gefragt: Der Leichnam ist weg, das ist Grab leer und irgendwie zeigt sich dann doch der Tote den Lebenden ?
"Von den Toten ist doch noch keiner zurückgekehrt, wer tot ist, bleibt tot, warum nicht auch Jesus ?"

Ist also Ostern überholt, sinnlos, umsonst ?

Aber stellen wir uns mal vor: Was wäre, wenn Ostern nur Schein, Lug und Trug wäre ?
Was wäre, wenn die Auferstehung Jesu nie stattgefunden hätte ?

Eine nicht stattgefundene Auferstehung würde bedeuten: Gott greift nie ein in die Geschichte.
Er hat kein Interesse an unserem Leben und Sterben. D a s aber würde wiederum bedeuten: Die Liebe ist umsonst, das Leben ist sinnlos und der Glaube ist leer und nichtig.

Es würde bedeuten: Es gibt kein Gericht und keine endgültige Gerechtigkeit.

Nur die Gerissenen, die Schlauen und Gewissenlosen kämen zu ihrem Recht, nicht aber die Ehrlichen und die Schwachen.

Es gäbe auch keine Erlösung, weil dann das Leben Jesu im Karsamstag und im Grab zu Ende wäre.

Kaum vorstellbar: Was wäre d a s für ein Gott, der so handeln würde ?

Ostern aber sagt uns heute: Gott hat gehandelt, er hat eingegriffen in das Leben und Sterben Jesu und damit in unser Leben und in unser Sterben.

Aber das Seltsame oder eher das total Überzeugende daran ist:
Auch die Augen- und Ohrenzeugen, die Jünger und Frauen waren nicht leichtgläubig.
Sie taten sich äußerst schwer mit dem Osterglauben.

Am deutlichsten sehen wir das an Maria von Magdala: Sie kann sich die Auferstehung Jesu absolut nicht vorstellen.

Sie lebt noch ganz im Karfreitag, sie kennt Jesus nur als Gekreuzigten als Leichnam und sie kennt nur ihre Trauer und ihre Tränen.

Man könnte sagen: Sie steckt so tief drinnen im Loch, dass sie Jesus nicht erkennt, obwohl er leibhaft neben und vor ihr steht.
Wie aber kommt die Wende ? Was passiert ?

Die Wende, die Kehrtwende, die Erkenntnis: Jesus ist wahrhaft auferstanden - kommt allein durch den Auferstandenen.

Aber selbst dann noch nennt Maria Jesus:"Rabbuni, mein Meister" in der Meinung, er sei nur ein wiederbelebter Toter.

Erst als Jesus sagt:"Rühr mich nicht an - und geh zu meinen Brüdern" erst in diesem Moment erkennt Maria:
"Es ist Jesus, er ist nicht tot, er lebt!"


Liebe Schwestern und Brüder!
"Ostern ist etwas Fröhliches, da singt man Halleluia!"
So das Kommunionmädchen vom Eingang.

Aber kann uns da wirklich nach Osterfreude zumute sein,
  • wenn im Irak immer noch ein sinnloser Krieg tobt,
  • wenn Palästinenser und Israelis einfach keinen Frieden finden,
  • wenn dem Volk von Tibet die Freiheit nicht zugestanden wird,
  • wenn 1000 de an Aids und Hunger sterben oder
  • wenn auch bei uns die Reichen absahnen und die Armen immer ärmer werden ?
Da kann man doch nicht fröhlich Ostern feiern.

Dennoch: J e t z t erst recht, denn unsere Osterfreude, ja der auferstandene Christus hat in sich die göttliche Kraft,
  • für mehr Gerechtigkeit zu sorgen,
  • die Schallmauer des Todes zu durchbrechen,
  • die Mauern des Hasses und der Unterdrückung abzubauen und
  • die Barrikaden der Vorurteile in unseren eigenen Herzen zu zerstören.
Denn die ersten Worte, die der Auferstandene zu den Jüngern zuruft, sind: "Friede, Versöhnung und Vergebung".

Lassen wir uns also heute, am Ostermorgen, mitreißen vom österlichen Aufschwung, von der österlichen Kraft und Dynamik.

Dann sendet der auferstandene Herr auch heute seinen Geist aus und er wird das Antlitz der Erde erneuern.

Amen.
  von Dekan Dr. Wolfgang Bub

Liebe Leserinnen und Leser,

ein Toter erwacht zum Leben. So etwas passiert - zum Beispiel im Fernsehen in einer der ungezählten Arztserien. Ein junger Mann wird im letzten Moment aus der Kühlkammer des Leichenhauses befreit. Ein Mediziner hatte irrtümlicherweise den Totenschein ausgestellt. Nun soll die angebliche Witwe schonend auf die Auferstehung vorbereitet werden. Eigentlich müsste die junge Frau in Schwarz über die gute Nachricht jubeln. Aber sie tut es nicht. Sie bricht vielmehr zusammen. So einen radikalen Gefühlswechsel verkraftet kaum ein Mensch. Wer im Schatten des Todes lebt, verträgt nicht sofort das helle Licht der Auferstehung.

Auch die drei Frauen, die am Ostermorgen zum Grab kommen, um den Leichnam Jesu zu salben, tun sich schwer mit dieser Achterbahn der Gefühle. Erst vor drei Tagen mussten sie miterleben, wie ihr Meister hingerichtet wurde. So werden sie von der guten Nachricht am Grab wie von einer Keule getroffen. Sie fallen dem Boten Gottes nicht um den Hals und rennen auch nicht gleich zu den anderen, um das Erlebte weiterzuerzählen. Im Gegenteil: Sie sagen niemandem etwas.

Das ist typisch menschlich, meinen Psychologen, und zergliedern das Verhalten der Frauen in einzelne Trauerphasen. Nach dem Schock unter dem Kreuz folgt die kontrollierte Phase. Die Frauen kümmern sich um die Beerdigungsformalitäten und salben den Toten. Dann ziehen sie sich zurück, die so genannte regressive Phase hat begonnen.

Deutlich wird jedenfalls: Was an Ostern geschieht ist kein neutrales Ereignis. Es geht um Liebe und Leid, um Angst und Tod - und zuletzt doch um die Freude am Leben. Solche Erfahrungen wühlen auf. Sie hinterlassen ihre Spuren. Der Glaube an den Auferstandenen ist kein Beruhigungsmittel. Christus ist nicht der Garant für ein Leben, das nur in wohlgeordneten, manchmal auch langweiligen Bahnen verläuft. Der Auferstandene will die Menschen verändern. Deshalb begegnet er den Frauen und seinen Jüngern nicht nur einmal. Immer wieder erscheint er ihnen, bis sie begreifen, dass er lebt; bis sie entdecken, dass Gott am Ende doch stärker ist als der Tod; bis sie Mut haben, mit diesem Glauben zu leben und ihre Wege zu gehen. Dass Jesus lebt, dass Gott stärker ist als der Tod und alle todbringenden Mächte dieser Welt, das begreift kaum ein Mensch in einem einzigen Augenblick. Das können die meisten nur im Lauf eines längeren Weges und vieler Glaubenserfahrungen erfassen.

Vor 11 Jahren hielt der damalige Bundespräsident Roman Herzog seine berühmt gewordene Ruck-Rede. Er sprach davon, dass durch unser Land ein Ruck gehen müsse, um die Dinge wieder zum Besseren zu wenden.

Ähnlich will die Ostererfahrung zu einem Ruck unter den Menschen führen. Sie kann Hoffnung geben, wo es ohne Glauben keine Hoffnung mehr gibt. Sie kann ermutigen, sich für andere zu engagieren, die unter dem Schatten des Todes leiden. Sie kann Kraft geben, ausgetretene Wege zu verlassen und neue Wege zu gehen. Ostern macht Hoffnung, dass Gott auch uns einmal aus dem Tod herausreißen und ein ewiges Leben schenken will. Ostern will aber nicht nur auf diese Weise trösten und damit vertrösten. Das Fest der Auferstehung will uns immer wieder einen Ruck geben, mitten in dieser Welt mit Engagement und Lebensfreude unterwegs zu sein. Dazu möchte uns der Auferstandene immer wieder begegnen - wie damals den Frauen. So will er den Osterglauben auch in uns wecken und stärken.

Ein gesegnetes Osterfest wünscht Ihnen
Ihr

Dekan Dr. Wolfgang Bub
22.03.08
Neumarkt: Gedanken zum Osterfest
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