380 Jahre alt
von Dekan Richard Distler
Sie hat ein stattliches Alter: Die Corpus Christi Bruderschaft Neumarkt mit
ihren 450 Mitgliedern besteht seit 38o Jahren. An diesem Sonntag feiert
sie in der Hofkirche ihr Titularfest.
Titularfest
NEUMARKT. Dekan Richard Distler wird um 9 Uhr den
Festgottesdienst zelebrieren und nachmittags um 14 Uhr eine feierliche
Vesper mit eucharistischer Prozession. Anschließend tagt das Consilium,
der oberste Rat der Bruderschaft.
Was ist die Aufgabe dieser altehrwürdigen
Bruderschaft, zu der natürlich auch viele Frauen gehören ? Es geht ihr um
geistliche Werte in einer Zeit, in der die Anbetung von Konsum, Geld und
Karriere immer wichtiger wird. Der geistliche Wert liegt vor allem in der
Anbetung Christi im Sakrament des Altares.
Kurz vor seiner Hinrichtung durch die Nazis schrieb der bekannte Jesuitenpater Alfred Depl in sein Tagebuch: "Es wird bald die Zeit kommen, da kann die Menschheit nur noch wählen zwischen Anbetung und Vernichtung". Mit
Anbetung meint Delp die Ehrfurcht vor der Heiligkeit und Größe Gottes,
in der auch die Würde des Menschen begründet ist. Der anbetende Mensch,
der Gott die höchste Ehre gibt, ist sich zunächst seiner Demut und seiner
Niedrigkeit vor Gott bewußt. Doch den Demütigen erhöht Gott und schenkt
ihm ewige Ehre. So bewahrt also die geistliche Wertschätzung der Anbetung
Christi auch den modernen Menschen vor Hochmut, Ignoranz und Verachtung seiner Mitmenschen. Wer vor Gott die Knie beugt, kann und
darf auch seinen Mitmenschen nicht demütigen.
Die Neumarkter Corpus Christi Bruderschaft wurde am 12. März 1628
durch Kapuzinermönche an der Hofkirche gegründet. Von Anfang an diente
diese geistliche Gemeinschaft dem Gebet und der praktizierten Nächstenliebe im sogeannten "Liebesbund". Die Bruderschaft diente der geistlichen
Erneuerung der Neumarkter Bevölkerung, die nach der 4o-jährigen Regentschaft der Kalvinisten religiös darniederlag. Es wurde wieder die Fronleichnamsprozession eingeführt, das geistliche Spiel wurde gepflegt, wovon
heute noch die Passionsspiele erhalten sind. Die Kapuziner machten eine
gute Beichtseelsorge und luden die Leute ein zur Katechese und Predigt.
In der Tat blühte das religiöse Leben in der Stadt wieder auf. Auch Bürgermeister und Ratsmitglieder reihten sich in die Bruderschaft ein und übernahmen Aufgaben als Präfekten und Sekretäre.
Dieser geistlichen Gebetsgemeinschaft kann jeder beitreten. Nur 2 Euro
beträgt der Jahresbeitrag. Die Einkünfte werden zum größten Teil wieder
auf die Pfarreien der Stadt aufgeteilt oder werden zur Erhaltung liturgischer
Gewänder und Geräte an der Hofkirche verwendet. Für jedes verstorbene
Mitglied wird eine Seelenmesse gefeiert.
10.01.08
Neumarkt: 380 Jahre alt