Alle waren da


Das Symphonische Blasorchester von Berching gestaltete den Neujahrsempfang musikalisch aus.
Fotos: Erich Zwick

Die Vertreter von vier paramentarischen Ebenen auf einem
Bild: Europa (Albert Deß), Bund (Alois Karl), Land (Herbert
Fischer), Bezirk (Hans Bradl).


Die beiden Solistinnen Verena Mages und Christina Schmidt
brachten "Ohrwürmer" von "Abba".


Den Oberbürgermeister seiner Geburtsstadt Neumarkt, Thomas
Thumann, hieß Dr. h.c. Hans G. Huber besonders willkommen.
Das freut Albert Deß und Bürgermeister Rudolf Eineder.


CSU-Kreisvorsitzender und Landtagskandidat Albert Füracker
(links) stellt den CSU-Bürgermeisterkandidaten von Berching,
Ludwig Eisenreich (rechts) vor. Dazwischen Stadtratskandidatin
Claudia Kuhr; dahinter ihr Mann Oliver.
NEUMARKT/ BERCHING. Premiere beim 35. Neujahrsempfang der Stadt Berching: Die heimischen "Stars" auf allen politischen Bühnen traten gemeinsam ins Rampenlicht. Europaabgeordneter Albert Deß, Bundestagsabgeordneter Alois Karl, Landtagsabgeordneter Herbert Fischer und Bezirkstagsabgeordneter (Bezirksrat) Hans Bradl. Stellvertretend für die Kreisräte und Stadträte soll der Gastgeber, Bürgermeister Rudolf Eineder, genannt werden.

Bürgermeister Hans Kuffer war es damals, der die Tradition eines Neujahrsempfangs am Dreikönigstag begründete. Bis heute hat das gesellschaftliche Ereignisse nichts von seiner Attraktivität eingebüßt, was das spätere Stadtoberhaupt und jetzige Landrat Albert Löhner am Sonntag mit Genugtuung feststellte. Viele Kommunen hätten diese Begegnung zum Auftakt eines Jahres zu kopieren versucht, doch die Qualität und das Niveau eines Berchinger Neujahrsempfangs hätten sie nie erreicht.

Vor 30 Jahren, also fünf Jahre nach seiner "Gründung", lobte Bürgermeister Hans Kuffer den Empfang als ein integratives Instrument, das das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gemeinden fördere. Seinerzeit waren die Wunden, die die Gemeindegebietsreform geschlagen hatte, gerade am Zusammenheilen. Die damaligen Ehrengäste waren die Landtagsabgeordneten Hans Spitzner und Dr. Josef Hierl, während sich die Amberger Bundestagsabgeordneten Dr. Heinrich Aigner und Wolfgang Sieler wegen Glatteis entschuldigten. Die "restlichen" Ehrengäste ließen sich noch an fünf Fingern abzählen: Landrat Josef Werner Bauer, CSU-Kreistagsfraktionsvorsitzender Fritz Schmid, Bezirkstagsvizepräsident Alfred Spitzner, IHK-Gremiumsvorsitzender Andreas Bauer und Dekan Füracker.

Am Dreikönigstag 2008 hätte man vermutlich an zehn Fingern abzählen können, wer von den rund 200 Gästen (im Jahr 1978 waren es 150, die im Pettenkoferhaus auf Tuchfühlung gingen) kein Mandat oder Ehrenamt inne hat. Deshalb konnte Bürgermeister Rudolf Eineder auch nur wenige namentlich, und alle anderen dafür pauschal begrüßen.

Ein besonderes Willkomm galt natürlich dem Festredner Dr. h.c. Hans G. Huber, dem Träger des Bundesumweltpreises 2006, den er unter den schlichten Leitgedanken "Klimawandel" stellte. Wer da nur Bekanntes über Wetterchaos, Treibhauseffekt und Klimakatastrophen witterte - auch diese Herausforderungen sprach er an -, der hatte zu wenig erwartet. Die Wandlung des sozialen Klimas und der Wandel der Bürger untereinander beleuchtete er schonungslos, doch nie verletzend.

Nach dem lang anhaltenden Applaus stellte einer der Politiker (seinen Namen verschweigen wir lieber) seufzend fest: "So freimütig und so offen kann nur ein unabhängiger Unternehmer, nie aber ein gewählter Volksvertreter reden." Dr. Huber forderte die Rückkehr zur sozialen Marktwirtschaft ein, wie sie ein Ludwig Erhard und ein Konrad Adenauer begründet haben. Die Allgemeinheit sei in die Pflicht genommen, wenn es gelte, bei "unverschuldeter Armut" zu helfen, nicht aber bei "gewollter Armut". In diesem Zusammenhang übte er Kritik an den Spendenaufrufen in den Medien, da hier der Verdacht auftrete, dass "gewollte Armut" auch noch honoriert wird.

Bei der "Neiddiskussion" über Spitzenverdiener gab er zu bedenken, dass gerade diese es seien, die anderen zu Arbeit verhelfen und damit ein gesichertes Auskommen ermöglichen. Bei Fußballstars beispielsweise, die nur absahnen und ihr üppiges Honorar ins Ausland transferieren, sei eine solche Nachfrage schon eher angebracht.

Zum Thema "Selbstverwirklichung" stellte Dr. Huber die Frage, ob wir "nicht Idealen nachlaufen, die keine sind?" Das "Leben genießen" dürfe nicht in eine Sucht ausarten, dass man alles mitnehmen muss, was man sonst zu versäumen glaubt. Der Faktor Arbeit stünde an erster Stelle, mit der man sich die Freizeit verdiene und nicht umgekehrt. Gleichzeitig mahnte er eine Rückbesinnung auf Werte wie Freundschaft und Respekt an.

Dabei spielte Dr. Huber auch auf jüngste kommunalpolitische Vorgänge in Berching an, wo der Umgang mit Menschen seltsame Blüten getrieben hätte. "Ich hoffe, das war ein einmaliger Ausreißer", nahm seine Stimme einen schneidenden Ton an, und seine Gesichtszüge hellten sich erst wieder auf, als ihm ein lang anhaltender Beifall Recht gab.

In seinem Schlusswort griff Bürgermeister Rudolf Eineder das Thema "Klimawechsel" noch einmal auf und statt einen "Blick zurück im Zorn" zu werfen, redete er einem "Klima miteinander" das Wort.

Mit der gemeinsam gesungenen Bayernhymne klang der Neujahrsempfang in einem harmonischen Klima aus. Zur Harmonie trug die musikalische Umrahmung durch das Symphonische Blasorchester Berching unter der Leitung von Zurob Tutberidze wesentlich bei.
Erich Zwick


Gastgeber Bürgermeister Rudolf Eineder (2. von links) mit Festredner Dr. h.c. Hans G. Huber (3. von rechts) zusammen mit seinen prominenten Gästen MdEP Albert Dess, Landrat Albert Löhner, MdL Herbert Fischer, MdB Alois Karl.
06.01.08
Neumarkt: Alle waren da
Telefon Redaktion


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