"Mehr Bio geht nicht"


Lammsbräu-Chef Dr. Franz Ehrnsperger (Mitte) und Dipl.-Ing.
Manfred Mödinger (rechts) bei der "BioFach" in Nürnberg.
Foto:Erich Zwick
NEUMARKT. "Wer von den Bio-Herstellern nicht bereits vor Jahren begonnen hat, die eigene unverwechselbare Positionierung aufzubauen, der wird angesichts des enormen Preisdrucks nicht unbeschadet die nächsten ein bis zwei Jahre bestehen können."

Mit deutlichen Worten eröffnete heute Dr. Franz Ehrnsperger, Inhaber der Neumarkter Lammsbräu, die Pressekonferenz der Bio-Brauerei auf der BioFach, der Weltleitmesse für Bio-Produkte in Nürnberg.

Das sechseckige Bio-Siegel hat seit der Einführung vor fünf Jahren zur Verbreitung des ökologischen Gedankens in breite und auch neue Kundenschichten beigetragen. Allerdings reflektiert es lediglich die EU-Mindeststandards bei der Bio-Qualität und ermöglicht keine Differenzierung von Produkten, die deutlich über diese Minimalanforderungen hinausgehen. Für Markenhersteller wie die Neumarkter Lammsbräu, der führenden Bio-Brauerei, sei deshalb die Information der Verbraucher - aber auch des Handels - über genau diese Unterschiede zur zentralen Aufgabe des Marketings geworden.

Beispiel "Produktinnovationen"

Für die Verbraucher sind Produktinnovationen sichtbarstes Zeichen eines aktiven Unternehmens. So auch das alkoholfreie Bier: Bereits seit 1996 braut die Neumarkter Lammsbräu alkoholfreies Bier. Das Besondere: Es entsteht bei dem eigens entwickelten Brauverfahren kein Alkohol, so dass nicht - wie üblich - im Nachhinein der Alkohol entzogen werden muss. Alle wertvollen Inhaltsstoffe des Bieres bleiben so erhalten. Das zahlt sich im Geschmack und in der Bekömmlichkeit aus. Die Kunden honorieren es: Das Alkoholfreie der Lammsbräu ist das meistverkaufte Bier im Naturkosthandel.

Beispiel "Gesundheit"

"Gesundheit" ist das von Verbrauchern mit am häufigsten zitierte Argument für den Kauf von hochwertigen Lebensmitteln. Entsprechend häufig koppeln Hersteller ihre Produkte mit diesem Begriff. Doch die EU schiebt dieser Praxis mit der in diesem Jahr in Kraft getretenen Health Claims Verordnung einen Riegel vor. Danach sind gesundheitsbezogene Angaben stark reglementiert, wenn sie nicht z.B. wissenschaftlich belegt sind. Vor diesem Hintergrund lässt die Neumarkter Lammsbräu die eigenen alkoholfreien Biere seit zwei Jahren beim Wissenschaftszentrum Weihenstephan an der TU München untersuchen.

Mit im Labor war auch die weltweit erste Alkoholfreie Weisse in Bio-Qualität, die vor einem Jahr auf der BioFach vorgestellt wurde. Das Ergebnis der Ende 2006 veröffentlichten Studie ist eindeutiger als erwartet: Demnach haben die alkoholfreien Biere der Neumarkter Lammsbräu eine gesundheitsfördernde Wirkung. Konkret: Beide alkoholfreien Biere schützen vor freien Radikalen. Durch das hohe antioxidative Potenzial sind sie zum Beispiel Milchprodukten wie probiotischen Joghurts überlegen. Sie unterstützen darüber hinaus die körpereigene Entgiftungsleistung. Außerdem wirkt die Alkoholfreie Weisse stimulierend auf das Immunsystem. Die Neumarkter Lammsbräu ist die erste Brauerei, die mit einer wissenschaftlichen Studie eine der zentralen Voraussetzungen zur Nutzung gesundheitsbezogener Angaben erfüllt.

Dunkles Alkoholfreies Bio-Weissbier

Zur BioFach 2007 wurde das neue Dunkle Alkoholfreie Weissbier vorgestellt. Es unterscheidet sich von der hellen Erfolgsschwester durch die malzigere Geschmacksnote und den dunklen Farbton. Auch zu diesem Bier führt das Wissenschaftszentrum eine Studie durch, die bis Sommer 2007 abgeschlossen sein wird. Da die gleichen Biomalze und das gleiche Brauverfahren eingesetzt werden, ist auch bei diesem Bier von einem ähnlich positiven Ergebnis hinsichtlich der Gesundheitswirkung auszugehen. Darüber hinaus ist die Dunkle Alkoholfreie Weisse isotonisch, d.h. sie hat dieselbe Konzentration gelöster Stoffe wie unser Blut und ist damit ein idealer Durstlöscher. Diese obergärige Spezialität ist die besonders kalorienarm (mindestens 40 Prozent weniger Kalorien als die herkömmliche Lammsbräu Weisse und weniger als eine handelsübliche Apfelschorle).

Beispiel "Herkunft"

Die wissenschaftliche Bestätigung der gesundheitsfördernden Wirkung ist nur jüngster Ausdruck eines konsequenten, über Jahrzehnte geführten Engagements für eine ganzheitliche ökologische Unternehmensführung. Begonnen hat dieser Prozess bereits 1980 mit der persönlichen Überzeugungsarbeit von Franz Ehrnsperger gegenüber den Bauern in der Region Neumarkt. Viele von ihnen konnte er gewinnen, vom konventionellen auf den ökologischen Landbau umzusatteln. Die sich hieraus gebildete Erzeugergemeinschaft besteht heute aus über 100 Bauern. Sie alle sind eine langfristige Kooperation mit der Lammsbräu eingegangen. Solche Partnerschaften gewährleisten die Erfüllung höchster Qualitätsanforderungen und Kontinuität in der Belieferung. So sind z.B. Getreideengpässe, wie sie zum Teil auf dem Weltmarkt seit einiger Zeit auftreten, kein Thema für die Lammsbräu.

"Fair zum Bauern" ist eine langfristig angelegte Aktion, die das Dreieck zwischen Öko-Bauern, Brauerei und Verbraucher sichtbar macht. Über die Internetpräsenz www.fair-zum-bauern.de erfährt der Konsument u.a., welcher Bauer mit seinen Rohstoffen zu den Öko-Bieren beigetragen hat. Die zentrale Botschaft auf allen Rückenetiketten: Pro 20er Kiste zahlt die Neumarkter Lammsbräu einen Euro mehr an die Bauern als konventionelle Brauereien.

Die Liste solcher Meilensteine bis zum heutigen Tag ist lang. Einige stellvertretende Beispiele: Abfüllung des ersten Bio-Bieres (1982), Formulierung der Öko-Braurichtlinien (1989), erster Öko-Controlling-Bericht (1993), Umstellung des Fuhrparks auf Pflanzenöl (1995), Deutscher Umweltpreis (2001), Studie zu Arbeitsplatzeffekten durch Bio (2006), erstes alkoholfreies Bio-Weissbier (2006).

Vier Standbeine

Zu den drei Bereichen Herkunft der Rohstoffe, innovative Produkte sowie die Besetzung des Themas "Gesundheit" fügt sich ein viertes Standbein hinzu. Vor dem Hintergrund ihrer in der Branche anerkannten Rolle als Pionier auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette, also vom Anbau bis zur Vermarktung, versteht sich die Neumarkter Lammsbräu auch als Impulsgeber und Meinungsführer. Jüngstes Beispiel hierfür ist eine von der Neumarkter Lammsbräu ins Leben gerufene Initiative zum Schutz des Reinheitsgebotes vor der Gentechnik. Wurde diese Aktion anfangs seitens der Braubranche als Marketing-Gag kritisiert, so haben inzwischen auch konventionelle Brauereien die Brisanz des Themas erkannt. Bislang sind über 300 Brauereien - das ist ein Viertel aller Brauereien in Deutschland - dem Aufruf gefolgt und haben hierzu ein Manifest unterzeichnet. Diese Aktion wird noch fortgesetzt.

"Mehr Bio geht nicht"

Über solche Entwicklungen aus den einzelnen Standbeinen informiert die Lammsbräu Medien, Handel und Verbraucher regelmäßig. Nur so kann es gelingen, auf Qualitätsunterschiede aufmerksam zu machen. Denn für das Gros der Verbraucher ist "Bio" immer gleich "Bio"'. Wie soll auch ein vor den Verkaufsregalen stehender Kunde die Unterschiede in der Qualität erkennen, wenn alle Produkte mit dem Bio-Siegel ausgezeichnet sind? In diese Lücke stoßen die bislang erfolgreichen Discounter mit ihrer Niedrigpreisstrategie.

"Dass durch diese Verkaufspolitik die ohnehin unter schwierigsten Rahmenbedingungen arbeitenden Bio-Bauern unter einen enormen Preisdruck gesetzt werden, dass dadurch die Importe aus Billig-Lohnländern mit anderen Qualitätsanforderungen provoziert werden, dass damit über viele Jahre gewachsene Strukturen in der heimischen Landwirtschaft zerstört werden können - auch zu Lasten des Verbrauchers in Deutschland -, ist kaum einem der Kunden vor dem Regal bewusst", so Franz Ehrnsperger. Und weiter: "Bio und billig - das verhält sich wie Öl und Wasser. Durch kräftiges Rühren können beide kurzfristig vermischt werden, aber auf Dauer stoßen sie sich gegenseitig wieder ab".

"Deshalb sind gerade wir, die Pioniere, die noch mit einer Grundüberzeugung ausgestatteten Hersteller hochwertiger Bio-Produkte, aufgerufen, gegenüber Verbraucher und Handel ein sichtbares Gegengewicht zu schaffen", sagte Ehrnsperger, "ein Gegengewicht, bei dem der ganzheitliche Ansatz des ökologischen Gedankens wieder zum Ausdruck kommt und so für Aufklärung sorgt." Dr. Franz Ehrnsperger betonte abschließend, "dass die Anstrengungen der letzten Jahre nicht das Ziel der Differenzierung an sich verfolgten, sondern unseren eigenen Anspruch zur ganzheitlichen ökologischen Unternehmensführung widerspiegeln. Mehr Bio als wir machen geht nicht".
16.02.07
Neumarkt: "Mehr Bio geht nicht"
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