Spannender Kunst-Herbst
Am Donnerstag wurde die Ausstellung bei einem Presse-Rundgang vorgestellt.
Die "Gruppe
SPUR", 1960
Foto: Christel Fischer
NEUMARKT. Im Museum Lothar Fischer macht man sich ab Samstag auf die Spur der vor fast 50 Jahren gegründeten und lange heftig umstrittenen Künstlergemeinschaft
SPUR, der auch Lothar Fischer angehörte.
Das Museum Lothar Fischer präsentiert eine Ausstellung mit dem Titel "Gruppe
SPUR" (Lothar Fischer, Heimrad Prem, Helmut Sturm, HP Zimmer), die anlässlich des fast 50jährigen Jubiläums der Gruppengründung von Dr. Pia Dornacher für das Museum Villa Stuck, München, das Museum Lothar Fischer, Neumarkt und das Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Lübeck erarbeitet wurde. Die Ausstellung wird am Samstag um 18 Uhr eröffnet und ist bis 4. März 2007 zu sehen.
Helmut Sturm, Ländlicher Konflikt (Ländliches Schar-
mützel), 1962
Foto: Richard Beer
Dr. Pia Dornacher fungiert seit drei Jahren als die Künstlerische Leitung des Museums Lothar Fischer und gilt als ausgewiesene Kennerin dieser wichtigen Münchner Künstlergruppe, was zahlreiche Publikationen belegen. Aus diesem Grund wurde sie vom Museum Villa Stuck gebeten, eine Retrospektive zu kuratieren, die bis Oktober in München zu sehen war. Dr. Pia Dornacher wurde von der Münchner Abendzeitung mit einer ganz besonderen Auszeichnung, dem "Stern der Woche" für außergewöhnliche Leistungen auf kulturellem und kulturpolitischem Gebiet geehrt.
Für Neumarkt hat sich die Kuratorin besondere künstlerische Höhepunkte ausgedacht. Neben den vielen beeindruckenden Exponaten, die auch die Münchner Schau bereicherten, werden in Neumarkt bedeutende Werke aus der Sammlung der Lothar & Christel Fischer Stiftung ebenso gezeigt sowie Arbeiten aus Privat- und Museumsbesitz, die zum Teil bislang noch nie öffentlich präsentiert wurden.
Lothar Fischer, Schwarzkünstler, 1963
Foto: Karl & Faber
Die Künstlergemeinschaft
SPUR (1957- 65) ließ in den 1960er Jahren durch ihre kunstpolitisch provokanten Aktivitäten, durch die Verbreitung von Flugblättern und Manifesten und die Herausgabe ihrer sieben Zeitschriften Staat, Kirche und Justiz in Bayern heftig reagieren, doch trugen die Künstler hierdurch maßgeblich zur künstlerischen Aufbruchstimmung in Deutschland bei. Die Ausstellung wird auch die Gruppenaktivitäten im Focus von Kunst, Gesellschaft und Politik aufzeigen.
Noch heute zählt die
SPUR zu den wichtigsten Künstlergemeinschaften nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Auseinandersetzung mit dem Werk Wassily Kandinskys, dem Bildaufbau des Kubismus, dem Malprozess des Informel und der Beschäftigung mit dem Werk Max Beckmanns sowie der Gruppe CoBrA findet die Gruppe
SPUR zu einer höchst eigenständigen Kunst, die Figuratives mit Abstraktem verbindet.
Zitat
Wer in Politik, Staat, Kirche, Wirtschaft, Militär, Parteien, soz. Organisationen keine Gaudi sieht, hat mit uns nichts zu tun.
Gruppe SPUR, Januar Manifest 1961
Betrachtet man die Dauerausstellung im Museum Lothar Fischer in Verbindung mit der
SPUR-Ausstellung so wird die künstlerische Entwicklung eines Gruppenmitglieds exemplarisch sichtbar. Viele formale Errungenschaften Lothar Fischers lassen sich bis in die 60er Jahre zurückführen, die für den späteren Professor an der Hochschule der Künste in Berlin eine breite Basis für sein vielfältiges Schaffen darstellen.
Dies kann in keinem anderen Museum so eindringlich nachvollzogen werden wie in Neumarkt, hieß es.
Zur Ausstellung erscheint ein 400seitiger Katalog, herausgegeben von Jo-Anne Birnie Danzker und Pia Dornacher, mit Texten von Jo-Anne Birnie Danzker, Diedrich Diedrichsen, Pia Dornacher, Holger Liebs und Selima Niggl , 200 Abb. (Faksimile Abdruck aller 7 SPUR Zeitschriften 1960-1962), davon 120 farbig, Verlag Hatje Cantz, 2006.
16.11.06
Neumarkt: Spannender Kunst-Herbst