Demonstration geplant


Im Hof der Neumarkter Lammsbräu solidarisieren sich Bio-Bau-
ern aus der Region mit "ihrer" Brauerei, die für ein genfreies
Bier kämpft. In der Mitte Diplom-Braumeister Dr. Franz Ehrns-
perger, rechts Marketingleiter Berthold Winkler.
Fotos: Erich Zwick
NEUMARKT. Im Jahre 1516 wurde in Ingolstadt durch den Bayernherzog Wilhelm IV. das Reinheitsgebot erlassen. Im Jahre 2006 will der Ingolstädter Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Horst Seehofer, dieses uralte Lebensmittelgesetz dadurch aufweichen, dass er "Eckpunkte des neuen Gentechnikgesetzes" ankündigt.

"Bet, Wandersmann, drei Vaterunser - hier liegt ein arger Bierverhunzer". Diese Inschrift auf einem Marterl kommt einen da in den Sinn, und damit dieser "Nachruf" dereinst nicht auf den Grabstein eines Verbraucherschutzministers übertragen zu werden braucht, zogen am Mittwoch drei mittelständische Brauereien die "Notbremse".

Am Rande des Münchner Oktoberfestes - dem Mekka der Biertrinker aus aller Welt - starteten sie eine Initiative, um das deutsche Bier vor den nicht kalkulierbaren Risiken der Gentechnik zu schützen und das Vertrauen der Verbraucher in reines Bier auch in Zukunft zu erhalten.

In einem "Manifest zur dauerhaften Sicherung des bayerischen Reinheitsgebotes" fordern die Erstunterzeichner - die Neumarkter Lammsbräu, das Brauhaus Riegele aus Augsburg und die Stralsunder Brauerei - nur solche Roh- oder Hilfsstoffe im Reinheitsgebot zuzulassen, die nicht gentechnisch verändert sind. Bislang trifft das Biergesetz, in dem das Reinheitgebot verankert ist, hierzu keine Aussage.

Hintergrund der Initiative ist der erste Freilandversuch mit gentechnisch veränderter Gerste in Deutschland. Parallel steigt die weltweite Zahl von Freisetzungsversuchen bei Gerste und Weizen kontinuierlich an. Auch bei Hopfen und Hefe wird für den Einsatz von Gentechnik eifrig geforscht. Gersten- und Weizenmalz sind neben Hopfen, Hefe und Wasser die nach dem Reinheitsgebot einzig zugelassenen Rohstoffe bei der Bierherstellung.

Dr. Franz Ehrnsperger, Inhaber der Ökobrauerei Neumarkter Lammsbräu, befürchtet speziell für Bio-Biere: "Die Gentechnik gefährdet den ökologischen Landbau. Alles Gerede von Abstandsflächen zu Gentech-Äckern ist Augenwischerei." Die Gentechnik könne durch Insekten und durch den Wind weitergegeben werden. In diesem Zusammenhang erinnerte Dr. Ehrnsperger an die Sahara-Stürme vor zwei Jahren, die Sand aus Afrika bis nach Neumarkt und Nürnberg transportierten.

Weder die Verbraucher, noch die Brauereien noch die Landwirte wollen Gentech-Food oder ein Gentech-Bier. Um diese Forderung zu unterstreichen, posierten Bio-Bauern aus dem Landkreis im Hof der Neumarkter Lammsbräu mit Traktoren und Transparenten. Sie werden auch am Samstag, 30. September, bei einer "Demo und Kundgebung für ein gentechnikfreies Bayern" in Nürnberg dabei sein.

Der Demonstrationszug startet um 11 Uhr am Südausgang des Nürnberger Hauptbahnhofes und bewegt sich zum Jakobsplatz (U-Bahn Station Weißer Turm). Dort sprechen Dr. Franz Ehrnsperger, Neumarkter Lammsbräu, Professor Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Bayern, Ralf Neubert, Katholische Landjugendbewegung in Bayern und andere. Ein Grußwort entbietet Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly. Die Veranstaltung wird von Yogo Pausch und Freunden musikalisch umrahmt.
27.09.06
Neumarkt: Demonstration geplant
Telefon Redaktion


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