Neues Verkehrszeitalter


Unter einem Wartehäuschen versammelte der Landrat den Kreistag im "Regionalbahnhof Allersberg (Rothsee)". Links vorne Bundestagsabgeordneter Alois Karl, der sich aus erster Hand über den Stand der Planungen informieren ließ.
Fotos: Erich Zwick

Ehe sich die Kreisräte umschauten, war der Intercity Express mit
300 "Sachen" an ihnen vorbeigerauscht.


Rolltreppen gibt es keine, um von den Park&Ride-Plätzen zu
den höher gelegenen beiden Bahnsteigen zu gelangen.
NEUMARKT. "Wo ist denn hier die Bahnhofswirtschaft", fragte ein von der Busfahrt von Neumarkt nach Allersberg "ausgedörrter" Kreisrat, als ihm vier Schienen, drei Wartehäuschen und zwei Bahnhofsuhren als "Regionalbahnhof Allersberg" vorgestellt wurden.

Und in der Tat: "Haltepunkt", vergleichbar mit Pölling oder Mimberg an der Regensburger Strecke, wäre wohl die treffendere Bezeichnung für diese Station, die - noch nicht einmal in Betrieb - schon umbenannt wurde. "Allersberg" reichte nicht, "Allersberg-Altenfelden" klang wohl doch etwas zu provinziell, so entschloss man sich für "Allersberg (Rothsee)". Bis der "Premieren Reisende" zum Fahrplanwechsel im Dezember den ersten planmäßig hier haltenden Zug besteigen kann, sind die "alten" Schilder längst ausgetauscht. Aber bei einer Bausumme von 3,5 Millionen Euro fallen die paar Schildchen eh nicht ins Gewicht.

Beschluss des Kreistags
zum Nahverkehrsplan

Der Kreistag beschließt für den gesamten Landkreis Neumarkt den Nahverkehrsplan (Teil 1: Schwachstellenanalyse und Maßnahmenkonzept, Festlegung der Ausreichenden Verkehrsbedienung mit Grenzwert/ Ortsteilgröße: 150 Einwohner) und stimmt der vom Arbeitskreis empfohlenen „ausreichenden Verkehrsbedienung“ zu. Der Nahverkehrsplan 2006 ist Bestandteil des Beschlusses.

Die Nahverkehrsplanung und -politik des Landkreises Neumarkt hat auch zum Ziel, dass alle Schülerinnen und Schüler mit Wohnsitz im Landkreis Schulen des Landkreises Neumarkt besuchen dürfen. Gegebenenfalls sollten, unter Berücksichtigung der Gesamtkosten aus Beförderungskosten und Gastschulbeiträgen entsprechende, möglichst Kosten neutrale Änderungen bei der Eintarifierung der ÖPNV-Zonen durch den VGN erreicht werden.

Die bestehende Gültigkeit von VGN-Tarif und RVV-Tarif im Landkreis Neumarkt ist im Interesse der Fahrgäste als zeitgemäßes Tarifsystem grundsätzlich zu erhalten.

Bei möglichen marktwirtschaftlichen Vergaben von ÖPNV-Linien-Konzessionen sind bei der Gestaltung von Losgrößen die Kapazitäten von mittelständischen, im Landkreis ansässigen Unternehmen (gegebenenfalls Kooperationen) zu berücksichtigen.

Der Kreistag stimmt der vom Arbeitskreis empfohlenen Buskonzeption Regionalbahnhof Allersberg (Planfall 1: eigenwirtschaftliche Ver- kehrsangebot) zu.
Über das eigenwirtschaftliche Verkehrsangebot hinausgehende Maßnahmen zur Verbesserung des Verkehrsangebotes im Einzugsbereich des Regionalbahnhofes Allersberg sollen nach Maßgabe der Finanzierbarkeit realisiert werden. Es ist darauf hinzuwirken, dass auf der Bahnlinie Nürnberg-Ingolstadt eine Bahn-Frühfahrt ab dem Regionalbahnhof Allersberg nach Ingolstadt gegen ca. 6.15 Uhr aufgenommen wird.
Bei der ÖPNV-Linie Allersberg-Freystadt-Neumarkt sollte auch die Innenstadt von Neumarkt als Haltestelle vorgesehen werden.
Eine mögliche Anbindung von Berching über Freystadt nach Allersberg darf nicht zu Lasten der ÖPNV-Anbindung Berching Neumarkt gehen.
Trotz dieser etwas despektierlichen Vorbemerkungen ist der "Regionalbahnhof Allersberg (Rothsee) - er heißt nun mal eben so - ein Segen für den gesamten westlichen Landkreis Neumarkt, für den ein neues Verkehrszeitalter anbricht.

Die Fahrzeit von Freystadt nach Nürnberg von bisher 70 Minuten halbiert sich künftig, so dass der Individualverkehr (Pkw) das Nachsehen hat. Das Verkehrsangebot besteht aus zwei "Produkten", einem Regionalexpress, der im Zwei-Stunden-Takt (später vielleicht sogar stündlich) zwischen München - Ingolstadt - Nürnberg verkehrt (neun Fahrtenpaare) und einem Shuttleverkehr zwischen Allersberg und Nürnberg im Stundentakt (14 Fahrtenpaare). Die Fahrzeit zwischen Allersberg und Nürnberg beträgt 14 Minuten.

Auf sechs Linien-Ästen bringen Busse die Fahrgäste aus dem ländlichen Raum zum Zug. Für den westlichen Landkreis Neumarkt sind da von Bedeutung.

Linie 505 neu im Ein-Stunden-Takt: Neumarkt - Postbauer-Heng - Pyrbaum - Allersberg: Der schienenparallele Abschnitt Postbauer-Heng - Neumarkt soll nur bis zur Inbetriebnahme der S-Bahn Nürnberg - Neumarkt bedient werden (erst dann gibt es in Postbauer-Heng einen Anschluss mit kurzen Übergangszeiten in Richtung Neumarkt.

Linie 516 neu im Zwei-Stunden-Takt: Freystadt - Allersberg - Roth. Auf dem Abschnitt Allersberg - Freystadt durch Überlagerung mit Linie nach Neumarkt im Ein-Stunden-Takt.

Der Leistungsumfang - wie Abteilungsleiter Verkehrsplanung Dirk Domhardt in der anschließenden Kreistagssitzung in Freystadt ausführte - beträgt 1,3 Millionen Bus-Jahreskilometer, was einer Steigerung von 21 Prozent im Vergleich zum jetzigen Verkehrsangebot entspricht.

Dem Kreistag fiel es dann bei zwei Gegenstimmen leicht, dem Nahverkehrsplan für den Landkreis Neumarkt mit Festlegung der ausreichenden Verkehrsbedienung zuzustimmen (nebenstehend der Wortlaut des Beschlusses).

Zu Beginn der Sitzung hatte Professor Dr.-Ing. Willi Weißkopf, der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN) über den Stand der Nahverkehrsplanung für den Landkreis Neumarkt referiert. Fazit seines Vortrages: jede gewünschte Verbessserung ist machbar, wenn sich einer findet, der am Ende bezahlt.
Erich Zwick


Professor Dr.-Ing. Willi Weißkopf (links), der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg, informiert den Kreistag in seiner Sommersitzung im halbwegs kühlen Spitalstadel von Freystadt. Aufmerksame Zuhörer: Landrat Albert Löhner, Stellvertretener Landrat Willibald Gailler und Stellv. Hauptverwaltungsleiter Werner Iberl (von links).
18.07.06
Neumarkt: Neues Verkehrszeitalter
Telefon Redaktion


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