20 Jahre nach dem Super-GAU

NEUMARKT. Mitglieder der Greenpeace-Gruppe Neumarkt erinnern am Mittwoch, 26.April, von 14.30 Uhr bis 18.30 Uhr am Rathausvorplatz an die Opfer des Super-GAUs in Tschernobyl am 26. April 1986.

Die gesundheitlichen Folgen der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vor 20 Jahren sind viel weitreichender als bislang angenommen. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Umweltschutzorganisation Greenpeace am 18. April in Kiew, Amsterdam und Berlin veröffentlichte. Genaue Opferzahlen können nach dem Bericht nicht genannt werden, weil sich die gesundheitlichen Folgen noch lange nicht abschließend beurteilen lassen. Klar wird aber, dass die Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) mit 4.000 Toten ein zu harmloses Bild zeichnen,hieß es. Der Report fasst viele bislang im Westen nicht berücksichtigte Studien unter anderem aus dem russischen Sprachraum zusammen.

Mahnwache am Rathaus

Bereits am Dienstag, 25. April, findet um 20 Uhr vor dem Neumarkter Rathaus eine Gedenkstunde mit einer Mahnwache an das Unglück von Tschernobyl statt.
Grünen-Kreisvorsitzender Roland Schlusche wird eine Ansprache halten.
"Keiner kann mit Bestimmtheit sagen, wie viele Menschen an den Folgen von Tschernobyl sterben werden. Dazu sind die Auswirkungen der Radioaktivität zu vielfältig und ist die Datenlage zu ungenügend", sagte Benjamin Probst, Greenpeace-Gruppe Neumarkt. "Deswegen aber nur von 4.000 Opfern zu sprechen, ist unverantwortlich".

Auch zwei Jahrzehnte nach dem Unfall ist der Zustand des havarierten Reaktors 4 des Atomkraftwerkes Tschernobyl in der Ukraine noch katastrophal. Die Schutzhülle aus Stahl und Beton, mit der die Reaktorruine von der Umwelt abgeschottet werden soll, ist vom Einsturz bedroht. Sie wurde im ersten halben Jahr nach der Reaktorkatastrophe hastig und unter schwierigsten Bedingungen errichtet. Die Konstruktion ist instabil. In der Außenwand klaffen Löcher, durch die der Wind radioaktiven Staub herausbläst und Regenwasser eindringt. Würde der Reaktor einstürzen, könnte eine radioaktive Staubwolke die Menschen in der Region erneut bedrohen und zusätzlichen Strahlenbelastungen aussetzen. Bis heute gibt es kein Gesamtkonzept zur langfristigen Absicherung der Ruine. Das mache ein weiterer von Greenpeace im April 2006 vorgelegter Bericht deutlich.

"Damit überlassen wir die Probleme von Tschernobyl den nachfolgenden Generationen, weil niemand in der Lage ist, die Folgen der Katastrophe auch nur annähernd zu lösen", erklärt Johanna Stehrenberg von der Greenpeace-Gruppe Neumarkt. "Die Baustelle Tschernobyl zeigt: Wir Menschen beherrschen nicht einmal die Aufräumarbeiten eines Atomunfalls. Geschweige denn die Atomkraft selber."

Greenpeace fordert, alle Atomkraftwerke so schnell wie technisch möglich abzuschalten und die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) umzuwandeln: Sie soll nicht länger die zivile Nutzung der Atomkraft fördern, sondern den weltweiten Ausstieg aus der Atomkraft beaufsichtigen.

Den Gesundheits-Report und die Studie "Keine Lösung in Sicht; Die Lage am Standort Tschernobyl" findet man hier: www.greenpeace.de/tschernobyl.
22.04.06
Neumarkt: 20 Jahre nach dem Super-GAU
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