Leider sollen im Zuge der Neugestaltung des Neumarkter Stadtparks viele alte und für das Stadtklima sowie als Lebensraum für viele Tiere und Insekten bedeutsame Bäume gefällt werden. Dabei wäre der Erhalt einer Vielzahl der zur Fällung freigegebenen Bäume möglich und steht einer Umgestaltung des Parks nicht im Wege. Im Gegenteil, der Erhalt der Bäume würde einen großen Mehrwert für Mensch und Natur mit sich bringen und auch noch Kosten einsparen, denn jede Baumfällung kostet eine Menge Geld.
Christopher Busch, Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung hält beispielsweise die Hainbuchen-Reihe entlang der großen Wiese auf der Schanze mit ihrem bizarren Wuchs für erhaltenswert. „Die Hainbuchen wurden vermutlich schon beim Anlegen des Parks als Hecke gepflanzt und sind auch schon in historischen Karten aus dem 19. Jahrhundert eingezeichnet. Somit haben diese auch einen kulturhistorischen Wert. Irgendwann hat man den Rückschnitt der Hecke eingestellt und mittlerweile haben sich daraus stattliche Bäume entwickelt. So etwas kann man sich nicht kaufen oder kurzfristig reproduzieren.“ so Busch. „Die Bäume haben auch schon Höhlen und Spalten ausgebildet, die für Fledermäuse, Vögel und Insekten einen einzigartigen Lebensraum bieten. Meine Empfehlung wäre, die Bäume stehen zu lassen und eine fachgerechte Kronenpflege durchzuführen. Dabei würde man gefährliches Totholz entfernen und die Bäume wären mit relativ geringem Aufwand für die Zukunft gesichert. Die Bäume stehen weder den geplanten Terrassengärten noch dem Blick auf die Rückseite des ehemaligen Pfalzgraphenschlosses und heutigen Amtsgerichts im Wege. Außerdem sollte man den Weg, der unter den Bäumen entlang führt und ohnehin erneuert werden muss, einige Meter von den Bäumen weg verlegen.“
Weiterhin sagt der Baumexperte Busch: „Auch bei der Erneuerung der Wegbeläge ist es wichtig, die Regeln zum Baumschutz auf Baustellen einzuhalten. Baumwurzeln können sich im gesamten Traufbereich der Bäume befinden. Bei Baumaßnahmen werden hier häufig Fehler gemacht, die die Bäume langfristig schädigen und dann erst Jahre und Jahrzehnte später für Folgekosten sorgen. Wenn Grabungen im Wurzelraum nicht vermieden werden können, sind diese per Handschachtung durchzuführen; Bodenverdichtung durch Baumaschinen oder das wenn auch nur kurzfristige Lagern von Baumaterialien muss vermieden werden; Wurzeln dürfen nicht abgerissen werden, wenn nötig sind sie mit der Handsäge zu durchtrennen. Außerdem können Baugruben Einfluss auf die Wasserversorgung von Bäumen nehmen, ggf. muss gewässert werden. Diese Punkte und noch mehr werden in den Technischen Regelwerken zum Baumschutz auf Baustellen DIN 18920 und der RAS LP 4 aufgeführt. Bei der Vergabe von Bauleistungen öffentlicher Auftraggeber gelten diese zwingend.“
Der gebürtige Neumarkter und BN-Experte für Stadtnatur und nachhaltige Siedlungsentwicklung Dr. Daniel Mühlleitner ergänzt: „Zwei Monate nachdem der neue bayerische Ministerpräsident gefordert hat, dass wir in Städten und Dörfern wieder mehr Grün brauchen, wird im Neumarkter Stadtrat darüber abgestimmt, mehr als ein Dutzend gesunder Hainbuchen zu fällen“, „Gerade solch alte und heimische Bäume müssen unbedingt erhalten werden. Die klimatischen und gesundheitlichen Wirkungen sind immens, die Feinstaubbelastung wird durch alte Bäume erheblich reduziert und besonders in der Nähe der extrem baumarmen Altstadt ist jeder einzelne Baum überlebenswichtig für uns Menschen. Selten wäre eine Fällung so unnötig wie hier! “