Bis unmittelbar an das Feuchtbiotop wurde abgeholzt
Fotos: Alfons Greiner
NEUMARKT. Die geplanten Umgehung von Mühlhausen sorgt für erheblichen Protest von Naturschützern. Sogar von "schlichtweg Größenwahn" ist die Rede.
Dabei spricht sich der Bund Naturschutz gar nicht gegen die Umgehung aus, zeigt sich aber entsetzt von der Umsetzung: schon jetzt sei eine 100 Meter breite Schneise in den Wald geschlagen.
Mit einem Sonntagsspaziergang der besonderen Art haben sich BN-Mitglieder aus Berching, Mühlhausen und Neumarkt einen ersten Eindruck von der geplanten Umgehung von Mühlhausen verschaffen wollen. Das Ergebnis war bestürzend und nicht nachvollziehbar, hieß es anschließend in einer Stellungnahme.
Der Bund Naturschutz sei sich der Problematik des Durchgangsverkehrs in Mühlhausen bewusst und habe deshalb einer Umgehung auch nicht widersprochen, hieß es. Was allerdings die Planer aus einer Ortsumgehung entwickelt haben, ist in den Augen der Naturschützer "schlichtweg Größenwahn". Eine 70 bis 100 Meter breite Schneise sei inzwischen durch den Wald südlich von Mühlhausen geschlagen worden - "ohne Rücksicht auf die vielfältigen Funktionen des Waldes".
Die Naturschützer fragen sich in ihrer Stellungnahme, ob "MdB, Staatssekretär, OB, Landrat und den Bürgermeistern beim kürzlichen Pressetermin wirklich klar war, was sie da bejubelten". neumarktonline hatte über das Pressegespräch berichtet. Wenn bei dieser Maßnahme auch andere Werte als „Asphalt um jeden Preis“ eine Rolle gespielt hätten, dann gäbe es bald eine wesentlich preiswertere Umgehung, dazu weniger Waldverlust, es gäbe Rücksicht auf vorhandene Biotope, die Ameisenfreunde hätten Zeit bekommen, Ameisenvölker umzusetzen, wie dies vor Jahren vor dem Bau der Brücke bei Greiselbach geschehen ist.
Und wenn die Natur im Fokus der Planer gelegen hätte, dann hätte man die Trasse leicht 30 Meter von einem wertvollen Feuchtgebiet und eingetragenem Biotop abrücken können und damit wäre "die Verfassung des Freistaates Bayern (...) berücksichtigt worden", hieß es.
So aber wurde nach Ansicht der Naturschützer "wieder einmal die Chance vertan, Natur und Umwelt als gleichrangig zu sehen, wobei für kommende Generationen der Erhalt der Lebensgrundlagen deutlich wichtiger ist als die geplanten Brücken mit ihren überdimensionierten Auffahrradien".
Es wäre den Planern gut angestanden, hier nach dem Beispiel der Anbindung östlich der B299 an der Greiselbacher Brücke zu verfahren. "So aber wurde schnell mal der Wald auf einer Fläche eines Fußballfeldes abgeholzt. Offensichtlich reicht das alles noch nicht, denn es wird wohl auch der Ausbau nachrangiger Straßen vorangetrieben", heißt es vom Bund Naturschutz.
Immer häufiger würden sich "verzweifele Bürger" an den BN mit der Frage wenden: „was kann ich denn tun, um solche Verwüstungen zu verhindern?“
Zum Schluß der Stellungnahme bemühten die Naturschützer sogar höchste Autoritäten:
Papst Franziskus habe mit seiner Enzyklika „Laudato si“ versucht, "gerade auch den Machern, den Politikern und den Gläubigen ins Gewissen zu reden". "Leider sind seine Worte bislang kaum ernst genommen worden", heißt es vom Bund Naturschutz, "und so wird der Tanz ums Goldene Kalb munter weitergetrieben".
70 bis 100 Meter breite Schneisen wurden geschlagen