"Nehmt es leichter"
NEUMARKT. Streß mit der Tochter oder dem Sohn ? Die Themenausstellung der Stadtbibliothek Neumarkt im September rät zu Gelassenheit
"Nehmt es leichter, liebe Eltern" - diesen beherzigenswerten Rat gibt die Stadtbibliothek im Monat September keineswegs nur, weil die Tochter plötzlich keinen Bock mehr auf die Schule hat oder der Sohn ein Zeugnis anschleppt, das man am liebsten gleich in den Papierkorb entsorgen möchte. Der Alltag hält auch darüber hinaus viele Gelegenheiten bereit, sich aufzuregen oder zu verzagen. Aber hilft das wirklich weiter?
- „Warum Raben die besseren Eltern sind“ überschreiben Jan-Uwe Rogge und Angelika Bartram ihren Schnelldurchgang durch die Erziehung vom Kleinkind bis zum Erwachsenenalter. Im Fokus stehen vor allem Eltern, die ihre Kinder überbehüten oder ihnen zu viele Freiräume lassen und die sich neu finden müssen, wenn der Nachwuchs flügge wird.
- „Das neue entspannt Erziehen und wie man mit seinen Aufgaben wächst“ von Gerhard Spitzer zählt viele Beispiele aus dem Alltag mit Kleinkindern bis zum Jugendalter auf. Fazit: Gelingen kann das entspannte Erziehen nur, wenn man sich in die Sichtweise von Kindern versetzt.
- „Solange du deine Füße...“ ist der Titel eines Ratgebers mit Tiefgang, mit dem Walter Schmidt typische Elternsprüche hinterfragt. Welche Werte verbergen sich hinter Sprüchen wie „Gegessen wird, was auf den Tisch kommt“ oder „Wir wollen ja nur dein Bestes“? Nützen oder schaden sie? Und gibt es nicht andere und bessere Alternativen?
- „Kinder im Tyrannenmodus“ machen Stress, und den will Gerhard Spitzer durch Verhaltensänderungen bei den Erwachsenen abbauen. Denn Trotzen, Nörgeln, Verweigern und Streiten sind Grundstrategien, mit denen Kinder ihre Grenzen austesten und sich den Anforderungen von Eltern und Schule zu entziehen versuchen. Mit Fallbeispielen verdeutlicht der Autor, wie man selbst von ungünstigen Verhaltensmustern als Reaktion wegkommt.
- „Alle Eltern können schlafen lernen“ tröstet das Elternpaar Julia Heilmann und Thomas Lindemann und testet mit Witz und Esprit allgemein bekannte Erziehungsweisheiten auf ihre Alltagstauglichkeit. Hier lautet das Fazit: unkonventionelle Lösungen sind hilfreicher, und Mut zum Chaos und Nichtperfekten kann durchaus das Familienleben bereichern.
- „Wer sind diese Kinder und warum sagen sie Mama zu mir?“ So humorvoll wie dieser Titel sind auch die Geschichten aus dem Alltag, die Daniela Oefelein zum Besten gibt. Von Mutter zu Mutter lässt sie ihre Leser von der Vor-Mama-Zeit bis zum Schuleintritt an ihrem Familienleben teilhaben.
- „Papa kann auch stillen“ legt Stefanie Lohaus ihrem Kind in den Mund und berichtet von ihren Erfahrungen, die gemeinsame Elternschaft wörtlich zu nehmen. Wie ist der Alltag zu gestalten, wenn Vater und Mutter die Erziehungs- und Hausarbeit gleichmäßig untereinander aufteilen und weiter beruflich tätig sind? Das Buch ist ein guter Wegweiser für (zukünftige) Eltern, die ein vergleichbares Modell in die Tat umsetzen wollen.
- „Schluss mit dem Spagat“ ruft Felicitas Richter allen gestressten Eltern zu, denen der Glaube an die viel gerühmte Work-Life-Balance abhandengekommen ist. Energisch wendet sie sich gegen die Lüge, alles sei möglich, man müsse sich nur selbst optimieren. Stattdessen zeigt sie Wege auf, Machbarkeits- und Perfektionsansprüche herunterzuschrauben und die Gelassenheit zu entwickeln „nur eines zu tun, um alles zu schaffen“.
- „Was ist bloß mit Mama los?“, fragt Karen Glistrup und zeigt in kindergerechter Sprache auf, welche Auswirkungen es auf den Nachwuchs hat, wenn Eltern seelisch erkranken, wenn Depressionen oder Süchte das Leben zur Hölle machen. Für völlig falsch hält die Familientherapeutin die von vielen Erwachsenen bevorzugte Haltung, die Kinder aus allem „herauszuhalten“.
- „Kleine Kinder – großes Abenteuer“ heißt der Ratgeber, mit dem Christine Merz Eltern Anregungen gibt, wie sie den Beginn der Krippen- oder Kindergartenzeit erfolgreich vorbereiten und begleiten können. Auch die Kriterien für einen „guten“ Kindergarten oder eine ebensolche Krippe sind sehr hilfreich.
- „Das Elternmitmachbuch“ von Günther Hoppe klärt Eltern über Einflussmöglichkeiten und Mitspracherechte in der Schule auf und erläutert, wie eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Schule und Elternhaus aussehen kann. Zehn Problem-Beispiele aus dem Lehrer-Eltern-Alltag veranschaulichen die Materie besonders gut.
- In „Planet Schule“ zeigt auch die Psychologin Ingeborg Saval, wie Eltern ihre Kinder durch den Schulalltag begleiten können. Wichtig ihr Rat, das Gespräch mit Kindern und Lehrern nie abreißen zu lassen und so auf denkbare Schwierigkeiten schnell und sicher reagieren zu können. Das ist vor allem auf das gefürchtete Mobbing gemünzt.
08.09.16
Neumarkt: "Nehmt es leichter"