NEUMARKT. Mit einem Festkonzert am Donnerstag, 23. Juni, um 20 Uhr im Konzertsaal des Reitstadels wird der „41. Bayerische Nordgautag“ eröffnet.
Dafür konnte der „Neumarkter Kammermusikkreis“, der in diesem Jahr sein 30jähriges Jubiläum begehen kann, gewonnen werden. Außerdem singt das Vokalensemble „Jungbrunnen 97“. Damit will sich Neumarkt als kulturelles Schaufenster und gerade auch als Stadt der Musik präsentieren.
Wie auch in anderen Kunstgattungen profitierte die Oberpfalz in der Geschichte von ihrer zentralen Lage im Herzen Europas. Neben durchreisenden Künstlern, die hier auch längerfristig tätig waren, brachte die Region auch zahlreiche eigene bedeutende Künstler hervor.
Unter der Leitung von Wolfgang Müller bringt das Streichorchester Schöpfungen oberpfälzischer Komponisten mit überregionaler Ausstrahlung zur Aufführung: Christoph Willibald Gluck, Jean Paul Egide Martini, Franz Gleißner, Caspar Othmayr und Max Reger.
Eröffnet wird das Konzert mit der Sinfonia B-Dur des Mozart-Zeitgenossen Franz Gleißner, der 1761 in Neustadt a.d.Waldnaab, der damaligen Residenzstadt des böhmischen Adelsgeschlecht der Lobkowitzer, geboren wurde. Gleißners Bedeutung als Komponist auf der einen und Lithograph auf der anderen Seite stehen sich ergänzend gegenüber; die Musikgeschichte kennt ihn bislang eher als Notendrucker.
Weitgehend unbekannt ist, dass Gleißner erstmals ein Werkverzeichnis der Kompositionen Wolfgang Amadeus Mozarts zusammenstellte. Da aus seinem Schaffen zahlreiche Werke als verschollen gelten, kann ein Gesamtbild seiner kompositorischen Arbeit und Qualität nur schwer erstellt werden. Seine kompositorische Arbeit erstreckt sich über Vokal-, Orchester- und Kammermusik und bietet eine weitgefächerte Auswahl an Genres. So befinden sich unter Gleißners Bühnenwerken Singspiele und Melodramen, aber auch Ballette.
Es folgt die dreisätzige Sinfonia g-moll von Jean Paul Egide Martini, der 1741 in Freystadt geboren wurde. Martini war ein durchaus einflussreicher und bedeutender Komponist im Paris des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Dem vor 200 Jahren verstorbenen Komponisten wird in diesem Jahr in zahlreichen Konzerten gedacht.
Von Max Reger, geboren 1873 in Brand bei Weiden, spielt das Orchester das „Lyrische Andante“ für Violoncello und Streicher, ein Gelegenheitswerk, das Reger für eine Hochzeit komponierte mit dem Titel „Liebestraum“. Danach folgt eine „Romanze“, ursprünglich für Geige und Klavier, für Streichorchester bearbeitet von Wolfgang Müller. Reger ist vor allem im Bereich der Kammer- und Orgelmusik von großer Bedeutung für die Entwicklung der Musik der Jahrhundertwende. Seine Kompositionen sind in der Tradition von Beethoven und Brahms zu sehen und galten um die Jahrhundertwende als Ausdruck des Konventionellen im Vergleich zu Wagner. Dennoch ist zu bemerken, dass Reger vor allem in seiner harmonischen Tonsprache neuartige und unerwartete Wege beschreitet und in seiner eigenen Zeit auch als Umstürzler gesehen wurde.
Ebenfalls von Max Reger singt das Vokalensemble „Jungbrunnen 97“ die beiden geistlichen Lieder „Gib dich zufrieden“ und „Schönster Herr Jesu“.
Darauf singt das Chorensemble drei Lieder des 1515 in Amberg geborenen Renaissance-Komponisten Caspar Othmayr: „Es steht ein Lind in jenem Tal“, „Wohlauf gut Gsell“ und „Mir ist ein feins brauns Maidelein“. Othmayr kann zu den bedeutendsten deutschen Liedkomponisten des 16. Jahrhunderts gezählt werden. Sein Schaffen umfasst nicht nur Vokalmusik, sondern beinhaltet auch Instrumentalkompositionen. Sein Kompositionsstil reflektiert den Wandel des musikalischen Stils um die Mitte des 16. Jahrhunderts.
Nach der Konzertpause spielt der Neumarkter Kammermusikkreis eine weitere Sinfonia (C-Dur) von Franz Gleißner. Danach folgt die Sinfonia G-Dur „Stockholmer“ von Christoph Willibald Gluck, der 1714 in Erasbach/Berching geboren wurde. Gluck geht als einer der berühmtesten Komponisten seiner Zeit in die Geschichte ein. Sein Schaffen erstreckt sich hauptsächlich über Werke für die Bühne. Das hohe Ansehen, dass Gluck Zeit seines Lebens genießt, zeigt sich in der finanziellen Unterstützung durch zahlreiche Mäzene, wie die Wiener Kaiserfamilie, und auch in hohen Auszeichnungen, wie der päpstlichen Ernennung zum Ritter „vom goldenen Sporn“.
Letztes Werk des Konzertabends ist die „Suite für Streichorchester“ von Wolfgang Müller, der 1953 in Weiden geboren wurde. Als 19jähriger komponierte Müller die Suite ursprünglich für Klavier. 2013 instrumentierte er sie für Streichorchester.
Der Neumarkter Musikphilologe studierte bei den Professoren Harald Genzmer und Wilhelm Killmayer Komposition und erhielt 1978 das Meisterklassendiplom. 1977 wurde ihm der Förderpreis der Stadt München verliehen. Er komponierte in den 70er Jahren eine Reihe von Werken für Orchester und Orgel, eine Kantate für Chor und Orchester sowie mehrere Kammermusikwerke. Nach längerer Pause ist er seit 1992 wieder kompositorisch tätig. 2015 wurde sein „Konzert für Violine und Orchester“ im Reitstadel durch das Wuppertaler Kammerorchester uraufgeführt.
Karten gibt es im Vorverkauf zum NBeispiel bei der Touristen-Info, Telefon 09181/255-125.