Attentäter mit Straße geehrt


Die Gemeinde Berg hat eine Strasse nach Georg Elser benannt

NEUMARKT. Über die Attentäter vom 20. Juli werden ganze Hollywood-Filme gedreht: jetzt hat die Gemeinde Berg eine Strasse nach Georg Elser benannt.

Der Schreinergeselle hatte schon 1939 einen Sprengstoffanschlag auf Hitler verübt und wurde kurz vor Kriegsende im KZ Dachau ermordet.

Im Jahr 2010 hat der Gemeinderat der Gemeinde Berg einstimmig den Vorschlag von Bürgermeister Helmut Himmler befürwortet, die Seitenstrasse der Ortsdurchfahrt von Berg und damit der Staatsstrasse 2240 nach Georg Elser zu benennen.


"Damit" – so Himmler in seiner damaligen Begründung - "ehren wir die Person Elser und setzen ihm in unserer Gemeinde ein ehrendes Gedenken." Gemeinhin würden aus dem NS-Widerstand Adelige, hohe Militärs, Vertreter der Kirchen, Gewerkschaften, Parteien und des Besitz- und Bildungsbürgertums hervorgehoben, nicht aber die ganz einfachen Leute aus dem Volk. Dazu habe Georg Elser gehört.

Wenn vom Widerstand gegen die Nazis die Rede ist, bleibt Georg Elser meist unerwähnt. Dabei hatte der schwäbische Schreinergeselle von der Ostalb schon fünf Jahre vor Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seinen Mitverschwörern des 20. Juli 1944 erkannt, welches Unheil das Regime der Nationalsozialisten für Deutschland bedeutete. "Ich habe den Krieg verhindern wollen", gab er später bei Verhören zu Protokoll.

Sein Sprengstoffattentat auf Adolf Hitler am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller mit einem Zeitzünder schlug fehl, weil der "Führer" 13 Minuten früher als geplant das Lokal verließ. Noch am selben Tag versuchte der Einzeltäter, in Konstanz in die rettende Schweiz zu flüchten. Doch er wurde von deutschen Zöllnern gestellt und am 9. April 1945, kurz vor Kriegsende, im KZ Dachau durch einen Genickschuss ermordet.

In Konstanz kannte sich Elser bestens aus, dort hatte er von 1925 bis 1932 als Handwerker und Fabrikarbeiter seinen Lebensunterhalt verdient. Deshalb will die Grenzstadt am Bodensee den Widerstandskämpfer aus Königsbronn zum 70. Jahrestag besonders ehren. Am Ort der Festnahme, wo seit 1981 nur eine unscheinbare Gedenktafel steht, soll künftig eine Büste an Elser erinnern.

Der am 4. Januar 1903 geborene Bauernsohn war ein begabter Tüftler. Die Bombe installierte er mit ungeheurer Ausdauer im Bürgerbräukeller. Nächtelang höhlte er heimlich eine tragende Säule aus und schaffte den Bauschutt in einer Aktentasche fort. So sollten ihn später auch seine entzündeten Knie verraten. Denn der Täter, das stand fest, hatte auf Knien arbeiten müssen, da die Bombe dicht über dem Fußboden angebracht war.

fer Elser war früh überzeugt, dass Hitler Krieg wollte. Das wollte der einfache Handwerker mit seiner seit dem Herbst 1938 geplanten Tat verhindern. Als Hitler noch während Elsers Vorbereitungen zu dem Attentat den Krieg anzettelte, wollte Elser mit seiner Tat wenigstens zu einem raschen Kriegsende beitragen. In einer Fabrik in Heidenheim sammelte er nach und nach Pulver, in einem Steinbruch in Königsbronn, wo er sich als Hilfsarbeiter durchschlug, stahl er Dynamit.

Bei den Verhören durch die Gestapo, bei denen er auch gefoltert wurde, bezeichnete sich Elser als Kommunist und Pazifist. "Ein Arbeiter muss euer Feind sein", erklärte er tapfer. Die Nazis glaubten ihm erst, dass er wirklich ein Einzeltäter war, als er auf ihre Anweisung hin die Bombe noch einmal nachgebaut hatte.

Die Bombe tötete acht Menschen. Hitler überlebte – weil er wegen Nebels nicht nach Berlin zurückfliegen konnte, einen Nachtzug nehmen musste und deshalb seine Rede abkürzte.
09.11.14
Neumarkt: Attentäter mit Straße geehrt
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