Gedanken zu Christi Himmelfahrt

Von Dekan Richard Distler

Was ist denn der Himmel? Für die Naturwissenschaft ist der Himmel der Sternenhimmel, der Himmel der Milchstraße und der Raketen. Mit riesigen Fernrohren und Teleskopen kann man heute einen Blick in die unendlichen Weiten des Weltalls werfen. Staunenswert ist dieses All und ebenso staunenswert ist alles, was uns Astronomen und Astronauten davon berichten. Aber in diesen Himmel ist Christus absolut nicht aufgefahren.

Im Volksmund ist der Himmel das Wetter, die Wolken oder die Heiterkeit eines blauen Himmels. Auch dieser Himmel ist mit dem heutigen Hochfest Christi Himmelfahrt nicht gemeint.

Gibt es auch einen "Himmel des Glaubens?" Gewiss, denn die heilige Schrift, ja Jesus selbst wird nicht müde, vom Himmelreich oder vom Reich Gottes zu erzählen, oft veranschaulicht in wunderbaren Gleichnissen. Aber was meint dann Jesus mit dem Himmel? Für ihn ist er der Ort, wo Gott wohnt, wo eine unmittelbare Beziehung zu ihm herrscht, der Ort der tiefsten Sehnsucht des Menschen, wo für ganz viele Platz ist und wo jeder zum himmlischen Gastmahl und zum "Hochzeitsmahl des ewigen Lebens" eingeladen ist.

Letztlich ist der Himmel Christus selbst, Christus in Person. Sagt er doch einmal im Johannesevangelium: "Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen!" Jesus ging es also um Beides: Er wollte, dass von der Erde möglichst viel an Gutem im Himmel aufbewahrt wird und dass möglichst viel Himmel schon auf Erden existiert. Aber wer hat schon den Himmel auf Erden? Vielleicht dann, wenn wir endlich Feierabend haben, Freunde treffen, daheim bei der Familie sind oder den Urlaub genießen können. Dann tut sich eine Ahnung vom Himmel auf.

Und dennoch: Mit seiner Ankündigung des Himmelreichs hatte Jesus eine noch größere Botschaft im Auge: Er wollte, dass auf der Erde nicht Menschen über Menschen herrschen, sondern dass möglichst Gott selbst die Herrschaft über die Herzen der Menschen übernehmen soll. Aber warum Gott? Gott deshalb, weil nur er die Menschen zur wahren Freiheit, zum wirklichen Frieden, zur dauerhaften Gerechtigkeit, zur aufrechten Wahrheit und zur gegenseitigen Liebe führen kann. Denn wo der Mensch Gott Herr sein lässt, da kann kein Mensch mehr den andern verletzen oder entwürdigen.

"Doch da nicht einmal Gott ahnen konnte, wie tief der Mensch fallen sollte", wie Papst Franziskus dieser Tage in Jerusalem sagte, hat Gott in Jesus sich selbst und sein Leben in die Waagschale geworfen. Mit Jesu Tod und Auferstehung kam das Himmelreich, kam der Himmel selbst auf Erden. Aber warum hat Jesus dann diese Welt verlassen und ist wieder in den Himmel aufgefahren? Die Antwort gibt er selbst im Johannesevangelium, wenn er sagt: "Ich werde euch nicht als Waisen zurück lassen. Ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben wird!"

Dieser Beistand ist der Heilige Geist, also die dauernde und bleibende Gegenwart des Himmels auf Erden, die ständige Gegenwart des Vaters und des Sohnes in den Herzen der Menschen und in den Beziehungen der Menschen untereinander. Oder im Bild gesprochen: Jesus kommt zur Erde und nimmt bei seiner Himmelfahrt alle Sorgen und Nöte der Erde mit in den Himmel, damit Himmel und Erde endgültig zusammenkommen und beieinander bleiben. Genau diese Botschaft hält uns der "Himmel des Glaubens" bereit.

Es ist die Botschaft: Mensch, du darfst aufatmen. Du bist nicht für die Erde, sondern für den Himmel bestimmt. Du hast ein Ziel und eine gute Zukunft. Für dich ist schon längst ein Quartiermacher unterwegs. Er wartet auf dich, denn "im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen".
29.05.14
Neumarkt: Gedanken zu Christi Himmelfahrt
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