Neumarkter wurden mitgerissen

Oberbürgermeister und Bundestagskandidat: Alois Karl sitzt zwischen zwei „Feuern“.

Tanzmüdigkeit kann man den Neumarktern wahrlich nicht nach-
sagen: die Paare drängen sich dicht an dicht in der Arena.
Fotos: Erich Zwick
NEUMARKT. Rasanter Trommelwirbel und ein ulkiges Fabeltier begrüßten die salopp bis modisch gewandteten Besucher der „Latin Summer Night“, hinter der am Anfang viele Fragezeichen standen: Bleibt das Wetter stabil schön? Hält das Programm, was es verspricht? Werden die Gäste zufrieden nach Hause gehen?
Die sorgenvolle Miene der „Strippenzieherin im Hintergrund“ und Organisatorin, Kulturamtsleiterin Dr. Gabriele Moritz, hellte sich immer mehr auf, je mehr die Zeiger der Uhr auf 20.00 rückten, und als schließlich Gastgeber Oberbürgermeister Alois Karl ein Loblied (aber nur als Sprechchor) anstimmte, war das letzte Sorgenfältchen wie weggeblasen.

Wer will es da dem Oberbürgermeister verdenken, wenn er bei
seiner Begrüßung auf Spanisch ins Schleudern gerät?
„Hoch Gabriele“, wie ein Ballbesucher die Schönwetterfront als Begleiterin durch die Nacht bezeichnete, beantwortete die erste Frage eindeutig.
Der zweite Knackpunkt: das Programm. Wenn man großzügig darüber hinweg sieht, dass Alois Karl zum Bundestagskandidaten besser geeignet ist als zum Conferencier (mit seinen Spanisch-Kenntnissen hapert es halt noch ein bisschen), dann entschuldigte man auch sein Zuspätkommen. War er doch in oberbürgermeisterlicher Funktion mit dem Alpenverein im Zillertal und auf dem Rückweg im Stau auf der Autobahn und im Gewitter über Oberbayern „hängen geblieben“.

Für karibische Klänge sorgt die Latin-Pop-Band „Barboleto“ mit
Sängerin und Tänzerin.
Diesen kleinen „Schönheitsfehler“ (war er überhaupt einer?) bügelte die Showtanzgruppe „Viva Brazil“ mit viel Anmut und temperamentvollem Schwung mehr als aus. Da kam selbst Alois Karl aus dem frenetischen Applaudieren nicht mehr heraus. Und mit ihm taten das mehr als tausend Begeisterte im weiten Rund der bengalisch illuminierten Arena der 98er Landesgartenschau, von der sich – nebenbei gesagt – die diesjährige Bundesgartenschau in München ein Scheibchen hätte abschneiden sollen.

Ein originell kostümiertes Fabeltier begrüßt die Ballbesucher am
„Tor zur Karibik“.
Na ja: die Politik blieb an diesem Abend ausgespart – trübe Gedanken ließ das Schlag auf Schlag ablaufende Programm erst gar nicht aufkommen. Die Latin-Pop-Band „Barboleto“ riß die Tanzbegeisterten von den Sitzen und wer lieber den kulinarischen Genüssen frönen wollte, der konnte Schlemmen bis zum Abwinken. An der 20 Meter langen Theke, an der Gaby und ihre dienstbaren Geister das Szepter schwangen, gab es keine „Staus“ und keine Wartezeiten. Noch zu gut war noch manchem Ballbesucher das

Mit Fingerspitzengefühl aus dem Hinter-
grund Regie geführt: „Ball-Managerin“ Kul-
turamtsleiterin Dr. Gabriele Moritz mit Rat-
haus-Pressesprecher Dr. Franz Janka.
Chaos der vorjährigen Fete in Erinnerung, was wohl dazu beitrug, dass die Gästezahl diesmal leicht rückläufig war, aber dennoch – wie erwähnt - die magische Zahl Eintausend durchbrach.
Und würde man noch jene mitzählen, die nach Einbruch der Dunkelheit von der Brücke über den Kanal das spektakuläre Prachtfeuerwerk mit verfolgten, wären es gut und gern noch ein paar hundert mehr gewesen.
Als weit nach Mitternacht der letzte vielleicht etwas vom Rotwein beschwingte Ballbesucher Sombrero behütet von der traumhaften Karibiknacht nach Hause schlenderte, hatten sich alle drei Fragezeichen vom Anfang in drei dicke Ausrufezeichen verwandelt: Grad schön war’s!!!
Erich Zwick
17.07.05
Neumarkt: Neumarkter wurden mitgerissen