"Unbequem, hart und radikal"

Von Dekan Monsignore Richard Distler

Ob er wohl in unsere Zeit passen würde? Ob wir wohl auf seine Stimme hören würden? Er war unbequem und er könnte es auch heute sein. Gewiss würde er uns aus unserer Gedankenlosigkeit wachrütteln, vielleicht sogar etwas unsanft, recht un-"soofty" und gewiss nicht schmeichelhaft. Er war kein "Betroffenheits-Typ" oder Schönredner. Unbequem, hart und radikal konnte er sein, vor allem gegenüber der Obrigkeit. Johannes der Täufer, dieser unbequeme Mahner, dieser große Zeigefinger auf den Messias hin, dieser Bußprediger vom Jordan und Quartiermacher für den größeren Herrn, den Christus.

"Damit der Herr kommen kann", das war seine Botschaft oder kurz: "Bereitet dem Herrn den Weg, macht ihm die Pfade eben". So steht es übrigens auch auf der großen Glocke der Hofkirche, die seit dem Jahr 2002 seinen Namen "Johannesglocke" trägt. Für ihn, Jesus, seinen vermutlich Verwandten und den kommenden Richter und Retter der Welt tat er den Mund auf. So ist er auch in unserer Neumarkter Johanneskirche dargestellt, nicht fromm schweigend, sondern fordernd und mit offenem Mund am Südportal der Pfarrkirche, wie wenn er seine Botschaft auch noch heute mitten hinein in unsere Stadt und in unser Oberpfälzer Land auszurichten hätte.

Er, der Stadtpatron von Neumarkt, steht mitten unter uns. Sein Fest feiert die Kirche als Hochfest an diesem Sonntag, der heuer direkt auf seinen Namenstag, auf den 24. Juni fällt. Was ist seine Botschaft für uns heute?

Johannes ist der Rufer zur Umkehr. Aber warum und wozu umkehren? Unsere moderne Welt ist stark auf das Äußere, das Sichtbare und Machbare ausgerichtet. "Aber in Wahrheit ist das Unsichtbare wie z.B. die menschliche Seele großartiger und mehr wert als alles Sichtbare", so schreibt einmal Joseph Ratzinger. Aber um dies zu erkennen, ist es nötig, umzukehren, sich innerlich von Gott gleichsam umdrehen zu lassen, die Illusion des Sichtbaren zu überwinden und für das Unsichtbare, vor allem für das Göttliche eine Antenne zu bekommen.

Johannes geht es darum, dass auch der heutige Mensch die Anwesenheit Gottes in der Welt erspürt und dass er immer dafür sensibler wird, dass Gott in uns und durch uns Menschen anwesend sein möchte. Dieses Umkehren und Umdenken blieb auch dem Johannes selber nicht erspart. Besonders als er im Gefängnis war, wurde ihm die dunkle Seite Gottes gezeigt. Jesus selbst blieb ihm zeitweise dunkel. Er schickt sogar Boten zu ihm und lässt fragen: "Bist du es, der da kommen soll oder sollen wir auf einen anderen warten?" Doch das macht gerade die Größe des Johannes aus: Auch im Dunkeln wartet er auf das Kommen des Herrn, auch im Dunkeln bleibt er seiner Berufung und Sendung treu, bis ihn der unrühmliche Herodes brutal beseitigen lässt.

Gott oder dem Glauben treu beleiben, auch wenn es dunkel wird im Leben. Das ist eine wichtige Botschaft des Johannes gerade an den heutigen Menschen. Mit Gott rechnen, sein Kommen erwarten und sich auf ihn einstellen. Ob wir wohl heute auf diese seine Botschaft und seine Stimme hören würden?
22.06.12
Neumarkt: "Unbequem, hart und radikal"
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