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Klinik verlassen

NEUMARKT. Die von dem Sex-Gangster entführte und mißbrauchte Neumarkterin konnte am Mittwoch das Krankenhaus wieder verlassen. Bei einer Pressekonferenz in Nürnberg wurden nähere Einzelheiten des Verbrechens und zur Festnahme des Täters bekannt.

So bestätigten Polizeisprecher, daß die 22jährige Frau den Asthma-Anfall in Schleswig-Holstein nur vorgetäuscht hat, um ihrem Peiniger zu entkommen - was glücklicherweise auch dank der umsichtigen Sanitäter gelang.

Der 48jährige Bernhard Peter S. leistete bei seiner Festnahme am Dienstagabend gegen 21.30 Uhr in Thüringen (neumarktonline berichtete als erste Zeitung weltweit) keinen Widerstand. Polizisten hatten das zur Fahndung ausgeschriebene Auto seines Opfers mit Neumarkter Kennzeichen auf einem Parkplatz vor einer Klinik entdeckt. Möglicherweise wollte er sich hier wieder ein Opfer suchen.

"Er war tatsächlich überrascht von der Festnahme", erklärte Kriminaldirektor Thilo Bachmann bei der Pressekonferenz am Mittwoch in Nürnberg. Bei der Festnahme hatte der Täter die Waffe dabei, mit der er seine Opfer bedroht hatte - eine echt aussehende aber vergleichsweise wenig gefährliche Softair-Pistole.

Wie es bei der Pressekonferenz am Mittwoch-Mittag in Nürnberg hieß, steht S. im dringenden Tatverdacht, bereits am Dienstag vor einer Woche gegen 17.15 Uhr auf einem Parkplatz in Nürnberg-Langwasser eine 20jährige Frau in seine Gewalt gebracht und anschließend in einem Waldstück vergewaltigt zu haben. Obwohl sofort intensive Fahndungsmaßnahmen eingeleitet wurden, konnte der Mann zunächst nicht gefasst werden.

Am letzten Freitag konnte nach einem Zeugenhinweis der Wagen des 48jährigen Mannes in einem Waldstück nahe Rummelsberg aufgefunden werden. Die Polizei dehnte wegen der örtlichen Nähe die Suche auch auf den Landkreis Neumarkt aus (neumarktonline berichtete noch am gleichen Tag).

Am Dienstag wurde dem Fachkommissariat der Nürnberger Kripo bekannt, dass der gesuchte Mann offensichtlich am Montag in den Mittagsstunden die 22jährige Krankenschwester aus dem Gemeindegebiet Berngau in der Nähe des Neumarkter Klinikums überfallen und in seine Gewalt gebracht hat. Er fuhr mit ihr in ihrem Auto nach Pleinfeld und hob dort vom Konto der Frau 1000 Euro ab, bevor er mit ihr nach Schleswig-Holstein flüchtete. Auch dem Weg dorthin mußte die Neumarkterin teilweise das Auto selbst steuern.

Auf einem Parkplatz in Glücksburg (nördlich von Flensburg), in der Nähe der Strandpromenade, bemerkten dann Zeugen eine junge Frau, die offensichtlich medizinische Probleme hatte, und verständigten gegen den Willen ihres Begleiters den Rettungsdienst. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um die in Neumarkt entführte 22jährige Frau und den gesuchten S.

Dem umsichtigen Vorgehen der Sanitäter ist es zu verdanken, dass S. mit dem Auto des Opfers letztendlich flüchtete und sein Opfer im Krankenwagen zurückließ, hieß es bei der Pressekonferenz.

Während sich die Frau in der Gewalt des Täters befand, war sie von ihm gefesselt und sexuell missbraucht worden, bestätigte am Mittwoch ein Polizeisprecher.

Die junge Frau wurde in der Nähe von Flensburg in einem Krankenhaus medizinisch versorgt, hat aber das Krankenhaus zwischenzeitlich wieder verlassen. Eine erste Befragung konnte inzwischen durchgeführt werden. Die Frau bestätigte, dass er sie mit vorgehaltener Schusswaffe gezwungen hat, in ihr Auto zu steigen und mit ihm wegzufahren.

Den Schwächeanfall auf dem Parkplatz hat die Frau vorgetäuscht, damit die Passanten auf sie aufmerksam werden.

Beamte des zuständigen Nürnberger Fachkommissariates fuhren nach Bekanntwerden der Tat sofort nach Flensburg, um die Betreuung und Vernehmung der Frau mit zu übernehmen.

Nach der intensiven Öffentlichkeitsfahndung konnte S. am Dienstag gegen 21.30 Uhr in Gotha/Thüringen von einer Polizeistreife im Rahmen der Fahndung widerstandslos festgenommen werden. Er führte bei seiner Festnahme die Tatwaffe mit. Es handelt sich um eine Softair-Pistole.

Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth wurde der Mann noch in der Nacht von Fahndungskräften der Nürnberger Polizei und Mitarbeitern des zuständigen Fachkommissariates in Gotha abgeholt und nach Nürnberg in die Polizeihaftanstalt gebracht.

Inzwischen wurde eine erkennungsdienstliche Behandlung und eine erste Vernehmung des Mannes durchgeführt. Er räumte dabei die Überfälle auf die beiden Frauen und die sexuellen Übergriffe ein.

Bereits nach dem Überfall auf die 20jährige Frau am 12.Oktober wurde von der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ein Haftbefehl beantragt. S. wird am Mittwoch im Laufe des Tages dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Nürnberg-Fürth überstellt.

Die Nürnberger Kripo hat eine Arbeitsgruppe gebildet, um den genauen Tathergang der beiden Übergriffe aufzuarbeiten.

Wie erst am Dienstag bekannt wurde, hatte der Täter bereits am 2. September in der Innenstadt von Nürnberg einen blauen Renault Clio mit dem Kennzeichen N-BG 736 entwendet. Dieses Fahrzeug benutzte er seither als "Zweitfahrzeug".

Die Polizei fragt in diesem Zusammenhang:

• Wer kann Angaben über den Aufenthalt dieses Fahrzeuges in der Zeit von 2.September bis 19.Oktober machen? Wurde das Fahrzeug möglicherweise auf Parkplätzen beobachtet?

Hinweise an den Kriminaldauerdienst Mittelfranken unter Telefon 0911/2112-3333.

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ISSN 1614-2853 21. Jahrgang

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